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Re: [1259] Die Jagd [Jaromir, Viktor]

Verfasst: So Sep 28, 2025 10:01 am
von Jaromir der Henker
Jaromir ging noch ein paar Schritte schweigend neben Viktor her, bevor er antwortete.
Sein Blick war geradeaus gerichtet, als ob er den Pfad abtastete – oder die Gedanken in seinem Kopf sortierte.

„Misstrauen… ist schwer abzulegen.“
Seine Stimme war tief, wie ein entferntes Grollen.
„Ich habe viele Nächte damit verbracht, mich vor den Blicken anderer zu verbergen. Unter der Erde, in den Schatten der Gassen, wo niemand fragt, wer du bist.“

Er sah kurz zu Viktor hinüber, der fragende Ausdruck war nicht entgangen.

„Deine Einladung ehrt mich. Und ich nehme sie an.“
Ein kurzes Nicken, nicht ganz so steif wie zuvor.
„Aber sei nicht überrascht, wenn ich aufmerksam bleibe. Ich habe gelernt, dass unter uns oft mehr Messer verborgen sind als in den Gassen der Sterblichen.“

Jaromirs Hand ruhte auf dem Knauf der Axt, nicht drohend, sondern wie aus Gewohnheit.

„Vielleicht ist es nur die Gewohnheit des Henkers, gut vorbereitet zu sein, bevor er handelt.“
Ein Hauch von etwas, das fast wie Humor war, blitzte in seinen Zügen auf.
„Oder ich habe einfach zu viele Geschichten gehört, die schlecht endeten.“

Er ließ die Worte in der Nacht hängen und ging weiter, die Geräusche des Waldes wurden langsam wieder lauter, als hätte der Wald selbst kurz den Atem angehalten und nun fortfuhr.

Re: [1259] Die Jagd [Jaromir, Viktor]

Verfasst: So Okt 05, 2025 10:26 am
von Viktor
Viktor nickt kurz "das kann ich verstehen, und vorsicht ist besser als Nachsicht, aber wenn es euch beruhigt passe ich mit auf für den fall."
Viktor wendet zwischen durch seinen blick um seine umgebung im auge zu behalten.


Ein matter Nebel hängt über den Feldern, als du den Hof betrittst. Das kleine, baufällige Haus wirkt, als hielte es nur durch reinen Trotz noch zusammen. Balken, notdürftig mit Seilen und Lehm geflickt, tragen ein Dach aus morschem Schindelholz. Aus einem schmalen Schornstein steigt träge Rauch empor, als würde selbst das Feuer hier nur widerwillig brennen.

Neben dem Haus liegt ein Kräutergarten, der trotz der Jahreszeit erstaunlich lebendig scheint. Zwischen den Beeten wachsen Pflanzen, die du kaum zu erkennen vermagst – einige riechen scharf und bitter, andere süßlich und faulig zugleich. Vielleicht ist es die Hand einer Kräuterkundigen, vielleicht aber auch jemand, der mit Dingen vertraut ist, die besser im Dunkeln bleiben.

Ein Stück weiter, halb im Schatten eines alten, gekrümmten Baumes, stehen Hunde­hütten. Aus ihnen dringt leises Schnaufen und das gelegentliche Knurren im Schlaf. Die Tiere scheinen kräftig, aber unruhig – als spürten sie etwas, das den Menschen entgeht.

Noch weiter hinten erkennst du eine niedrige Stallung, deren Dach mit Stroh bedeckt ist. Kühe bewegen sich träge im Inneren, ihr Atem dampft in der kühlen Luft. Der Geruch von Mist und nasser Erde hängt schwer über dem Ort, gemischt mit einem metallischen Unterton – vielleicht Blut, vielleicht nur Rost.

Am Rand des Hofes, dort wo das Land in Wald übergeht, erhebt sich eine schmale Holzkonstruktion – ein Jägerausguck. Von hier aus lässt sich das Umland überblicken: dunkle Bäume, Felder im Nebel und irgendwo in der Ferne das fahle Licht des Mondes über Krakau. Der Ausblick hat etwas Unheimliches – als wäre er nicht nur für die Jagd auf Wild bestimmt, sondern für etwas ... anderes.