[1259] Krähenbotschaft [Bogdan, Marzanna]

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Marzanna
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[1259] Krähenbotschaft [Bogdan, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

Recht war gesprochen, das Urteil vollstreckt. Und mit der Nacht kam die Herrin, die das befohlen hatte.

Mit nackten Füßen schritt sie durch taunasse Gras gegen den Uhrzeigersinn um den Richtplatz an der Wegkreuzung. Es hatte rituellen Charakter und passte zu der spiegelnden Strafe des Delinquenten.
Keine Wache stand mehr nach Einbruch der Dunkelheit. Der holländische Spezialist hatte dafür gesorgt, dass der Verurteilte noch lebte und das wahrscheinlich noch für viele Tage, damit sein Blut frisch und reichhaltig für die Herrin des roten Flusses war.

Das Stöhnen wurde zu Worten, was von der Richtstätte kam. "In ... in Jesu N... Namen ... hab Erbarmen und... töte mich! Lass ... es aufhören!"

Marzanna Antwort war harsch wie die Winternacht: "Hattest du Erbarmen mit deinen Opfern? Haben die Frauen und Maiden gefleht? Hast du es enden lassen? Wenigstens für die kleine Jungfer, keine sechs Winter alt, an deren Grab ich gerade war? Ich habe ihrer kleinen Seele etwas versprochen: Leid für Leid."

Angst, die über die Todesangst hinausging, lag in der Stimme des Verurteilten, als er hauchte: "W... wer bist du? WAS bist du?"

"Ich bin die Gerechtigkeit dieses Landes!", knurrte die Vampirfürstin und trat ins fahle Licht Mondes, damit der Verurteilte ihre bleiche Haut, die glühenden Augen und die blitzenden Fänge sehen konnte.

Vor ihr ragte das "einbeinige Ross" auf. Der Horde hatte man viel zu verdanken. Zum Beispiel vorher nicht gekannte Kreativität bei Hinrichtungen.
Das schnelle horizontale Pflocken der westlichen Justiz wich immer mehr der Methode der östlichen Barbaren, den Pfahl stumpf und gefettet entlang der Wirbelsäule einzuführen, was zu einer endlosen Qual über Tage hinweg führte.

Marzanna würde nun von ihm trinken und das Urteil abschließen. Aber es würde nicht die Gnade des vampirischen Kusses sein, sondern die Agonie des Fleischformens.

Die Schreie halten lange durch die Nacht, bis die Tzimisce sicher war, dass Leid mit Leid ausreichend vergolten war.

"Krah!"

Marzanna lächelte mit blutverschmiertem Mund, als sie die Krähe sah, die sich auf der Spitze des Pfahls niedergelassen hatte.
"Hallo, du, früher Vogel! Du kommst gerade recht und warst geduldig. Das Fleisch dieses Abschaums soll dich und dein Parlament nun nähren. Das sei mein Wille!"

"Danke, kalte Jägerin! Ich habe aber auch was für dich von einem anderen kalten Jäger!"

Überrascht bemerkte sie die Hülse für einen Brief am Bein des Vogels. Neugierig und mit großes Sanftheit nahm sie ihn an sich. Sie kicherte mädchenhaft, als der Vogel zartes Wangenfleisch aus ihrer Handfläche pickte, das sie ihm darbot, während sie las:

"An die stolze Księżniczka Marzanna,
Zeugin der alten Wege,
Herrin der Rudawa

Da die alten Wege meine Anmeldung nach langer Abwesenheit erfordern,
bitte ich euch um ein Gespräch nach so langer Zeit.

Die Krähen und Geier im Osten, künden davon, dass der Feind sich erneut sammelt.
Die alten Netzwerke müssen erneut erstehen, um ihn in die Knie zu zwingen.

In alter Tradition, erbitte ich euch um eine Audienz, um meine Anwesenheit zu bezeugen und Pläne zur Verteidigung der uns geliebten Lande zu schmieden.

