[1258] In der stillen Halle [Gerold, SL]

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Re: [1258] In der stillen Halle [Gerold, SL]

Beitrag von admin »

„Ob in jedem Problem eine Gelegenheit steckt?“ Konrads Blick blieb auf den Weg vor ihnen gerichtet, während sie nebeneinander durch das nächtliche Krakau schritten. Die Gassen waren still, doch nicht leer – Schatten bewegten sich, Leben flackerte hinter Fensterläden, und das Murmeln der Stadt schlief nie ganz. „Nicht zwangsläufig. Aber ein weiser Mann erkennt, wann sich ein Problem als Schleier tarnt. Und wann nicht.“ Die Worte waren ruhig gesprochen, aber sie trugen jenen trockenen Ton, den nur jene annehmen, die selbst zum Schleier geworden sind. Er ließ Gerolds nächste Frage kurz in der Luft hängen. Dann, ohne Eile, antwortete er: „Ich habe von Kriegerinnen gehört. Einige sah ich auf dem Schlachtfeld. Andere auf dem Konzil. Wenige aber hinterließen Eindruck. Die meisten brannten hell – und kurz.“ Es war nicht herablassend gesprochen, sondern wie eine Feststellung aus tiefem Abstand. Eine Erinnerung, die keinen Schmerz mehr trug, nur Zahlen.

Doch bei dem Namen „Yael“ blieb Konrad stehen. Nicht abrupt – sondern mit jener leisen Endgültigkeit, die wie ein fest verschlossener Deckel wirkt. Er wandte sich leicht zu Gerold, musterte ihn. Kein Zorn, keine Angst – aber auch kein offenes Interesse. Nur die stille Art eines Mannes, der einen Begriff erkennt, ohne ihn sofort zu deuten. „Ein seltener Name“, sagte er schließlich. „Aber er ist mir nicht fremd.“ Eine Kunstpause. Dann: „Wenn das die Kainitin war, von der ich denke... dann habt Ihr mehr gesehen, als Euch bewusst ist.“ Ein kurzer Blick, forschend, aber nicht direkt herausfordernd. „Solche Erzeuger hinterlassen keine Kinder – sie hinterlassen Fackeln, die leuchten. Oder brennen.“

Der Ventrue ging wieder an, als wäre nichts geschehen – doch seine Haltung hatte sich unmerklich verändert. Etwas vorsichtiger. Etwas wacher. „Ihr haltet ihre Erinnerung in Ehren – das spricht für Euch. Aber erinnert Euch daran: Die Vergangenheit adelt uns nicht. Nur unsere Taten.“ Konrad ließ den Blick durch die Gasse wandern. Am Ende, jenseits einer niedrigen Holzbrücke über einen Wasserlauf, ragten die Dächer des Klosters auf. Dunkel gegen den Nachthimmel, das steinerne Kreuz kaum zu erkennen. „Dort liegt Euer Auftrag“, sagte Konrad ruhig. „Nicht schwer. Aber entscheidend. Wenn Ihr das Pergament beschafft – still, unerkannt, mit klarem Geist – dann zeigt Ihr, dass Ihr mehr seid als bloßer Träger eines Namens.“
Gerold
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Re: [1258] In der stillen Halle [Gerold, SL]

Beitrag von Gerold »

"Und ihr seid darin wohl gut.", meinte Gerold und für einen Moment huschte ein Lächeln über sein ernstes Gesicht.

"Sie sterben schnell?". fügte er eine Frage an. Es wunder ihn nicht, aber Yael war wohl aus anderem Holz geschnitzt, oder aus was auch immer Kainskinder waren.

"Doch nicht verbrennen hoffe ich?", fragte er vorsichtig. Das lag wohl an ihm. Er musterte das Kloster aus der Dunkelheit. "Misstrauisch also? Den Versuch eine Abschrift zu bekommen, für eine Spende vielleicht, würdet ihr also nicht empfehlen?", meinte Gerold. Er ließ sich bei der Sache etwas Zeit, suchte nach einer Schwachstelle. Es war ein schöner Bau, aber etwas düster. Kein Wunder, dass die Nonnen da eigen waren. Ließ man Weiber allein mussten sie ja seltsam werden.
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Re: [1258] In der stillen Halle [Gerold, SL]

Beitrag von admin »

