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[1260] Zeit, die Schotten zu schließen [Agnellina, Vadim]

Verfasst: Do Aug 14, 2025 9:10 pm
von Agnellina
Die kleine, verborgene Taverne „Zur blutigen Klinge“ versteckte sich für sterblichen Augen übersehbar hinter einer unscheinbaren Tür zwischen zwei Reihenhäusern, deren trennende Gasse man zugebaut hatte. Die Tür führte den Ankommenden in einen kargen Gang mit nach oben führenden Treppen, an dessen Ende sich hinter einer weiteren Tür der eigentliche Gastraum für ihn öffnete.
Es war still im Raum. Schwaches Licht aus von der Decke hängenden Schalen sorgte mit bläulichen Flammen für tanzende Schatten an den rauen Wänden. Der Raum war sicherlich größer, als es den Eindruck hatte, doch dunkles Holz und schwere Vorhänge verwehrten den Blick in die Tiefe.

Neben der Tür war ein langgezogener Tresen installiert, hinter dem mehrere große Fässer standen.
Eine junge Frau stand hinter dem Tresen. Sie trug schlichte Kleidung und darüber eine saubere Schürze. Ihre dunkelbraunen Haare waren fest eingeflochten und zu einem schmucklosen, ordentlichen Kranz aufgesteckt. Sie war im Gespräch mit einem kräftigen Mann vertieft. „… ef wirk fu viel. Ich muff dem Wachem keime fufäffliche Aufregung verhaffem. Wemm fich daf wiejer emschpammk, komme ich wiejer.“*
Die Stimme der Frau war gemäßigt. Sie wirkte angestrengt beim Sprechen, als müsse sie Anlauf für die Worte nehmen, die sie schwer heraus bekam. Der bullige Ältere hörte ihr geduldig zu.

Beide wandten ihren Blick zur Tür, als der Gast eintrat.

____

*“… es wird zu viel. Ich muss den Wachen keine zusätzliche Aufregung verschaffen, Wenn sich das wieder entspannt, komme ich wieder.“

Re: [1260] Zeit, die Schotten zu schließen [Agnellina, Vadim]

Verfasst: Fr Aug 15, 2025 10:04 am
von Vadim Kryllatyy
Die Tür öffnete sich langsam, ein kühler Windzug, Überrest des vergangenen Winters, strich durch die Stube und brachte die Kerzen zum Flackern, wodurch das Licht einen Moment gedimmt wirkte, ehe Vadim Kryllatyy die Schwelle überschritt. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich, lautlos – die kalte Nacht hinter sich lassend.

Er war hochgewachsen, die Statur schmal, doch sehnig wie ein Raubtier, das in der Winterruhe von seinen Vorräten gezehrt hatte. Unter einem langen, dunklen Mantel, dessen Stoff an den Säumen von Reisen gezeichnet war, schimmerten in der Bewegung Andeutungen einer schlichten, vielleicht mal gut gearbeiteten Tunika aus dunklem Wollstoff. Um seine Hüften lag ein schmaler Gürtel aus dunklem Leder, an dem ein Messer in einer schlichten Scheide hing – funktional, nicht prunkvoll. Nichts an ihm war wirklich prunkvoll; zu abgenutzt, zu verbraucht war es. Die Straße hatte ihren Tribut gefordert – wieder und wieder.

Das Licht der bläulichen Flammen malte flackernde Konturen auf sein Gesicht. Scharfe Wangenknochen, blasse Haut, die in diesem Licht beinahe farblos erschien, und Augen, deren Grau fast ins Eisige reichte. Sie tasteten den Raum langsam ab, ohne dass ein Anflug von Emotion erkennen ließ, ob er das Gesehene wirklich zur Kenntnis nahm.

Der Geruch von kaltem Leder und einer Spur getrockneten Blutes hing unmerklich in seiner Nähe. Und doch – unter der Fassade der abgewetzten Kleidung war etwas Anderes. Etwas, das nicht zu passen schien. Er war nicht nur zufällig hier.

Sein Blick streifte den Tresen, die junge Frau und den kräftigen Mann daneben, glitt dann kurz in die Schatten der hinteren Sitzplätze, als lausche er auf etwas, das hier nicht gesagt wurde. Schließlich senkte er leicht das Kinn – eine Geste, die irgendwo als Gruß interpretiert werden konnte – und verharrte. Ein, zwei momente verstrichen, dann eine Stimme - tief, als dränge sie aus einer Grotte in die Stube:

"Guten Abend. Man hat mir gesagt, ich finde hier… die richtigen Leute."

Re: [1260] Zeit, die Schotten zu schließen [Agnellina, Vadim]

Verfasst: Fr Aug 15, 2025 11:45 am
von Agnellina
Ein Blickwechsel erfolgte. Zu gern wollte die Frau offenbar den Mann vorschicken.
Dann holte sie tief Luft, wodurch sie die Schultern zurück zog. Schnell schoß ihre Zunge nach vorn, beleckte die Lippen und wurde dabei direkt von ihrer Hand versteckt.
Sie nickte dem Fremden freundlich zu und begrüßte ihn mit langsam und konzentriert gesprochenen Worten.

