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[1259] Drei Könige und eine Dame [Dietrich, Gabriel, Natalia, SL]

Verfasst: Di Mai 20, 2025 6:15 pm
von Natalia
Die Nacht war wolkenverhangen, obwohl der Spätsommer die Temperaturen selbst jetzt noch hoch hielt und die Insekten surren lies. Der Geruch nach Regen und Gewitter hing über der Stadt. Die Straßen waren dunkel, aber die Einladungen waren für diese Nacht ausgesprochen und überbracht worden. So war das Wetter etwas, was niemand so recht beeinflussen konnte.

In einem zweistöckigen Steingebäude im Viertel der Händler, nahe des Hafens brannte selbst jetzt kurz vor Mitternacht noch Licht. In einem der Zimmer, welches normalerweise für die Unterzeichnung von Verträgen und für die Verhandlungen jener benutzt wurde, erstrahlte heute im Licht einiger Kerzenleuchter, die zwar nicht sämtliche Schatten vertrieben, aber das war auch nicht nötig. Ausgeleuchtet war insbesondere, der Sekretär in der Mitte des Raumes war erleuchtet. Es war ein mächtiger Tisch an dem Platz für mindestens sechs Personen gewesen wäre, wenn in dieser Nacht dort nicht nur drei Stühle gestanden hätten. Zwei auf der einen Seite und einer auf der anderen, der Eingangstür abgewandten Seite. Hinter dem einzelnen Stuhl gab es eine weitere, unauffälligere Tür, die in den Nachbarraum führte. Zur Zeit jedoch hielt sich nur eine junge Frau in einem nachtblauen Kleid in dem Raum auf, die diesen penibel vorzubereiten schien. Sie ordnete exakt Papiere, die zwar unbeschriftet, aber von vorzüglicher Qualität waren, sowie einen Federkiel und ein Tintenfass auf dem Tisch. Ebenso rückte sie noch einmal die Stühle zurecht, während die Kerzenflammen die silbrigen Fäden, die ihr Kleid durchzogen rötlich aufleuchten ließen.

Sie strich sich eine Strähne aus ihrem kastanienbraunem Haar hinter das Ohr und faltete die Hände vor ihrem Körper. Es wurde Zeit. Bald würden die Gäste eintreffen. Es würde sicher eine aufschlussreiche Nacht werden.

Re: [1259] Drei Könige und eine Dame [Dietrich, Gabriel, Natalia, SL]

Verfasst: Di Mai 20, 2025 7:15 pm
von Gabriel
Gabriel betrachtete das Siegel auf der Nachricht, die Pawel ihm überbracht hatte – deutsch, mit klaren Hinweisen auf Magdeburg und Jürgen von Verden. Eine Einladung, ausgesprochen gemäß der Traditionen, doch nicht von ihm selbst gesucht, sondern ihm auferlegt. Er wusste, dass sie nicht schnell genug gewesen waren. Der Ancilla hatte sie bereits gerufen. Er hatte gehofft, den ersten Schritt selbst zu setzen – Kontrolle über die Richtung des Gesprächs zu gewinnen. Nun aber war die Entscheidung nicht mehr in seiner Hand.

Er informierte Dietrich umgehend über die Nachricht, und am folgenden Tag schickte er Ulrich aus, um das Haus auszukundschaften. Es war wichtig, den Weg zu kennen, aber ebenso essenziell, eine erste Einschätzung des Ortes zu gewinnen – wer sich dort aufhielt, welche Bewegungen rund um das Gebäude stattfanden. Vorsicht war geboten, selbst wenn die Einladung formell war.

Am übernächsten Tag machten sie sich auf den Weg. Die Nacht lag schwer über Krakau, die Wolken drückten tief auf die Stadt, und der Geruch von nahendem Regen lag feucht in der Luft. Gabriel hatte volles Ornat angelegt – der weiße Mantel über seinem Kettenhemd, makellos und bewusst gewählt. Es war mehr als eine Geste des Respekts, es war eine gezielte Botschaft über seine Herkunft, seine Stellung und seine Absicht.