Na mocy ziemi i krwi, witam cię pokornie.*

Bogdan Radzimowicz,
Neugeborener des Clans des Tieres,
Kind des Abdul ibn Yussuf,
Wächter Krakaus


*Im Namen von Erde und Blut grüße ich dich demütig."

Marzanna lachte hell. "Bogdan ist wieder da! Geh zu ihm und sage ihm, dass ich ihn mit Freuden erwarte!"

Sie schrieb schnell mit dem Blut des Hingerichteten eine Einladung auf die Rückseite der Botschaft, rollte sie ein und befestigte sie an der Krähe.

Zu den Geistern des Landes sagte sie, als die Krähe aufstieg: "Bogdan Radzimowicz sei willkommen in meinen Landen!"

Mit blutbesudeltem Leib schritt sie dann Richtung eines bestimmten Friedhofs, um zu verkünden, dass Gerechtigkeit Genüge getan war.

Sie heulte in die Nacht, wie es die Späher von Wolfsrudeln taten, um von Beute zu künden, als sie ging. Die zu Spiralen verdrehten Glieder am Opferpfahl würden bald Futter für den Wald sein ...
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Bogdan
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Re: [1259] Krähenbotschaft [Bogdan, Marzanna]

Beitrag von Bogdan »

Von der Stadt bis hinaus zur Rudawa,
war es ein weiter Weg.

Zwei Nächte waren notwendig gewesen um den Weg hierhin zu finden.

Dann jedoch ging es für die Verhältnisse ihrer Art schnell. Ein grauer Bote wurde gefunden, ein Brief verfasst, eine Botschaft überbracht.

Bogdan war lange nicht mehr hier gewesen. Oder erst vor kurzem?
Der Schlaf hatte das Maß für Zeit, Vergangenheit und Zukunft verbogen.

Seinem Geist war dieser Besuch gut in Erinnerung. Wie lang mochte es her sein ?
Drei? Vier Jahre ? Doch das Land, war gealtert.

Fast zwanzig Jahre hatte es erlebt.
Sprösslinge waren zu Bäumen geworden.
Männer in den besten Tagen, waren heute vergangen oder aber gealtert.
Einige mochten inzwischen die Älteste im Kreise ihrer Familien sein.

Als er das letze Mal hier gewesen war, hatte er noch die Sonne genossen.
Hatte oben auf dem Sikornik gesessen und beim untergehen der Sonne auf Abdul gewartet.

War nervös gewesen.
Eine Księżniczka der alten Wege.
Er hatte geahnt was ihn erwartete.

Doch die Wahrheit, war immer etwas anderes als eine Geschichte.
Der Aufenthalt an der Rudawa hatte ihn gewandelt.
Mehr als der Kuss selbst.

Hier erst hatte er verstanden, was die alten Wege von denen neuerer Zeiten unterschied.
Die Prinzessin war hart und behutsam zugleich gewesen.

Gnadenlos gegenüber Delinquenten, großzügig für die die ihren Platz kannten.
Eine großartige Geschichtenerzählerin, eine überragende Zuhörerin, eine eiskalte Strategin.

Später hatte er erfahren, dass es die letzte Prüfung vor seiner Wandlung war.
Und so schritt er mit einem Gefühl ruhiger Feierlichkeit auf das Dorf zu.

Stellte sich nach Art der alten Wege vor.

Sie führten ihn hinauf in die Burg.
An aus Schädeln gefertigten Lampen vorbei.

Hinein bis in den Palas.
Vor dem Thron der Księżniczka verbeugte er sich tief.
Verharrte in seiner Bewegung, wartete auf ihr Zeichen.
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Marzanna
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Re: [1259] Krähenbotschaft [Bogdan, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

Die Herrin des Landes westlich der Stadt saß würdevoll wie eine jugendliche Prinzessin auf ihrem mit mystischen Szenen beschnitzten Thron.
Eine riesige Wolfshündin kuschelte sich an ihre Füße und gepanzerte Krieger standen zur Rechten und zur Linken.