„Ob ich gut darin bin?“ Konrad drehte den Kopf ein wenig, sein Blick ruhte für einen Moment auf dem jungen Salubri. „Nein, Herr Gerold. Ich bin darin geübt.“ Die Korrektur war ruhig, fast beiläufig, doch mit der Bestimmtheit eines Mannes, der den Unterschied zwischen Talent und Disziplin mit jeder Faser verkörperte. Er schwieg auf die Frage nach dem Tod. Schweigen, das nicht unangenehm war, sondern schwer – wie ein Mantel, den man ablegen könnte, aber nicht will. Erst nach einigen Schritten sprach er weiter: „Sie sterben, weil sie zu sehr auffallen. Weil Stärke in unserer Welt nicht nur bewundert, sondern gefürchtet wird. Und was man fürchtet… das wird selten lange geduldet.“

Die Worte klangen ruhig, aber sie trugen eine Kante – nicht gegen Gerold, sondern gegen jene Ordnung, in der Konrad sich bewegte und überlebte. Als sie das Kloster am Horizont erblickten, folgte sein Blick dem des Ritters. Ein dunkler, massiver Bau, vom Schatten der Nacht umhüllt. Konrad sprach sachlich: „Eine Abschrift durch eine Spende? Möglich. Aber gewiss nicht diskret. Solche Dinge hinterlassen Spuren – und Fragen. Und wenn ich etwas nicht brauche, dann Fragen in dieser Richtung.“ Ein kurzer Blick zur Seite, nicht prüfend, sondern abwägend: „Wenn Ihr mit Gold handelt, so erfährt es die Stadt. Wenn Ihr mit Worten handelt, wird sie aufmerksam. Doch wenn Ihr mit Geduld handelt – dann schweigt sie.“

Der Ventrue hielt einen Moment inne, als müsse er die nächsten Worte wiegen. „Ihr sollt das Kloster nicht heute betreten. Beobachtung ist die erste Form von Einfluss. Ihr werdet es kennenlernen. Den Rhythmus, die Wachen, die Rituale. Erst dann werdet Ihr entscheiden, wie Ihr das Ziel erreicht.“ Konrad verschränkte die Hände auf dem Rücken. Seine Stimme senkte sich leicht – nicht im Ton, sondern im Gewicht: „Und bedenkt: Es ist nicht der direkte Weg, der uns als Händler, als Kainiten, als Männer unserer Art formt. Es ist der Umgang mit den Umwegen.“ Dann, mit einem knappen Nicken, wandte er sich von dem Anblick ab, zurück in Richtung der Stadt. „Kommt. Die Straßen Krakaus mögen alt sein – aber ihre Stimmen sind jung. Ich zeige Euch, wo sie am lautesten flüstern.“
Gerold
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Re: [1258] In der stillen Halle [Gerold, SL]

Beitrag von Gerold »

Geübt...Gut...das klang Ähnlich. Aber diesen Gedanken verschwieg Gerold besser. Er wollte den Anderen nicht korrigieren. Er hatte sich schon zu viel geleistet.
"Also mangelt es den Frauen nicht an Talent.", sprach er, jetzt auf Frauen mit Waffen bezogen. In seiner Heimat hatte es das nicht gegeben. Da gehörten sie noch an den Webstuhl.
"Infiltration also? Weckt das nicht noch mehr fragen?", meinte der Kreuzritter," Sie dürfen wohl wirklich nichts bemerken. Eine heikle Sache." Naja, erstmal kam wohl wirklich die Beobachtung. Erstmal gingen sie weiter spazieren. Die Worte Konrads wirkten mysteriös. Flüsterne Straßen...das war fast poetisch. Sie gingen weiter...Nur einen letzten Blick tat er zum Kloster, die Gabe des Auspex nutzend, um mehr zu sehen.
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Re: [1258] In der stillen Halle [Gerold, SL]

Beitrag von admin »

Konrad lauschte Gerolds Worten, ohne ihn dabei anzusehen. Die Gassen lagen ruhig unter ihren Schritten, die Laternen der Nachtwächter flackerten in der Ferne, zu weit entfernt, um mehr als Silhouetten zu werfen. Die Straßen Krakaus sprachen tatsächlich leise – und Konrad wusste, wie man lauschte. „Talent ist nichts ohne Maß“, entgegnete er nüchtern. „Männer wie Frauen. Stärke, die sich nicht fügt, wird zur Gefahr. Und Gefahren... haben eine kurze Halbwertszeit.“ Er ließ offen, ob er dabei von Yael sprach. Oder von Gerold. Als der Salubri von Infiltration sprach, blieb Konrad einen halben Schritt zurück – nicht, um Abstand zu schaffen, sondern um sich aus dem Gespräch zu lösen, wie ein Händler, der einen Handel bereits abgeschlossen hat.