Als sie vor dem zweistöckigen Gebäude im Händlerviertel hielten, ruhte Gabriels Blick für einen Moment auf den Fenstern. Licht brannte dahinter, ruhig und unaufgeregt. Kein Zeichen hastiger Vorbereitungen, sondern die Sicherheit eines Ortes, der wusste, dass er Gäste erwartete.

Mit festem Schritt trat Gabriel an die Tür. Er hob die Hand und ließ drei schwere Schläge erklingen. Das Geräusch hallte dumpf durch die Stille der Nacht.

Dann wartete er – nicht ungeduldig, sondern mit der gesammelten Ruhe eines Mannes, der wusste, dass der nächste Schritt nicht bei ihm lag.
Die Nacht verharrte.
Nun würde man ihnen öffnen.
Oder sie würden selbst herausfinden müssen, was diese Einladung bedeutete.
Gabriel wartete.

Re: [1259] Drei Könige und eine Dame [Dietrich, Gabriel, Natalia, SL]

Verfasst: Mi Mai 21, 2025 10:27 am
von Dietrich
Dietrich trat hinter seinem Bruder aus dem Schatten der Gasse und ließ seinen Blick über die Fassade des Gebäudes gleiten. Kein Metall klirrte bei seinen Schritten, keine Kette spiegelte das Licht der Laternen. Anders als Gabriel war er nicht in Rüstung gekommen. Kein Wappenrock, kein Panzerhemd, kein Helm.

Stattdessen trug er einen langen, dunkelblauen Garnach aus schwerem Wolltuch, dessen weiter Schnitt und gestickter Saum seine Herkunft und Stellung deutlich machten. Der Mantel war offen getragen, die weiten Schöße bewegten sich ruhig bei jedem Schritt. Darunter lag eine eng geschnittene Cotte in tiefem Tannengrün, mit schmalen, geknöpften Ärmeln und einer feinen Schnürung an Hals und Taille – schlicht, aber tadellos gepflegt. Ein schmaler Ledergürtel mit bronzenem Beschlag umschloss seine Hüfte, von dem ein Dolch in schlichter Scheide hing – nicht als Drohung, sondern als Zeichen der Wachsamkeit. Die Halbschuhe aus dunklem Leder waren weich gearbeitet und machten kaum ein Geräusch auf dem Pflaster.

Es war eine bewusste Wahl. Keine Zeichen des Kriegerischen, keine Pose. Seine Kleidung sprach von Maß, Ordnung und innerer Festigkeit – von einem Mann, der kam, um zu hören, zu verhandeln, zu bewerten. Nicht, um zu drohen.

Der Geruch des Hafens lag in der Luft, gemischt mit dem metallischen Vorzeichen eines nahenden Gewitters. Dietrich atmete tief ein. Er war kein Freund solcher Treffen im fremden Haus, doch ebenso wenig ein Freund von unnötiger Vorsicht. Dies war kein Kampf, sondern ein Austausch – ein Spiel um Information, Einfluss und Position.

Er trat neben Gabriel, ohne ein Wort zu verlieren. Sein Blick lag kurz auf dem Licht hinter den Fenstern, dann auf der Tür. Die Stille der Nacht schien sich auf ihn zu legen wie ein Mantel, den er mit sich trug.

Als sein Bruder klopfte, blieb Dietrich ruhig. Er hatte die Hände auf dem Rücken gefaltet, die Haltung aufrecht, doch nicht angespannt. Es war keine Trotzhaltung, sondern ein Zeichen innerer Ordnung – und von Geduld.

Der Moment war gekommen. Und obwohl Gabriel den Auftakt gemacht hatte, war Dietrich bereit, seinen Teil zu spielen.