Ein fröhliches Lächeln ließ die Maske unnahbarer Gleichgültigkeit zerbröseln. Marzanna stand auf und breitete die Arme aus, wie um einen geliebten Oheim zu begrüßen.

"Väterchen Bogdan, du bist es alswirklich! Ich hatte solche Sorge, dass deine Weisheit nicht in die Ewige Nacht gerettet werden würde, weil die Prüfungen deiner Sippe so harsch selbst den Jungen gegenüber sind.
Und doch stehst du jetzt hier und ich darf dich werter Bogdan nennen. Sei mir willkommen!"
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Bogdan
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Re: [1259] Krähenbotschaft [Bogdan, Marzanna]

Beitrag von Bogdan »

Der Alte lächelte leise, als er sich aus seiner Verbeugung nach oben schälte.
Die Księżniczka herzlich in den Arm nahm.

„Es ist schön dich wiederzusehen, liebe Chrzestna*“

Ein Lächeln lag in seinem Gesicht.

„In den Prüfungen liegt die Weisheit des Ostens.
Ich hatte in dir eine gute Lehrmeisterin und stets die Wahl.“


Manche mochten sagen das die Wahl zwischen Unsterblichkeit und Tod keine echte war.

Doch Bogdan hatte immer verstanden,
dass die Freiheit die in dieser lag nicht selbstverständlich war.

Er beugte sich hinab zu der Wölfin, die in ihm zwar kein Kainskind**, aber eine verwandte Seele erkennen mochte.

„Und ihr werte Herrin des Waldes, passt gut auf meine liebe Chrzestna auf.
Sie ist eine alte Seele.“
sprach er mit der Stimme der Wildnis.

Schließlich blickte er wieder hinauf zu seiner Muhme.

„Für mich wirst du immer meine Chrzestna bleiben.
Wie geht es dir ?
Konntest du die Stiche des Feindes erfolgreich abwehren ?“


*Patentante
**Vorteil: Harmlos für Tiere
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Marzanna
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Re: [1259] Krähenbotschaft [Bogdan, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

Marzanna lächelte und deutete auf ihre wehrhafte Burg, die seit dem letzten Mal weiter gewachsen war. Überall, selbst hier im Saal standen Kisten und Fässer mit Vorräten, stapelten sich Waffen und Geschosse.
"Der nächste Stich der Feinde steht bevor, doch diesmal bin ich vorbereitet. Inzwischen weiß ich, wie sie kämpfen und wie sie denken.
Und ich versuche eine Zusammenarbeit anzuregen gegen die Gefahr, die alle bedroht."

Sie schaute neugierig und fragte: "Sag, Väterchen, welche Aufgabe hat die Princeps dir auferlegt? Hast du eine gute Unterkunft? Trinkst du auch genug?"

Pawlina, die große Wolfshündin, winselte sympathetisch, als sie die familiäre Besorgnis und Zuneigung ihrer harschen Herrin zu dem anderen kalten Jäger spürte. Er war aber auch süß wie ein knitteriger Welpe!
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Bogdan
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Re: [1259] Krähenbotschaft [Bogdan, Marzanna]

Beitrag von Bogdan »

Der Blick des kaum den Windeln entwachsenen Alten, folgte ihrem Arm.
All die Kriegsmaschinerie, die Vorräte, die Vorbereitungen.

Die alte Tzimisce war eine gute Herrscherin.
Sie wusste ihr Gefolge und auch sich selbst zu schützen.

Er gluckste ein wenig.

„Du hast dich nicht verändert.“

Sein Blick war ernst:

„Du bist die Księżniczka,
mächtig, schrecklich, reich,
standhaft, gerissen, gefürchtet.“


Kleine Lachfältchen erschienen in seinem Gesicht.
Doch die Augen blieben ernst.