„Gugen Abenk. Ich bin Ach… Ang..“

Frustriert warf sie einen Blick zu dem Mann neben sich.

„Agnellina, Neugeborene vom Clan des Tieres.“, half dieser ihr aus und stellte sie vor.

Sie nickte dankbar. „Dach ichd Pawel.“, fuhr sie konzentriert fort, indem sie den Mann vorstellt. Das war ohne einen schwieriger zu sprechenden Namen wie ihrem eigenen und vor allem ohne Nachsätze von Abstammungen besser zu bewältigen.
Dann seufzte sie und machte eine auffordernde Handbewegung in die Richtung des Gastes.

Re: [1260] Zeit, die Schotten zu schließen [Agnellina, Vadim]

Verfasst: Fr Aug 15, 2025 12:23 pm
von Vadim Kryllatyy
Der Blick blieb zunächst an ihr hängen. Wanderte zu ihm, dann wieder zu ihr. Vielleicht war nicht klar ob er in diesem Moment einem schlechten Witz zum Opfer gefallen war oder nicht.
Als Neuzugang ließ er sich zunächst darauf ein, trat einen Schritt vor und neigte erneut leicht sein Haupt in Richtung der Frau:

"Vadim Kryllatyy, Neugeborener des Clan Tzimisce."

Ein wenig perplex betrachtete er das Gesicht, welches Agnellina hinter ihrer Hand zu verstecken suchte.
Mit einem Kopfnicken bedeutete er ihr ihm zu zeigen was vorlag:

"Ist... alles in Ordnung?"

Fragte er unsicher, immer noch mit einer Mischung aus Verwirrung und Misstrauen auf dem Gesicht.

Re: [1260] Zeit, die Schotten zu schließen [Agnellina, Vadim]

Verfasst: Do Aug 21, 2025 9:16 pm
von Agnellina
Sehr clever sah sie nicht aus. Sie behielt den Mund leicht geöffnet, als hätte sie Schwierigkeiten bei der Atmung. Entsprechend ihrer Vorstellung war sie ganz eindeutig nicht mehr auf Atmung angewiesen. Doch war es nicht öfter so, dass jene, die schwach im Geiste waren, mit offenen Mund in die Welt starrten?

„Ja. Allek huk.“, grummelte sie. Die Hand blieb vor dem Mund mit dem Zeigefinger quer vor die Oberlippe geschürzt.
„Wach machk Ihr hier? Hann ich Euch helfen?“

Re: [1260] Zeit, die Schotten zu schließen [Agnellina, Vadim]

Verfasst: Fr Aug 22, 2025 7:39 am
von Vadim Kryllatyy
Vadim schien sie einen moment zu mustern, ehe er antwortete. Es war offensichtlich dass etwas außerhalb der Norm war, aber wer war er als Neuankömmling in den Angelegenheiten anderer zu schnüffeln, also ignorierte er diesen Umstand:

"Die letzte Welle der Flüchtlinge ist vor wenigen Stunden im Wawel eingetroffen. Die werte Natalia hat uns freundlicherweise empfangen wodurch es nicht schwer war diesen Ort ausfindig zu machen. Die blutige Klinge ist die erste Anlaufstelle welche man besuchen sollte, wenn man noch keine Domäne in Krakau sein eigen nennt. Zudem ist die Chance hoch auf weitere Kainiten zu treffen welche bereits in Krakau leben."

Er nickte Agnellina zu, dass er sie als Beweis für seine These miteinschloss.

"Sollte ich euch bei etwas stören, so komme ich gerne später wieder. Wenn ihr jedoch ein wenig eurer Zeit erübrigen könnt, würde ich gerne hören was ihr mir über Krakau erzählen könnt. Wichtige Personen zum Beispiel, oder auch wie die Viertel der Stadt aufgeteilt sind."

Auch wenn sein Mund freundlich lächelte, so wirkte es doch ein wenig fehl am Platz. Vielleicht ein Zeichen von Erschöpfung nach der langen Reise durch die Lande? Er kam jedenfalls nicht von hier - das Polnische war definitiv nicht seine Muttersprache, auch wenn er es weitgehend beherrschte.

Re: [1260] Zeit, die Schotten zu schließen [Agnellina, Vadim]

Verfasst: Fr Aug 22, 2025 5:38 pm
von Agnellina
Vadim brauchte Geduld für seine erbetenen Antworten, da die Gangrel jeden Satz mit dem Anlauf und der Geschwindigkeit einer Gauklerin auf einem wackeligen Drahtseil in Angriff nahm. Langsam und konzentriert baute sie kurze Sätze zusammen und versuchte sie verständlich heraus zu bringen. Das gelang mal mehr, mal weniger gut.

„Ja. Gie Skack wirk holl. Hie Hore hink hüher hu. Gie Wächker sink mehr geworren. Hie hink wachchamer. Dach icht wirklich lächkik geworren.“

Agnellina atmete einmal durch.

„Ihr müchk kuh Makuch. Er icht ger Chenechall. Wegen gem Gachrechk holltet Ihr Euch ihm vorchtellen. Und aufgeheikt…“

Sie malte mit trocknem Finger auf dem Tresen. Da der Tresen penibel sauber gehalten wurde, malte sie spurlos.