Re: [1259] Drei Könige und eine Dame [Dietrich, Gabriel, Natalia, SL]

Verfasst: Do Mai 22, 2025 6:38 pm
von Natalia
Es dauerte nur wenige Augenblicke bis den beiden Ventrue geöffnet wurde. Eine jung aussehende Frau mit roten, langen Haaren öffnete die Tür und verneigte sich kurz, bevor sie zur Seite trat. "Seit gegrüßt edle Herren." Begrüßte sie die beiden Kainiten und machte eine einladende Handbewegung. Ihr dunkelgrünes, hochgeschlossenes Kleid war aus edlem Stoff geschneidert aber nicht prunkvoll verziert. Es war betont einfach geschnitten und ließ die Aufmerksamkeit des Betrachters von der Dame die darin steckte eher abperlen, so dass eher ihre Bewegungen im Vordergrund standen.

Nachdem die beiden Gäste das Haus betreten hatten Schloss die Dienerin die Tür wieder womit die andächtige Stille im Haus der sächsischen Handelsgilde offenbar wurde. Normalerweise brummte das Haus vor Aktivitäten und Menschen gingen ein und aus. Auch noch nach Einbruch der Dunkelheit. Heute aber schien das Anwesen leer aber nicht verlassen. Fast als würden sogar die steinernen Wände den Atem anhalten. "Bitte folgt mir." Erklang die leise Stimme der Frau. Sie wartete auch nicht darauf das die beiden Männer ihr folgten. Sie ging offenbar davon aus. So wurden die Gäste durch die Villa geführt in der sonst Handelsverträge unterzeichnet und Waren aus allen Ecken der bekannten Welt gehandelt wurden. Tatsächlich schien außer ihnen niemand hier zu sein. Die meisten Türen waren geschlossen oder die Räume dahinter waren dunkel. Nur der Flur und die Treppe, welche sie hinauf geführt wurden war durch Kerzenschein erleuchtet. Im oberen Stockwerk blieb die Dienerin schließlich vor einer zweiflügeligen Tür stehen.

"Die Dame erwartet euch bereits. Mit diesen Worten öffnete sie Türen und trat beseite, um die beiden Ventrue in den dahinter liegenden Raum zu lassen, in dem Natalia die Gäste schon erwartete.

Sie nickte beiden zu und machte eine angedeutete Verbeugung, bei weitem nicht so tief und ehrerbietig wie die der Dienerin. Wohl um ihren Stand zu verdeutlichen und das sie nicht auf derselben Stufe wie die andere Frau stand.

"Ich heiße euch Gabriel und Dietrich von Hohenberg, Kinder von Baron Hredel von Celle, Prinz von Celle, Ancilla des Clans der Könige, Kind von Felix von Passau, Prinz von Passau, Ahn des Clans der Könige, Kind von Hardestadt dem Älteren, Herr der Deutschen Lande und Fürstherrscher der Lehen des Schwarzen Kreuzes, Ahn des Clans der Könige, Kind von Uerik, dem Großen Krieger, Ahn des Clans der Könige, Kind von Veddartha, der rechten Hand Kains, Kind von Enoch, dem Weisen, Kind Kains, des Dunklen Vater. Im Namen von Konrad von Aupholm, Ancilla vom Clan der Könige willkommen in der Sächsischen Handelsgilde." Sie trat einen Schritt beiseite, um den beiden Gästen zu symbolisieren, dass Sie eintreten konnten. "Mein Name ist Natalia, vom Haus Carna, von Haus und Clan Tremere." stellte sie sich vor, ohne jedoch ihren Stand und ihre Ahnenlinie zu präsentieren. Es blieb wohl den Gästen vorbehalten diese herauszufinden und sich entsprechend zu verhalten.

Re: [1259] Drei Könige und eine Dame [Dietrich, Gabriel, Natalia, SL]

Verfasst: Do Mai 22, 2025 7:09 pm
von Gabriel
Gabriel hielt ihren Blick, musterte sie einen Moment, dann nickte er ihr knapp zu. Die Begrüßung nahm er an, doch die Vorstellung ließ ihn innehalten.

Er ließ die Worte für einen Atemzug zwischen ihnen schweben, dann neigte er den Kopf leicht zur Seite, ein prüfendes, fast nachdenkliches Zeichen.

„Du nennst nicht einmal deinen Erzeuger. Ich muss also davon ausgehen, dass du dich für ihn schämst – oder für deine Ahnenlinie.“ Seine Stimme war ruhig, sachlich, ohne unnötige Schärfe, doch deutlich genug, um die Aussage nicht als bloße Feststellung wirken zu lassen.