„Was habe ich alter Mann,
mit meinen lächerlichen Geschichten,
dem Viehzeug und meinem sehr begrenztem Wissen nur getan,
dass du mir deinen Schutz und deine Fürsorge gewährst.“


Er neigte den Kopf

„Ich danke dir dafür."

Dann beantwortete er ihre Fragen.

„Meine Unterkunft ist schlicht.
Bescheiden in allem, was sie bietet –
verborgen vor neugierigen Blicken,
und still wie ein vergessener Winkel der Welt.“


Nachdenklich ging sein Blick in die Ferne.

„Mit etwas Glück,
wird die Horde sie für eine Zeit übersehen,
Zeit um zurückzuschlagen.
Doch ich werde an ihr arbeiten müssen.“


Ein Lächeln stahl sich nun in sein Gesicht.

„Ich trinke genug.
Für eine große Dienerschaft reicht es nicht.
Die Zeit wird dieses Problem lösen.“


Schließlich kam er auf die Aufgabe der Prinzeps zurück:

„Ich wählte meinen Weg selbst –
doch weiß ich tief in mir,
dass es letztlich ihr Wille war, dem ich folgte.“


Wieder neigte er den Kopf.

„Ich schwor, den Feind zu verstehen –
denn Unwissen war damals unser Untergang.
Ich schwor, Krakau zu verteidigen –
denn es ist meine Heimat.
Ich schwor, zu wahren, was sie neu errichtet hat –
denn hätte mein Schwur nicht ihren Namen enthalten, hätte sie Verdacht geschöpft.“


So wie der alte Mann es betonte mochte auffallen,
das sein Schwur der Stadt,
dem heutigen Krakau galt.

Nicht seinem Prinzen.

"Sie nannte mich Wächter.
Webte einen Kokon aus Verantwortung."


Der Alte lächelte verschmitzt.

Er wusste, dass er noch immer ein Welpe war.

"Doch ich konnte nicht anders.
Abdhul braucht mich hier.
Die alten Wege brauchen mich hier."


Seine Hand lag auf seinem Herzen.

„Und den Feind zu verstehen und zu brechen – ist mein tiefster Wunsch.“
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Marzanna
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Re: [1259] Krähenbotschaft [Bogdan, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

"Ich kann mir keinen besseren Hüter Krakaus vorstellen. Du im Gegensatz zu all diesen zugelaufenen Abenteurern nennst den Wawel Heimat und beschützt das Land.

Ich war hier, als mein Volk noch die Wislanen hießen, vor dem Kreuz, das die Deutschen brachten. Ich bin das Kind des Drachen des Wawel, der eine fremde Seneschall bestellt hat, an seiner Stelle Krakau wachsen zu lassen.

Als feurige, junge Neugeschlüpfte habe ich diese Weisheit meiner geliebten Erzeugerin nicht verstanden, die Metamorphose zu einem Christenreich zuzulassen, und lernte auf die harte Tour durch den gezwungenen Schlaf der Jahrhunderte, wie klug das von meiner Herrin war.
So wie sie den Hof der Fremden zulässt, um Krakau groß zu machen, so will ich im Kleinen mein Land gedeihen lassen durch Zusammenarbeit.

Lehre mich, was du über die Horde gelernt hast und vor allem über ihre Geister und die Dinge, die in der Nacht mit ihnen reiten."

Sie seufzte und lächelte traurig. "Die Horde wird bleiben, so wie einst die Ungarn und Bulgaren in meiner Zeit. Sie werden jetzt Feinde sein, aber irgendwann Handelspartner und Verbündete im Kampf. Das hat mich die Zeit gelehrt. Als ich noch Mensch war, waren die Sachsen, die sich jetzt Deutsche nennen, der tödliche Feind, der alles verheerte und die Kinder in die Sklaverei verschleppte. Heute sind sie unsere Nachbarn und machen uns reich, teilen ihre hohe Kultur mit uns. Ihre großartigen Häuser, ihre Töpferscheiben und den Pferdepflug, der den Boden siebenmal furchtbarer macht.
Die Marzanna von damals hätte das nie geglaubt. Sie konnte nicht so weit in die Zukunft sehen wie ihre Erzeugerin.

