von Bogdan » Do Jul 03, 2025 2:17 pm
Der Alte saß im Schatten des Hauses.
Das Holz knarrte leise unter seinem Gewicht, als er sich auf dem niedrigen Schemel niederließ.
In der Luft lag der Geruch von Moos, altem Papier und warmer Erde.
Von draußen drang das stetige, ruhige Strömen des Flusses herein,
als würde die Weichsel selbst zuhören.
Seine Finger glitten über einen glatten Stein,
dann über das Fell eines Katers, den nur wenige wirklich sahen.
Sein Blick blieb auf die offene Tür gerichtet, wo draußen das Wasser glitzerte.
„Ich war vielleicht acht oder neun, als es geschah.“
Die Worte waren leise, eher dem Raum als einem Gegenüber gesprochen.
Und doch galt sie jemandem – vielleicht Nicolai, vielleicht dem Haus, vielleicht der Weichsel selbst.
„Mein Dziadek lag im Sterben.
Die Familie war versammelt.
Die Mutter weinte.
Der Pfarrer murmelte, doch er... er rief nur nach mir.“
Ein Hauch von Rauch schlich durch den Raum,
wie die Erinnerung selbst, die plötzlich Form annahm.
„‚Bogdan‘, hat er gesagt, ‚du wirst meine Stiefel holen, wenn ich fort bin.
Du wirst sie reinigen.
Und du wirst sie dem geben, der mein Werk fortführt.
Nicht dem Ältesten. Nicht dem Priester.
Dem, der den Weg versteht.‘“
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht – kurz und schief.
„Ich war ein Kind. Ich habe genickt. Ich habe es versprochen.“
Ein Windstoß ließ ein Papier im Regal rascheln.
„Nach seinem Tod...
niemand wollte die Stiefel.
Sie rochen nach altem Leder, nach Schweiß und Blut.
Doch ich – ich hab sie genommen.
Hab sie gereinigt.
Hab gewartet.“
Der Alte sah nun auf den Boden, als lausche er einem zweiten, inneren Strom.
„Jahre später kam ein Mann.
Dunkle Haare, dunkle Augen.
Er sprach wenig.
Er kannte den Wald.
Er wusste, wann man den Wind hört – und wann man ihn fürchtet.“
Er nickte, diesmal nicht zu sich selbst, sondern vielleicht dem Geist eines längst gegangenen Jägers.
„Ich gab ihm die Stiefel.
Er hat sie nicht sofort angenommen.
Aber er hat sie getragen.
Viele Jahre.
Bis ich ihn Jahre später wiedertraf.“
Bogdan erhob sich langsam, nahm ein kleines Holzbötchen, das in einer Ecke auf ihn gewartet hatte.
Er trat zur Türschwelle, blickte auf das glitzernde Schwarz der Weichsel.
In das Bötchen legte er ein kleines Stück zusammengefaltetes Leder –
darauf mit ruhiger Hand nur ein einziger Titel geschrieben.
„Der treue Wesir und der falsche Freund“
Die Geschichte befand sich im Inneren.
Mit leiser Geste setzte er das Boot aufs Wasser.
Ein Ruck, ein Schubser –
und es trieb hinaus, der Strömung folgend,
fort in die Nacht.
Er sprach nicht mehr.
Das Haus atmete still.
Und die Weichsel nahm die Geschichte mit.
Der Alte saß im Schatten des Hauses.
Das Holz knarrte leise unter seinem Gewicht, als er sich auf dem niedrigen Schemel niederließ.
In der Luft lag der Geruch von Moos, altem Papier und warmer Erde.
Von draußen drang das stetige, ruhige Strömen des Flusses herein,
als würde die Weichsel selbst zuhören.
Seine Finger glitten über einen glatten Stein,
dann über das Fell eines Katers, den nur wenige wirklich sahen.
Sein Blick blieb auf die offene Tür gerichtet, wo draußen das Wasser glitzerte.
[b]„Ich war vielleicht acht oder neun, als es geschah.“[/b]
Die Worte waren leise, eher dem Raum als einem Gegenüber gesprochen.
Und doch galt sie jemandem – vielleicht Nicolai, vielleicht dem Haus, vielleicht der Weichsel selbst.
[b]„Mein Dziadek lag im Sterben.
Die Familie war versammelt.
Die Mutter weinte.
Der Pfarrer murmelte, doch er... er rief nur nach mir.“[/b]
Ein Hauch von Rauch schlich durch den Raum,
wie die Erinnerung selbst, die plötzlich Form annahm.
[b]„‚Bogdan‘, hat er gesagt, ‚du wirst meine Stiefel holen, wenn ich fort bin.
Du wirst sie reinigen.
Und du wirst sie dem geben, der mein Werk fortführt.
Nicht dem Ältesten. Nicht dem Priester.
Dem, der den Weg versteht.‘“[/b]
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht – kurz und schief.
[b]„Ich war ein Kind. Ich habe genickt. Ich habe es versprochen.“[/b]
Ein Windstoß ließ ein Papier im Regal rascheln.
[b]„Nach seinem Tod...
niemand wollte die Stiefel.
Sie rochen nach altem Leder, nach Schweiß und Blut.
Doch ich – ich hab sie genommen.
Hab sie gereinigt.
Hab gewartet.“[/b]
Der Alte sah nun auf den Boden, als lausche er einem zweiten, inneren Strom.
[b]„Jahre später kam ein Mann.
Dunkle Haare, dunkle Augen.
Er sprach wenig.
Er kannte den Wald.
Er wusste, wann man den Wind hört – und wann man ihn fürchtet.“[/b]
Er nickte, diesmal nicht zu sich selbst, sondern vielleicht dem Geist eines längst gegangenen Jägers.
[b]„Ich gab ihm die Stiefel.
Er hat sie nicht sofort angenommen.
Aber er hat sie getragen.
Viele Jahre.
Bis ich ihn Jahre später wiedertraf.“[/b]
Bogdan erhob sich langsam, nahm ein kleines Holzbötchen, das in einer Ecke auf ihn gewartet hatte.
Er trat zur Türschwelle, blickte auf das glitzernde Schwarz der Weichsel.
In das Bötchen legte er ein kleines Stück zusammengefaltetes Leder –
darauf mit ruhiger Hand nur ein einziger Titel geschrieben.
„Der treue Wesir und der falsche Freund“
Die Geschichte befand sich im Inneren.
Mit leiser Geste setzte er das Boot aufs Wasser.
Ein Ruck, ein Schubser –
und es trieb hinaus, der Strömung folgend,
fort in die Nacht.
Er sprach nicht mehr.
Das Haus atmete still.
Und die Weichsel nahm die Geschichte mit.