Er ließ das Gewicht der Worte in der Luft liegen, bevor er mit der gleichen Ruhe fortfuhr. „Wahrscheinlich haben sie Schande auf sich geladen. Aber gräme dich nicht – ich werde dich nicht für die Sünden deiner Väter bewerten.“

Gabriel hielt kurz inne, ließ seinen Blick auf ihr ruhen, suchte nach einer Regung, einer Regung mehr als der bloßen Worte, die sie ihm entgegengeworfen hatte. Dann fuhr er fort.

„Da du auch keinen Status genannt hast, gehe ich davon aus, dass du keinen hast.“ Er zuckte kaum merklich mit den Schultern – nicht abwertend, sondern eine schlichte Geste der Anerkennung eines Fakts. „Damit kann ich leben. Auch das ist keine Schande. Wir alle haben ohne jeglichen Wert begonnen und mussten uns erst beweisen, bevor wir mit Stolz unseren Status kundtun konnten.“

Er schwieg kurz, als würde er überlegen. "Falls nichts davon zutreffen würde, kann ich nur davon ausgehen, dass du mich derart geringschätzt, dass du es nicht für nötigt hälst, dich zumindest angemessen vorzustellen. Was weitaus schwerwiegender wäre, als Vorfahren zu haben, für die man sich schämt, und keinen Status zu besitzen."

Seine Stimme war ruhig, aber nicht leer. Es war keine Belehrung, keine Demütigung – nur eine klare Einordnung dessen, was ihm vorgelegt wurde.

Dann schwieg Gabriel. Nicht aus Zögern, sondern weil die Worte gesetzt waren. Nun lag es an ihr, darauf zu antworten – oder zu schweigen.

Re: [1259] Drei Könige und eine Dame [Dietrich, Gabriel, Natalia, SL]

Verfasst: Fr Mai 23, 2025 5:08 pm
von Dietrich
Dietrich trat einen Schritt näher, legte ruhig die Hand auf der Schulter seines Bruders ließ keinen Zweifel daran, dass er Gabriels Worte teilte. Seine Stimme war ruhig, beinahe samtig, aber unter der Oberfläche lag ein kühler Nachdruck.

„Mein Bruder fand sehr harte Worte, aber letztendlich hat er nur ausgesprochen, was sich jedem von Stand aufdrängt: Wer eingeladen, doch ohne Titel oder Linie vor einen tritt, der weckt ganz zweifellos Fragen.“

Dietrichs Blick ruhte offen auf Natalia, in seinem Ton lag kein Zorn – eher das sachliche Abwägen eines Mannes, der gewohnt ist, Klarheit einzufordern.

„Ihr nennt euch beim Namen, lasst aber Ahnen und Status im Schatten. In solchen Dingen bleibt wenig Raum für Zwischentöne. Ich gehe also davon aus, dass Ihr uns bewusst im Unklaren lassen wollt. Der Höflichkeit halber bitte ich: Lasst uns wissen, mit wem wir sprechen. Andernfalls – und verzeiht die Offenheit – muss ich davon ausgehen, dass Ihr hier lediglich als Kind sprecht und Ihr Euch Eures Status nicht bewusst seid.“

Er ließ die Worte einen Herzschlag lang wirken, dann folgte ein höfliches, beinahe unbeteiligtes Neigen des Kopfes, als Zeichen, dass er dennoch zur Fortführung des Gesprächs bereit war.

Re: [1259] Drei Könige und eine Dame [Dietrich, Gabriel, Natalia, SL]

Verfasst: Fr Mai 23, 2025 6:38 pm
von admin
Ein leises, klares *Klicken* kündigte ihn an – nicht laut, nicht eilig, doch von jener Unvermeidlichkeit, die nichts erklären muss. Die Tür hinter dem Schreibtisch schwang auf und Konrad von Aupfholm trat in den Raum, als sei es selbstverständlich. Er war von kleiner Statur, doch seine Präsenz war schwerer als der Stein, auf dem dieses Haus ruhte. Die Robe aus fein gewebter, graublauer Wolle, hochgeschlossen, mit silbernem Besatz, verriet keinen Überfluss, sondern Maß. Kein Schmuck, kein Wappen. Nur eine schlichte Spange an der Schulter, die das Tuch hielt – in Form eines stilisierten Waagebalkens.