Ich will alles über die Horde erfahren, nicht nur für den Krieg, sondern auch für die Zeit danach."
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Bogdan
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Re: [1259] Krähenbotschaft [Bogdan, Marzanna]

Beitrag von Bogdan »

Natürlich schmeichelte sie ihm mit ihren Worten.

Aber zugleich erklärte ihre Antwort auch,
warum Frida auf dem Thron Krakaus saß.
Eine einfache Bemerkung – und doch ein Schlüssel zur Stadtpolitik.
Wichtig, wenn man verstehen wollte, wer hier wirklich Einfluss hatte.
Wenig hilfreich, wenn Krakau in einem Jahr nicht mehr existierte.

Ihr Gedanke, dass die Horde nicht Feind blieb,
sondern irgendwann Partner werden würde,
war weise, klug und von einer bemerkenswerten Nüchternheit.

Und so hielt er sich nicht lange mit dem wohligen Gefühl des Lobes auf.
Versuchte lieber, so viel wie möglich zu verstehen.

„Der Gedanke, das die Mongolen, die Feinde von heute und die Verbündeten von morgen sind, ist ein Weiser.“ sagte er ruhig.

Wie so oft blieben seine Augen ernst, während sein Mund ein Lächeln formte.

„Ich muss zugeben, dass ich vor lauter Wut, bisher nicht gewagt habe ihn zu denken.“

Sein Kopf senkte sich dankbar nach unten.

„Du hast mir schon wieder eine Lektion erteilt, liebe Chrzestna.“

Schließlich kam er ihrem Wunsch nach, versuchte zusammenzufassen was er wusste.

„Ich weiß leider viel zu wenig.“

Er zog leicht die Schultern hoch.

„Die Erfahrungen aus der Vergangenheit natürlich.
Sie sind keine Barbaren.
Sie sind entschlossen und gerissen.
Ihre Grausamkeit ist kein Selbstzweck, sondern ausgesprochen effizient.“


Seine Stirn runzelte sich leicht.

„Sie gewinnen ihre Schlachten nicht durch Wildheit.
Sondern durch gewitzte Späher.
Eine enorme Mobilität auf dem Schlachtfeld.
Disziplin, Taktik, Kommunikation, Einschüchterung.“


Die Falten legten sich, machten Konzentration platz.

„Als sie Krakau erreichten, kamen sie mit Belagerungsmaschinerie fremder Art.
Katapulten, Rammböcken, Brandgeschossen.
Sie kommunizierten mittels Rauch, Hornsignalen, Boten.
Ihre Infrastruktur und Aufklärung, war der unseren überlegen.“


Er lächelte anerkennend.

„Sie haben von jedem Feind gelernt und dass adaptiert, was ihnen Probleme bereitete.“

Ein Hauch Sarkasmus folgte.

„Wir dagegen, nutzen nicht einmal mehr Brieftauben und Rauchsignale.“

Mit zusammengekniffenem Mund, starrte er an ihr vorbei in die Ferne.

„Dann ein paar minimale Details zur Politik.

Sie sammeln sich erneut.
Batu Khan ist tot.
Doch sein Nachfolger Berke Khan will sich beweisen.

Es gibt immer neue Truppenbewegungen.“


Leise sog er, völlig unnötiger Weise, ein wenig Luft ein.

„Ich bin leider erst seid kurzem zurück.
Hätte mir gewünscht, schon mehr zu wissen.“


Seine Hand deute nach oben, aus einem der schmalen Fenster hinaus.