„Gie Chkak icht innerhalb ger Mauer. Ihr happk beschkimmk gen Wawel gechehen. Gach icht gie Micke. Gann gibtch den Mark. Riechich. Hiele Menschen. Kirche. Rak… Hiel lohch ga. Hangel. Chuchhallen, chagen chie. Auch hiele Gewerke. Einige mehr beim Fluchch. Gerber. Schlachger. Einige mehr bei gen Mauern. Icht enger ga. Noch mehr Menschen. Und krauchen mehr Lank. Viel und weik, Wald und kleine Görfer. Gerade kahl. Weil Kriech kommk. Ga, wo der Monk unnergehk, da icht Marchannach Reich. Wenn Ihr bleiben wollk, schkellk Euch ihr auch vor. Ich chann ihr Euren Wunsch bringen, sie zu chrüchen. Gie emphänkt einen phreunklich, wenn man ihre Grenchen achkek. Wenn Ihr ihr Lank aber ohne Chuskimmunk bekrekek, kommk Ihr auch zu ihr. Nur nich cho nekk.“

Sie zuckte mit den Schultern.

Pawel zeigte eine bemerkenswert ruhige Miene, während Agnellina mühsam radebrechte.

Re: [1260] Zeit, die Schotten zu schließen [Agnellina, Vadim]

Verfasst: Fr Aug 22, 2025 7:16 pm
von Vadim Kryllatyy
Ohja in der Tat, Vadim brauchte Geduld, doch leider war sie nicht ihne grenzen - man sah ihm an dass sie langsam zu neige Ging, während er mühsam versuchte irgend einen Sinn aus dem Gesprochenen zu machen. Nicht nur die Sprachbarriere, die es ohnehin schon schwerer machte - nein auch noch dieses lächerliche Gebrabbel, als habe sie den Mund mit irgendetwas voll. Vielleicht hatte ein Tzimisce ihr einen üblen Streich gespielt?


"Der Sehneschall Makuch, wenn ich das richtig verstanden habe. Im Wawel war ich bereits, eine Tremer namens Natalia hat uns begrüßt. Marschannachs Reich ist im Areal der Mönche? ..." resigniert seufzte Vadim: " Lasst mich mal sehen - wenn es eine Fehlbildung oder Umgestaltung des Mundraums oder der Zunge ist, kann ich vielleicht helfen!"


"Verzeihung, was ist mit den Grenzen von Marschanna? Chuskimmunk - das Wort kenne ich nicht - bin aber auch nicht sicher ob ich dich falsch verstanden habe..."


- es war unklar ob er die Höflichkeitsform vergessen oder bewusst weggelassen hatte - Hilfe suchend blickte er mit einem Stirnrunzeln zu Pawel der neben ihr stand.

Re: [1260] Zeit, die Schotten zu schließen [Agnellina, Vadim]

Verfasst: Fr Aug 22, 2025 7:29 pm
von Agnellina
Agnellina schüttelte den Kopf. "Makuch. Ma-kusch...", versuchte sie zu verbessern und noch deutlicher zu werden. Das Kopfschütteln wiederholte sich. Es schien nicht in ihrer Absicht zu liegen, ihn mit einem falschen Namen auszustatten.

Sein Schritt, seine Aufforderung war ihr eindeutig zu nahe. Sie knurrte. Leise zwar, doch aus einem Reflex heraus knurrte sie kurz und durchaus vernehmlich. Sie würde ihn ganz sicher nicht nahe an sich heran kommen lassen.
Die grimmige Warnung war eindeutig.

Der Ghul hielt sich vornehm zurück und ging seiner Arbeit nach. Er war offenbar nicht daran interessiert, weiter Teil des Gespräches der Kainskinder zu sein, wenn es nicht sein musste.

Re: [1260] Zeit, die Schotten zu schließen [Agnellina, Vadim]

Verfasst: Fr Aug 22, 2025 7:49 pm
von Vadim Kryllatyy
Abwehrend hob Vadim die Hände und trat einen Schritt zurück. Sollte Agnellina für einen Moment die Hand senken, würde er dennoch versuchen einen Blick auf die Mundpartie zu erhaschen. Er konnte sich schon grob ein Bild malen, was er vorfinden würde. Nur das "Wie" war noch offen. Es war wohl eine Strafe eines Voivoden, so nahm er jedenfalls an.

"Gut gut, keine Unterstützung. Aber könnt ihr es aufschreiben?"

Er wandte sich an Pawel:

"Habt ihr vielleicht etwas zum schreiben da? Eine Schiefer- oder Wachstafel?"


Der Blick wanderte zurück zu Agnellina die ihn vermutlich leicht misstrauisch beäugte. Dem Blick entschuldigend begegnend:

"Ich wollte euch keinesfalls schaden - lediglich meine Mögliche Kenntnis zur Verfügung stellen. Könnt ihr schreiben?" fragte er vorsichtig, um keinen Anspruch auf die Kunst des Schreibens durchklingen zu lassen."