Der Ancilla ließ den Blick schweifen, nicht neugierig, sondern prüfend – wie ein Kaufherr, der die Lieferung zählt, die ihm angekündigt war. Als er sprach, war seine Stimme ruhig, doch der Raum wurde stiller, als er es tat: „Wenn eine Stimme zu viel sagt, nimmt man ihr das Gehör. Wen eine zu wenig sagt, entzieht man ihr das Wort.“ Sein Blick lag auf Gabriel. Nicht feindlich. Aber auch nicht milde. „Natalia hat nicht gesprochen, weil sie weiß, dass sie es nicht muss. Sie ist meine Stimme, wenn ich es will – und meine Stille, wenn ich es nicht wünsche. Ihre Herkunft ist mir bekannt. Ihr Rang ebenfalls. Er genügt, um euch hier zu empfangen.“

Er ging zwei Schritte näher, das Licht der Kerzen ließ seine Züge hart wirken – hohe Wangenknochen, scharfer Blick. Dann blieb er stehen. „Ich bin Konrad von Aupfholm. Gesandt von Hardestadt, als Richter ohne Gericht, als Zeuge ohne Schwur.“ Ein kaum merkliches Zucken im linken Mundwinkel – ob Spott oder Erinnerung, blieb offen. „Ihr seid spät in Krakau, Gabriel. Noch später in meinem Gehör. Und ihr sprecht, als wärt ihr Richter über Dinge, die euch nicht gehören.“

Dann wandte er sich an Dietrich. Die Haltung des Mannes schien ihn zu interessieren. Nicht missbilligend – eher wie ein Mann, der ein Möbelstück auf Tragfähigkeit prüft. "Ihr seid leiser. Das spricht für euch. Leise Männer hinterfragen. Laute Männer stellen sich selbst zur Schau.“ Er machte eine kleine Geste mit der Hand – nicht herablassend, sondern fast beiläufig – wie ein Händler, der einen Vorschuss gewährt. „Ich bin bereit, euer Maß zu prüfen. Nicht euer Stolz. Der interessiert mich nicht.“ Konrad drehte sich nicht zu Natalia, sondern stellte sich neben sie. Ihre Nähe kommentierte er nicht – sie war Teil des Raumes wie die Stühle, das Licht, das Schweigen.

Doch als er fortfuhr, war klar, dass seine Worte auch ihr galten: „Dieses Haus ist kein Tribunal. Wer hier Einlass erhält, tut gut daran, zu hören, bevor er fragt, und zu fragen, bevor er richtet.“ Dann sah er Gabriel wieder an. Ein Moment Stille, messerscharf. „Ihr seid gekommen, um zu sprechen. Gut. Dann sprecht – aber wählt das Gewicht eurer Worte so, wie ein Kaufmann seine Münze prüft. Wenn sie zu leicht ist, nehme ich sie nicht an.“ Er trat an den Tisch, ließ sich nicht nieder. Nur ein Finger glitt über das blanke Holz, prüfend. Die Stille war wieder vollständig – aber diesmal lag sie nicht wie ein Mantel auf dem Raum, sondern wie eine Waage zwischen drei Königskindern und einer Dame.

Re: [1259] Drei Könige und eine Dame [Dietrich, Gabriel, Natalia, SL]

Verfasst: Sa Mai 24, 2025 7:12 pm
von Gabriel
Gabriel lauschte Konrads Worten und hielt dessen Blick stand, so wie es die Traditionen seines Blutes verlangten. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er dem Ancilla vertraute – dass er keine seiner Kräfte gegen sein eigenes Blut einsetzte.