„Einer meiner Diener überflog die feindlichen Stellungen.
Sah einen schwarzen Reiter.
Blutroten Himmel.
Feuer.
Die Spuren eines frischen Schlachtfeldes.
Ausgenommene Pferdekadaver.

Doch er konnte die Orte, an denen er dies sah, nicht ausreichend beschreiben.“


Seine Schultern zuckten, fast ein bisschen hilflos.

„Dann die Gerüchte von verschwundenen Karavanen, Dörfern, Kultstätten.
Traumatisierte Flüchtlinge mit Träumen von einem Reiter mit verbrannter Krone auf einem weißen Wolf.
Fremde, vermutlich auch andersweltliche Reiter.
Der Adel der die Stadt verlässt.“


Sein Mund war mittlerweile ein fast schon verbissener Strich.

„Aber all dies ist nur operatives Wissen von mittlerer bis niedriger Qualität.
Natürlich wird es möglich sein dessen Qualität, in den nächsten Monaten zu verbessern.“


Man sah ihm deutlich an, wie unzufrieden er mit dem Status Quo war.

„Aber darin steckt keine Erkenntnis, außer der dass die Zeit knapp ist.“

Sein Blick blieb grimmig.

„Mich interessieren ihre Geschichten.
Ihre Vergangenheit.
Ihre Prägung, die Art wie sie denken.
Ihre Sprache.
Ihre Strategien.
Ihre Wünsche und Ängste.“


Er lächelte.

„Du sagst du weißt wie sie denken.
Würdest du einen Teil dieses Wissens mit mir teilen?“


Sein Blick wurde ernster.

„Ich bin natürlich bereit, dafür zu bezahlen.“
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Marzanna
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Re: [1259] Krähenbotschaft [Bogdan, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

"All diese Dinge interessieren mich auch. Ich weiß noch viel zu wenig über sie.
Aber dass du Botenvögel als Späher einsetzt, ist eine gute Taktik! Ich will sie auch anwenden, um meine Leute rechtzeitig zu warnen, wenn sie kommen. Wir müssen nur aufpassen, denn sie jagen nicht wie wir oder die Sarazenen nur mit Falken, sondern auch mit riesigen Adlern."

Sie überlegte und strich über ihr Gewand und deutete auf ein Regal, wo kostbarer Pfeffer zur Schau gestellt wurde.
"Wir müssen irgendwann mit ihnen einig werden, wenn der Krieg verebbt. Sie kontrollieren die Seidenstraße, leiten sie sogar um zu ihren Machtzentren. Wenn wir Gewürze wollen oder die Seide Kithais, dann müssen wir mit ihnen Handel treiben.

Wie sie denken, ist faszinierend. Sie kennen keinen Adel von Geburt mehr, sondern haben ihn mit den Reformen Dschingis Khans abgelegt. Nur wer sich hervortut, steigt auf. Ein faszinierender Gedanke.
Und Liegnitz hat gezeigt, dass sie um ein Vielfaches disziplinierter sind als alle Armeen des Abendlandes zusammen. Sie sind in der Tat nicht Wilde, sondern im Gegenteil wie Roms Legionen einst."
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Bogdan
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Re: [1259] Krähenbotschaft [Bogdan, Marzanna]

Beitrag von Bogdan »

Das Väterchen nickte.

„Ich werde mit dir teilen, was ich in Erfahrung bringen kann.“

Der Alte strich sich langsam über den Unterarm, als wolle er eine unsichtbare Narbe nachzeichnen.
Seine Stimme war ruhig, fast bedauernd.

„Die Vögel… sie sind in unseren Landen schwer zu erwerben.“

Er öffnete die Handflächen leicht, drehte sie nach oben – eine stille Geste der Begrenzung.

