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[1258] Die Schatten erheben sich [Alexander, Agnellina]

Verfasst: Mo Feb 17, 2025 5:21 pm
von Alexander
Es war einer eben dieser warmen klaren Abende, die den Sommer Südpolens ausmachten. Die Sonne befand sich gerade im Begriff unterzugehen und auf einer Anhöhe rollte eine schwarze Kutsche auf einer Straße Richtung Krakau. In der Hauptstadt kehrte langsam die allabendliche Ruhe ein, eine Stille nur vom steigen Klappern der schweren schwarzen Pferde vor eben jener Kutsche, durchbrochen.
Der Kutscher passierte ohne große Umschweife oder eine Durchsuchung die Tore. In den Straßen wichen die wenigen Unglücklichen, die noch während des Sonnenuntergangs außer Haus waren, der Kutsche fast schon intuitiv aus. Der Kutscher steuerte auf ein unscheinbares Gebäude zu, doch sein Herr hatte ihm gesagt, dass eben dieses Gebäude, das sich so unscheinbar in die umstehenden Häuser einfügte, ihr Zeil sein sollte. Als die Kutsche zum Halten kam, war die Sonne bereits vollständig untergegangen und nur die unregelmäßigen Laternen der Nachtwächter erhellten die Stadt partiell. Der Kutscher stieg vom Bock seines Wagens und stellte einen kleinen hölzernen Hocker vor der rechten Tür der Kutsche auf und öffnete die schwere ebenhölzerne Tür. Eine junge Frau schob einen Vorhang aus feinsten Stoff zur Seite und verließ, die Kutsche, doch obgleich sie von außergewöhnlicher Schönheit war, hätte jeder Beobachter instinktiv wahrgenommen, dass sie nicht der tatsächliche Passagier dieser Kutsche war. Dieser Kutsche aus deren schattenhaften Innenraum sich nun eine hochgewachsene Gestalt schälte. Dieser Mann, in feiner Kleidung, die ein wenig an die der Händler aus dem Süden des Heiligen Römischen Reiches erinnerte, ging zielstrebig auf die Tür, jenes geradezu betont unauffälligem Hauses, zu und öffnete sie. Während der Kutscher Schemel, wie Kutsche in ihren ursprünglichen Zustand bracht und von dannen zog, traten die Insassen der Kutsche in ein Gebäude ein, dass als das Elysium "Zur blutigen Klinge" bekannt war. Insgeheim neugierig auf wen er treffen würde, trat er in den Eingangsbereich des Elysiums.

Re: [1258] Die Schatten erheben sich [Alexander, Agnellina]

Verfasst: Mo Feb 17, 2025 6:40 pm
von Agnellina
Die Tür führte die Ankommenden in einen kargen Gang mit nach oben führenden Treppen, an dessen Ende sich hinter einer weiteren Tür der eigentliche Gastraum für sie öffnete. Es war still im Raum. Schwaches Licht aus von der Decke hängenden Schalen sorgte für tanzende Schatten an den rauen Wänden. Der Raum war sicherlich größer, als es den Eindruck hatte, doch dunkles Holz und schwere Vorhänge verwehrten den Blick in die Tiefe.

Neben der Tür war ein langgezogener Tresen installiert, hinter dem mehrere große Fässer standen. Eine junge Frau wartete hinter dem Tresen. Sie trug schlichte Kleidung und darüber eine saubere Schürze. Ihre dunkelbraunen Haare waren fest eingeflochten und zu einem schmucklosen Kranz aufgesteckt. In ihrem Gesicht war sowohl eine gewissen Aufregung zu lesen, die beim Eintreten der beiden Gäste aufflammte, als auch ein freundliches Lächeln, welches sie warmherzig und begrüßend empfing.