Als Konrad geendet hatte und die Stille sich über den Raum legte, trat er mit festen schritten vor, seine Bewegungen präzise, von jener Disziplin getragen, die keine Unsicherheit duldet. Als er vor Konrad stand, verneigte er sich, nahm die Hand des Älteren und küsste den Siegelring mit der gebührenden Ehrfurcht.

„Es ist mir eine Ehre euch zu treffe, verehrter Prätor. Ich bitte mit Demut um eure Vergebung, dass dies nicht früher geschehen ist.“

Seine Worte waren ruhig, klar, ohne Hast.

„Ich bin gekommen, um mich gemäß den Traditionen Kains und unseres Blutes vorzustellen und Danke euch, dass ihr mich empfangt.“

Er trat zurück, ließ den Moment sich setzen, bevor er weitersprach.

„Ihr habt recht – sie ist eure Dienerin und hat in eurem Namen gesprochen. Die Handlungen einer Dienerin sind die Handlungen ihres Herren. Ebenso sind ihre Fehler seine Fehler.“

Sein Blick blieb fest, doch keine Feindseligkeit lag darin, nur die unnachgiebige Logik eines Mannes, der die Gesetze seines Blutes kannte.

„Wenn ihr Dienerin den nötigen Respekt vermissen lässt, kann es drei Gründe haben: Sie weiß es nicht besser. Sie handelt absichtlich wider besseres Wissen. Oder aber sie tut genau das, was ihr Herr ihr aufgetragen hat.“

Er ließ einen kurzen Atemzug vergehen.

„Die Folgen daraus hängen vom eigentlichen Grund ab. Da auch ihr gewählt habt, eine Begrüßung zu wählen, die nicht den Traditionen unseres Blutes entspricht, werde ich das zur Kenntnis nehmen müssen.“

Ein leises Senken des Kopfes, nicht unterwürfig, sondern eine sachliche Geste der Bestätigung.

Dann sprach er weiter.

„Ihr sprecht von Stolz.“

Seine Stimme war ruhig, aber seine Worte trugen Gewicht.

„Ja, ich bin stolz darauf, das Blut der Könige in mir zu tragen. Stolz darauf, in der Linie Hardestadts zu stehen. Stolz auf die Traditionen unseres Blutes.“

Keine Unsicherheit, keine Selbstgefälligkeit. Nur die schlichte Wahrheit.

„Doch es ist nicht Stolz, der mich leitet, sondern Ordnung. Es ist die Pflicht unseres Blutes, die Kinder Kains zu führen und Ordnung zu bringen.“

Er hielt einen Moment inne, ließ die Bedeutung seiner Worte im Raum schweben.

„Was ihr als Stolz bezeichnet, nenne ich Ordnung. Denn ohne Ordnung ist nur Chaos. Ohne Ordnung ist nur Tod.“

Seine Worte klangen nach, nicht in Lautstärke, sondern in Gewicht.

Dann schwieg Gabriel.

Re: [1259] Drei Könige und eine Dame [Dietrich, Gabriel, Natalia, SL]

Verfasst: Sa Mai 24, 2025 8:11 pm
von admin
Ein Windzug fuhr durch den Raum – keiner, den die Flammen spürten, aber einer, der die Temperatur fallen ließ wie ein drohender Winter. Konrad bewegte sich nicht sofort. Er ließ Gabriels Worte wie einen bitteren Sud in der Stille gären. Dann hob er den Kopf – langsam, würdevoll, unausweichlich. Sein Blick traf Gabriel mit der Wucht eines Hammers, kaltgeschmiedet aus Blut und jahrhundertealtem Groll.

Was dann kam, war kein Ausbruch. Es war ein kontrollierter Bruch in der Mauer, hinter der sich Monate – nein, Jahre – angestauter Zorn gesammelt hatte. Kein Wüten. Kein Toben. Sondern das präzise Zerlegen eines Weltbilds, das nicht das seine war.

Konrad trat vor. Die Augen schmal, ein schimmerndes, kaltes Blau. Seine Stimme war die Stimme eines Mannes, der niemals gelernt hatte, sich zu ducken – und es nun endgültig satt hatte, sich zu beherrschen:

„Endlich, jemand, der es spürt.