„Die wenigen, die ich besitze und ausbilde, nähre ich mit meinem eigenen Blut.“

Zwei Finger glitten über eine Ader an seinem Handgelenk, ein Hauch von Stolz und Erschöpfung lag in der Geste.

„Aber das limitiert ihre Zahl.“

Sein Blick richtete sich in die Ferne, als sehe er einen alten Weggefährten jenseits des Horizonts.
Ein sanftes Lächeln spielte um seine Lippen, doch die Stimme blieb ernst.

„Ich fürchte, die Kunde meiner Rückkehr hat Abdul noch nicht erreicht.“

Mit zwei Fingern tippte er sich auf die Brust, dann deutete er nach außen – eine Geste der Hoffnung auf Verbindung.

„Ich versuche, erneut mit ihm in Kontakt zu treten.“

Er nickte leicht, als bestätige er seinen eigenen Entschluss.

„Mit seiner Hilfe könnten wir neue Vögel beschaffen.
Tiere, die gezüchtet und als Boten eingesetzt werden.“


Seine rechte Hand zeichnete einen Kreis in die Luft, ein Symbol für Aufbau und Wiederholung.
Dann ließ er die Hand langsam sinken, seine Schultern sanken leicht mit.

„Aber die Zeit… sie wird nicht ausreichen.
Nicht bis zum nächsten Sturm der Horde.“


Er lächelte, betrachtete seine Muhme nachdenklich.

„Falls du in dieser Hinsicht Hilfe benötigst, kannst du jederzeit nach mir rufen.
Abdul hat mich die Kunst der Tauben gelehrt.
Sie starben, als auch ich verschüttet wurde.
Ohne pflegende Hand hatten sie in den Wäldern keine Überlebenschance.
Doch mit etwas Zeit, werden wir einen neuen Bestand aufbauen.“


Schließlich erinnerte er sich an die zweite Frage, die er seiner Lehrmeisterin stellen wollte.
Keine, die nach Wissen strebte, sondern die Ressourcen ihrer Domäne in Anspruch nehmen mochte.

„Es ist möglich, dass damals Mitglieder der Horde im Seniorat Krakowski zurückblieben.
Die Horde reiste mit Tross und Versorgung.
Der ein oder andere Verletzte muss damals zurückgeblieben sein.“


Er blickte sie nachdenklich an, die Hände locker vor dem Körper verschränkt, dann hob er den Blick und fragte ruhig:

„Weißt du, ob einige von ihnen überlebt haben?“

Seine Stirn legte sich in Falten.

„Sie wären wichtige Ressourcen, um ihre Kultur und ihr Denken zu verstehen.“

Kurz schloss er die Augen, als überlege er, dann öffnete er sie wieder, seine Stimme klang nun leiser, fast nach innen gesprochen.

„Ansonsten bliebe die Möglichkeit, die Toten zu befragen.“

Seine Hand bewegte sich langsam in Richtung Boden, als zeige sie auf eine unsichtbare Grabstätte.

„Wenn wir die alten Schlachtfelder besuchen.“

Er atmete einmal ruhig ein, fuhr sich mit den Fingern über den Bart, ehe er fortfuhr:

„Ich traf vor einigen Tagen den Strażnik Lasu, einen Neugeborenen der Kappadozianer…“

Ein leichtes Nicken folgte.

„…der andeutete, mit den Geistern zu sprechen.“

Sein Finger deutete vage nach Westen.

„Er lebt jenseits der Rudawa, nicht weit von hier.“

Er senkte den Blick einen Moment, dachte nach, hob dann wieder den Kopf.

„Es erschien mir unhöflich, zu penetrant zu fragen…“

Seine Hände öffneten sich leicht in einer beschwichtigenden Geste.

„…doch vielleicht wäre es ihm auch möglich, mit Gestalten der alten Legenden Kontakt aufzunehmen.“

Ein flüchtiges, ehrfürchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht.

„…wie etwa der weisen Maymunah aus Nishapur.“
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