Re: [1258] Die Schatten erheben sich [Alexander, Agnellina]

Verfasst: Mo Feb 17, 2025 8:04 pm
von Alexander
Jener junge Mann bewegt sich nun in den Gastraum, er wartet einen Moment und beobachtet die Geschehnisse in eben jenem stillen Gastraum. Für einen langen Augenblick schaut er schweigend in Richtung der schweren Vorhänge, bevor er sich auf die Theke und somit auch auf die Dame, die hinter dieser steht zu bewegt. Ihm auf dem Fuße folgt eine junge Frau, vielleicht gerade erst zwanzig, sie hat definitiv eine gewisse Ausstrahlung, eine Ausstrahlung, die dazu geeignet wäre den Blick jedes normalen Beobachters in ihren Bann zu ziehen. Leichten Schrittes scheinen sie geradezu durch den Raum zu gleiten.

Seine Stimme klingt rau als er den Tresen erreicht: "Die Nacht ist lang und ihre Schatten sind tief." Auf seinem Gesicht zeichnet sich keine Regung ab, während er fortfährt: "Ich nehme an ihr seid mit diesem Ort verbandelt." Für einen Moment glaubte die Dame am Tresen eine seltsame Bewegung hinter ihm zu sehen, doch noch bevor sie diese genauer beobachten kann, legt der junge Mann seine Hand auf den Tresen und eine ungewöhnliche Ruhe tritt in den Schatten ein, nicht einmal das Flackern des Lichtes scheint sie groß zu beeinflussen.

Re: [1258] Die Schatten erheben sich [Alexander, Agnellina]

Verfasst: Mo Feb 17, 2025 8:34 pm
von Agnellina
Der Blick wanderte zwischen beiden hin und her, bemaß ihn und betrachtete sie gleichermaßen. Ungeduld war nicht spürbar. Die Zeit, welche sich die beiden zur Orientierung nahmen, die hatten sie vor und die Magd hinter dem Tresen gleichermaßen.

Sie legte den Kopf leicht schief und wiederholte seine Worte ohne Lautstärke nur mit den Lippen. "Die Nacht ist lang und ihre Schatten sind tief." Es war ihr anzusehen, dass sie darüber nachdachte und zu keinem Ergebnis kam.
"Die Nacht ist lang und ihre Schatten sind tief.", wiederholte sie noch einmal hörbar. "Nun, ich weiß nicht, was Ihr mir damit sagen wollt, aber ich heiße Euch herzlich willkommen in Krakau und in der Blutigen Klinge. Ich werde Agnellina geheißen.", stellte sie sich mit einer Neigung ihres Kopfes vor, bevor sie nach einem Augenblick noch dazu setzte: "Neugeborene aus dem Clan des Tieres."
Wieder schenkte sie ihm ein zugewandtes, offenes Lächeln.

Re: [1258] Die Schatten erheben sich [Alexander, Agnellina]

Verfasst: Mo Feb 17, 2025 8:47 pm
von Alexander
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen: "Getauft bin ich auf dem Namen Alexander, meines Zeichens Neugeborener unter den Hütern und Magistraten. Ihr müsst meinen Umgang verzeihen, es handelt sich um einen Gruß, den mein werter Herr Erschaffer pflegte. Ich ich nahm fälschlicherweise an, er sei unter unseres Gleichen auch in diesen Landen üblich. Ich danke euch herzlichst für euren freundlich Empfang." Seiner Vorstellung folgte ein Knicks von etwa 20°, bevor er fortfuhr: "Ich bin mir sicher ihr seid mit den hiesigen Begebenheiten und Kodizes bei weitem Vertrauter, als meine Wenigkeit es ist, wäret ihr so freundlich mir einen Rat zu erteilen? Seiet euch sicher, dass es euch nicht zum Nachteile gereichen soll." Weiche leichte Falten bildeten sich auf seiner Stirn, während er diese Worte sprach und auch seine Stimme war deutlich weicher geworden.