Er ließ die Worte hängen, dann brach es aus ihm heraus – nicht laut, aber mit jener Stille, die lauter ist als jedes Geschrei. Seine Stimme war wie gespannter Stahl, und der Raum schien sich zu verengen:

„Ich habe es ihr befohlen, Gabriel. Ich habe Natalia angewiesen, euch zu übergehen. Keine Anrede. Keine Geste. Kein Maß. Ich wollte, dass ihr fühlt, was ich Nacht für Nacht in dieser verrotteten Stadt ertrage. Wie unser Blut ignoriert wird. Wie die Ordnung mit Füßen getreten wird. Ich bin Konrad von Aupfholm – Ancilla des Clans der Könige. Und sie behandeln uns, als wären wir einer ihrer kleinen, hungernden Bastarde.“

Seine Stimme wurde dunkler. Dunst lag auf den Wänden. Er hob die Hand – nicht drohend, sondern bedeutungsvoll – und fuhr fort, jetzt mit wachsender Schärfe, einem schneidenden Takt in jedem Wort:

„Hier stolziert jeder Bastard der Nacht durch die Straßen, als wäre er von unserem heiligen Geblüt! Dreiäugige Neugeborene tippen mir auf die Schulter wie einem verdammten Marktknecht, ein neugeborener Schatten, mit kaum genug Blut, um sich zu verteidigen, marschiert in meinen Domänen, stellt sich nicht einmal vor – spricht mit mir, als gehörte ihm Krakau. Sie sprechen mich an, als wären sie mir auch nur Gleichwertig. Man duckt sich nicht mehr, man stellt sich nicht mehr vor – man erwartet Respekt, ohne ihn je gewährt zu haben! Keiner verbeugt sich, keiner fragt – sie fordern! Sie sprechen, als hätte ihnen das Blut die Welt verheißen, und wissen nicht einmal, was es kostet, einen Namen wie unseren zu tragen!

Ein Schritt näher. Seine Robe rauschte wie das Flattern eines Richtermantels vor dem Galgen. Konrad stand jetzt zwischen Gabriel und Dietrich, sein Blick wie das Schneiden eines Richtschwertes: „Dies ist es, was aus dieser Stadt geworden ist. Eine Bühne für die Anmaßung der Unwürdigen. Jeder Bastard, der drei Worte und zwei Nächte überlebt, meint, mitzureden. Mitzubestimmen. Mitzuherrschen. Doch sie verstehen nicht – wir sind Ventrue. Wir herrschen. Sie wurden geboren, um zu folgen." Der Blick glitt erneut zurück zu dem Neugeborenen Clansbruder.

„Ihr habt recht, Gabriel. Ich wollte, dass ihr es fühlt. Dieses giftige, kriechende Gefühl, wenn das Blut der Könige ignoriert wird. Wenn der Name, der Gewicht trägt, mit Gleichgültigkeit empfangen wird. Was ihr gespürt habt, war nur ein Tropfen – ich trinke diesen Becher seit Monaten.“

Er wandte sich kurz zur Tür – als wolle er sie eintreten. Schien sich selbst daran daran zu erinnern, nicht alles in Trümmer zu reißen. Doch seine Stimme wurde gefährlich leise – ein Wispern, das klang wie der Beginn eines Fluchs:

„Und dann erfahre ich von eurer Ankunft... zu spät. Nicht von einem Herold. Nicht von einem Brief, wie es sich gebührt. Sondern aus Zufall. Wie ein... Hausdiener, der das Geschirr abräumt und hört, dass der König eingetroffen ist. Ich bin Hardestadts Wort in dieser Stadt – und sie behandeln mich wie einen Bediensteten. Das wird sich ändern.

Ein leises Lachen – bitter, trocken, scharf.

„Diese Stadt braucht Ordnung. Nicht Demokratie. Nicht falsche Höflichkeit. Ordnung. Kein Tribunal, sag ich – noch nicht. Aber bald. Sehr bald.

Er trat einen letzten Schritt näher an Gabriel heran, so nahe, dass man den metallischen Hauch seines Zorns spüren konnte – wie Klingen, die noch nicht gezogen, aber längst gewetzt sind.