„Ich sagte nicht, wie Ihr es tun sollt.“ Die Worte kamen kühl, beinahe beiläufig. „Ich sagte nur, was nicht geschehen darf.“ Er ließ einen Moment verstreichen, bevor er mit leiser Klarheit fortfuhr: „Wenn ich jeden Zug erklären müsste, Herr Gerold, wäre ich ein Lehrer. Aber ich bin ein Kaufmann. Und ich investiere. Nur was sich bewährt, wird Teil meines Hauses.“ Sein Blick glitt kurz zur Seite, nicht abschätzig, aber messend. „Wenn Ihr also das Bedürfnis habt, mich zu fragen, wie man eine Nadel führt – dann solltet Ihr vielleicht am Webstuhl stehen.“

Für einen Moment schwieg er, die Worte in der Luft hängen lassend wie das Echo einer Glocke in einer leeren Halle. „Doch ich bin bereit zu glauben, dass Ihr mehr seid als das. Denn sonst wäret Ihr nicht hier.“ Der Weg führte sie nun tiefer in die Stadt, dort wo die Fassaden sich eng zusammenschoben und aus den dunklen Höfen der Geruch von Feuerstein und geräuchertem Holz stieg. Konrad ging unbeirrt voran. „Beobachtet. Entscheidet. Handelt. Und wenn Ihr es klug anstellt, wird niemand je erfahren, dass Ihr etwas getan habt.“ Ein kurzer Seitenblick. „So beginnt Einfluss. So beginnt ein Ruf.“
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Re: [1258] In der stillen Halle [Gerold, SL]

Beitrag von Gerold »

"Ihr kennt eine Menge Weisheiten.", meinte Gerold und wusste nicht ob es als Stichelei oder ehrlich war. Naja, hoffentlich würde sich Konrad nicht angegriffen fühlen. "Ja, einen Ruf versuche ich mir hier zu erarbeiten. Zur Mehrung der Ehre unseres Clans, der stark in der Kritik steht. Neider sträuen ihr Salz in den fruchtbaren Boden.", meinte er...und fing jetzt auch wohl an mit den Metaphern.

Plötzlich hielt der Ritter an als wären seine Füße müde geworden. "Führt der Spaziergang noch wohin? Ansonsten würde ich mich langsam verabschieden. Ich habe ja noch zu tun.", meinte er nicht unfreundlich.
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Re: [1258] In der stillen Halle [Gerold, SL]

Beitrag von admin »

Konrad blieb stehen. Nicht hastig, nicht überrascht – sondern mit jener ruhigen Endgültigkeit, die einen Raum verändert, ohne ein einziges Wort zu sprechen. Er wandte sich zu Gerold, sein Blick kühl und still, die Haltung so aufrecht wie zu Beginn des Abends. „Ich kenne Weisheiten, weil ich die Fehler gesehen habe, aus denen sie geboren wurden“, entgegnete er, die Stimme weder verletzt noch beleidigt – aber von jener Schärfe durchzogen, die kein Lächeln mehr trug. „Einige davon erlebe ich gerade erneut.“

Der Ventrue trat einen Schritt näher, nur einen – genug, um die Distanz spürbar zu machen. „Ihr wollt Euch einen Ruf erarbeiten. Das ist ehrenwert.“ Eine kurze Pause, dann fuhr er fort – das Gewicht seiner Worte schnitt nun wie ein gut geführter Federkiel. „Doch ein Ruf wird nicht durch Eifer allein gewonnen. Sondern durch Demut, wenn sie gefordert ist. Und durch Maß – besonders in Gegenwart derer, die Euch führen sollen.“ Seine Stimme wurde etwas leiser, ohne an Autorität zu verlieren. „Wenn ein junger Kainit in der Gegenwart eines Ancilla selbst bestimmt, wann ein Gespräch endet, zeigt er nicht Unabhängigkeit – sondern Unkenntnis. Ich rate Euch, diese Geste zu überdenken. Ihr seid kein Bettler, Herr Gerold, das will ich Euch nicht unterstellen. Aber Ihr habt eben auch noch keinen Sitz am Tisch verdient.“

Ein langer Augenblick, dann trat Konrad wieder zurück, seine Haltung wieder kontrolliert, unnachgiebig, aber nicht feindselig. „Ich werde Euch nicht aufhalten. Ihr habt zu tun, sagt Ihr – dann wünsche ich, dass Ihr daraus Nutzen zieht.“ Ein kurzer Blick, der mehr prüfte als sprach. „Doch ich rate Euch, den nächsten Schritt auf diesem Weg... überlegter zu setzen.“ Er wandte sich leicht zur Seite, so dass die Straße nun wieder zwischen ihnen lag. „Wenn Ihr Erfolg habt, wird man von Euch sprechen. Und wenn nicht... wird man sich an Euren Abgang erinnern.“
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Re: [1258] In der stillen Halle [Gerold, SL]

Beitrag von Gerold »

(Ich glaub dann können wir diesen Thread erstmal schließen.)
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