Re: [1258] Die Schatten erheben sich [Alexander, Agnellina]

Verfasst: Mo Feb 17, 2025 9:04 pm
von Agnellina
Agnellina nickte leicht, als sie seinen Namen und seine Vorstellung hörte. "Es freut mich sehr, Herr Alexander. Wie spricht man Euch korrekt an? Wie seid Ihr es gewohnt?", frei heraus griff Ennoias äußerlich sehr menschlich wirkender Abkömmling die unklaren Feinheiten des Benimms auf, bevor sie durch einen Fehltritt zum Thema werden konnten. Dem Anschein nach war sie tatsächlich daran interessiert. "Wer ist Euer werter Erschaffer, der so hübsch mit Worten zu malen vermag?"
Ihre Augen wanderten anschließend noch einmal demonstrativ zur begleitenden Frau.
"Und Ihr seid?", fragte sie ebenso freundlich und direkt.
"Stellt Eure Fragen, ich bemühe mich Euch zu antworten oder Euch zu verweisen, so ich keine Antworten für Euch habe."

Re: [1258] Die Schatten erheben sich [Alexander, Agnellina]

Verfasst: Di Feb 18, 2025 7:40 pm
von Alexander
Alexander erwiderte ein höfliches Lächeln: "Mein Erschaffer und Herr ist der werte Cosimo de Ferrrara, seines Zeichens am Hofe des Prinzen von Mailand. Ich würde es, sollte es euch nicht zu arg verstimmen, bei meinem Vornamen belassen, bei gleichem Range scheint mir das angemessen, meint ihr nicht?" Jene Frau sah Alexander noch einmal fragend an, doch als sie sein Nicken vernahm trat sie vor, ihre Stimme klarer als jeder Kristall: "Mein Name ist Alessandra, Alessandra de Medici, ich stehe im Dienste des Alexander Kreznyik." Alexander räusperte sich vorsichtig: "Ihr scheint äußerst kulant in Belangen der Etikette, eine Eigenschaft, die uns äußerst schätzenswert erscheint nicht wahr meine werte Verlobte?" Alessandras Gesicht wurde von einem ehrlichen und freundlichen Lächeln erhellt: "Sehr wohl, mein geliebter Herr, es ist eine wunderbar erfrischende Abwechslung auch einmal einen der Euren kennenzulernen, der nicht an Form und Etikette festhält, als wären sie Münzen, die man ihm zu entreißen droht." Unvermittelt änderte sich Alexanders Gesichtsausdruck erneut und wurde schlagartig ernster: "Es ist zwar erhellend sich so frei unterhalten, doch trachte ich nach Höflichkeit, würdet ihr mir also ebenfalls verraten wer euer Erzeuger ist?"

Re: [1258] Die Schatten erheben sich [Alexander, Agnellina]

Verfasst: Di Feb 18, 2025 8:53 pm
von Agnellina
"Natürlich dürft Ihr es gern bei Eurem Vornamen belassen. Wenn Ihr dies für diesen Ort und als Vorstellung, die Euren Namen forttragen wird, für angemessen haltet..."
Teils spielerisch anmutend, teils servil scheinend neigte sie zustimmend den Kopf. Wer war sie auch schon, sein Ermessen in Frage zu stellen?

Zugleich schenkte sie der Frau an seiner Seite die gleiche Aufmerksamkeit und Freundlichkeit, die auch ihm zukam. "Ich freue mich, Euch kennen zu lernen und auch Euch ein herzliches Willkommen in Krakau und an diesem Ort."
Mit Gehör und sichtbar mit den Augen verfolgte sie den kurzen Austausch zwischen Herr und Gefolge und ordnete entsprechend die Stände zu. Weder im Blick noch in der Haltung war danach etwas zu lesen, dass sie die Frau irgendwie herab stufte.
"Wenn ich Euch zu nahe trete oder unangemessen begegne, so tut es mir leid. Bitte rechnet dies ausschließlich meiner Person zu und seht darin keine Geringschätzung durch diesen geweihten Ort, der in der großen Güte der Alten Krakaus auch den Jüngsten und Einfachsten unserer aller Geblüter einladend offen steht."