„Euren Zorn, Gabriel – haltet ihn fest. Füttert ihn. Lasst ihn wachsen. Denn ihr werdet ihn brauchen. Wenn ihr Ordnung bringen wollt, müsst ihr verstehen, was Unordnung ist. Was Missachtung bedeutet. Was der Verlust von Maß anrichtet. Merkt euch dieses Gefühl – dies ist, was sie uns jeden Abend antun.“

Er sah zu Dietrich – kurz, forschend, dann ein knapper Nicken: „Und ihr – behaltet euren Blick. Ihr werdet bald sehen, worauf er gerichtet sein muss.“

Dann trat er zurück. Kein Beben. Keine Milde. Nur die Stille eines Mannes, der seine Geduld begraben hat und nun beginnt, sein Reich neu zu vermessen.

Die Stille, die folgte, war nicht mehr dieselbe.
Sie war schwer. Scharf.
Die Waage war nicht nur bewegt worden –
sie war jetzt Waffe geworden.

(Manipulation + Einschüchtern: 3 Erfolge)

Re: [1259] Drei Könige und eine Dame [Dietrich, Gabriel, Natalia, SL]

Verfasst: So Mai 25, 2025 10:39 am
von Dietrich
Dietrich war während Konrads Ausbruch reglos geblieben, einzig seine Augen verrieten das aufmerksame Nachvollziehen jedes einzelnen Wortes. Als die Stille im Raum zu schneidender Kälte gerann, trat Dietrich einen Schritt vor, den Blick unerschrocken auf Konrad gerichtet, aber auch mit einem Seitenblick zu Gabriel – Brüderlichkeit und Pflicht lagen darin.

Er neigte kurz den Kopf, keine Unterwerfung, sondern das höfische Zugeständnis unter Gleichen.


„Euer Zorn, verehrter Konrad, ist gerecht. Wer das Gewicht des Namens kennt, kann ermessen, was es heißt, Nacht für Nacht mit Missachtung zu leben.“

Seine Stimme blieb ruhig, klar, doch diesmal war darin eine neue Schwere – ein Zug von Verantwortung.
Er ließ einen Herzschlag verstreichen, dann fuhr er fort, und sein Ton bekam einen Hauch von Ernsthaftigkeit, als würde er ein Geheimnis anvertrauen:


„Gerade weil uns allen so viel an Ordnung, Klarheit und Rang liegt, ist der rechte Moment gekommen, um auch meinerseits für vollkommene Offenheit zu sorgen.“

Dietrichs Blick glitt zu Natalia, dann zurück zu Konrad.

„Verzeiht Soror Adepta, aber ich fürchte Ihr seid einem Irrtum aufgesessen. Einem, der durchaus beabsichtigt war. Ich habe meinen Bruder bisher begleitet und unter dem Banner seines Blutes gesprochen. Doch die Wahrheit ist, dass ich – entgegen aller Annahmen – sein hohes Blut nicht teile.“

Er ließ diese Worte kurz im Raum stehen, ehe er mit bedachter Stimme weitersprach:

„Um meine Vorstellung zu korrigieren: Mein Name ist Dietrich von Hohenberg. Neugeborener von Haus und Clan Tremere, Kind des Ardan von Goldenen Pfad, aus dem Hause Etrius.“

Er sagte es ruhig, ohne Scheu oder Trotz, sondern wie jemand, der endlich einen Knoten löst, der zu lange geschwiegen hat und verneigte sich dabei vor Konrad, wie es dem hohen Clan gebührte.

„Ich bitte für die Scharade um Vergebung. Sie war der Notwendigkeit geschuldet in diesen, für unser Blut tödlichen, Umgebung sicheres Geleit zu gewährleisten und nicht den Zorn der Unholde auf uns zu ziehen ehe wir Krakau erreichen."

Er neigte den Kopf abermals, diesmal noch bewusster – eine Geste von Respekt sowohl für Konrad als auch für Gabriel, dessen Seite er dennoch nicht verließ.