Agnellina richtete sich ein wenig weiter auf. Mit geradem Rücken, selbstbewusst zurückgenommenen Schultern und freiem Blick beantwortete sie ihm seine Frage mit klarer Stimme.
"Ich bin das Kind von Tomei, dem wandernden Flüstern in der Nacht, dem Sturm in der Stille, der mit den Augen der Sterne das Raunen der Welt betrachtet, der vergessene Geschichten trägt, unerschrocken in den Schatten tanzt und unerschütterlich selbst die stärkten Winde zu fordern vermag."

Re: [1258] Die Schatten erheben sich [Alexander, Agnellina]

Verfasst: Mi Feb 19, 2025 5:20 pm
von Alexander
Alexander lauschte gewissenhaft den Worten seiner Gesprächspartnerin, bevor er sich einige Sekunden später erneut zu Wort meldete: "Ist euer werter Erschaffer der Schutzherr dieses Ortes oder wie steht ihr zu diesem in Beziehung? Es wäre schließlich äußerst ungewöhnlich, wenn eine Neugeborene zu Hüterin dieses und somit des einzigen mir bekannten Elysiums dieser so großen Stadt, ernannt worden wäre. Gerade wenn diese Dame nicht einmal im Blute eines Clanes geboren worden wäre, der sich als hoher Clan zu betiteln gedenkt." Sein Blick schweifte vorsichtig noch einmal über den Tresen: "Ein wahrhaft schönes Etablissement und ein perfekter Ort für Unterredungen, die eine gewisse Pietät erfordern. Ich bin mir sicher ihr wisst weit mehr als ihr zugeben würdet, aber dennoch wärt ihr vielleicht so freundlich mir zu erläutern, wie der Name des Regenten dieser Stadt lautet?" Beifällig ließ er eine Münze durch seine Finger rinnen, sie schien silbern im Licht des Kronleuchters der Taverne. Vorsichtig musterte er währenddessen die Mimik seines Gegenübers, fokussiert auf die kleinste Reaktion in ihrem Gesicht oder ein Abschweifung ihres Blickes.

Re: [1258] Die Schatten erheben sich [Alexander, Agnellina]

Verfasst: Sa Feb 22, 2025 11:13 pm
von Agnellina
Die junge Frau antwortete nicht sofort. Sie ließ seine Worte einen Moment auf sich wirken oder brauchte länger, über sie nachzudenken, bevor sie ihm eine Antwort gab.
„Nein. Mein Erschaffer ist nicht der Schutzherr dieses Ortes. Und es wäre es wohl tatsächlich äußerst ungewöhnlich, da habt Ihr Recht. Diese Kunde wäre ganz sicher in Euer gut informiertes Ohr gedrungen.
Doch niemand hat sich hier als Hüter vorgestellt. Und trotz meines offenkundigen Geburtsfehlers stehe ich hier. Es ist quasi ein Rätsel.“
Agnellina zuckte ergeben mit den Schultern und hob ihre tadellos sauberen Hände gleichzeitig.
Sie ließ ihn den Tresen inspizieren.
„Für Unterredungen, die Diskretion erfordern, oder wenn Ihr nur eine weniger eilige Atmosphäre im Gespräch bevorzugt, dann geleite ich Euch gern in eines der Kabinette.“, erläuterte sie anbietend.
Ihre Augen folgten dem Fingerspiel und eine interessierte Bewunderung lag in ihrem Blick, als sie dem silbrigen Spielzeug zusah.
„Ich bin erstaunt, wie gut Ihr meinen Wissensschatz überblicken könnt. Gegenwärtig ist Książę Bolesław der Regent dieser Stadt.“, informierte sie ihn freundlich.
"Was führt Euch nach Krakau, Alexander?"