[1259] Und Krakau atmet weiter [Bogdan, Offen]

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Gabriel
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Re: [1259] Und Krakau atmet weiter [Bogdan, Offen]

Beitrag von Gabriel »

Gabriel machte eine wegwerfende Handbewegung, seine Haltung ruhig, ohne Groll.

„Es ist kein Thema, werter Bogdan.“ Seine Stimme war gelassen, ein Zeichen, dass er keine Kränkung empfunden hatte.

Dann wandte er sich Nikolai zu, sein Blick aufmerksam, als er über dessen Worte nachdachte.

„Betrifft das nur einen bestimmten Wald?“ fragte er mit leiser Neugier. „Oder sprichst du von Wäldern im Allgemeinen?“

Die Vorstellung eines Drachen, der gefährlich nur für jene ist, die es verdienen, ließ ihn innehalten.

„Ein Drache, der wählt, wen er verschont. Ein Drache, der entscheidet, wer würdig ist.“ Er sprach es nachdenklich aus, ließ die Bedeutung in der Luft hängen. „Das ist eine sehr östliche Sichtweise.“

Dann betrachtete er den jungen Kaufmann mit einem leichten Lächeln.

„Wenn Ihr meint, dass ich, weil ich die Stadt verteidige und über sie wache, ein Drache bin – dann nehme ich das als ein Kompliment.“

Ein Hauch von Humor schimmerte in seinem Blick.

„Wie könnte ich dem jungen Herrn Kaufmann widersprechen?“

Doch eine andere Überlegung hielt ihn noch für einen Moment gefangen.

„Die Sicht, dass Drachen und Helden sich brauchen, um sich zu erkennen, erinnert mich an eine Theorie – dass das Böse nur existiert, damit man das Gute erkennen kann.“

Er ließ die Worte sacken, bevor er zustimmend nickte.

„Aber ja – die Geschichte scheint nie zu Ende zu sein. Es wird immer einen Drachen geben. Und einen Helden.“

Dann wurde sein Ton nachdenklicher.

„Schmerzen und Leid machen uns stärker, wenn wir durch sie gehen und bestehen.“ Sein Blick verlor sich kurz in der Dunkelheit, bevor er weitersprach. „Vielleicht ist das der Grund, warum ich dadurch gehen musste.“

Ein leises Schmunzeln – nicht aus Leichtigkeit, sondern aus Akzeptanz.

„Gottes Wege sind unergründlich.“
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Bogdan
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Re: [1259] Und Krakau atmet weiter [Bogdan, Offen]

Beitrag von Bogdan »

„Ja, mein lieber Nikolai“, sagte der Alte mit einem Lächeln.
„So kann man es wohl sagen.“

Dann fuhr er mit leiser Stimme fort:

„Der König von Krakau war verzweifelt.
Er schickte seine besten Ritter.
Sie sollten den Drachen erschlagen.
Doch das Untier lachte nur.

Einer nach dem anderen fiel.
Mut wurde zu Asche.
Tapferkeit zu Fleisch.
Bald wagte es kaum noch jemand.

Die Armee zerfiel.
Einige flohen aus Angst.
Krakau wurde schwach.
Ein Spielball seiner Nachbarn.
Nur noch ein Schatten der alten Stadt.“


Der Alte blickte einen Moment ins Leere.

„Dann gaben die Berater ihm einen Rat.
Er solle eine Belohnung aussetzen.
Und so versprach der König – voller Furcht, ohne Hoffnung –
dem Mann, der den Drachen tötete:
Die Hand seiner Tochter.
Und die Krone von Krakau.“


Ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

„Da kamen Männer aus fremden Ländern.
Auch aus benachbarten Grafschaften.
Doch keiner überlebte.
Krakau blieb schwach.
Auch seine Nachbarn wurden schwächer.“


Er fuhr sich mit der Hand durch den Bart.

„Bald sagte man über Dummköpfe: ‚Der kann ja gleich nach Krakau gehen.‘
So verlor die Stadt nicht nur ihre Macht.
Sondern auch ihren Ruf.“


Ein trauriges Lächeln schlich sich in sein Gesicht.

„Wer die alten Geschichten kennt, weiß:
Auch der Drache war nicht glücklich.
Er war ein alter Geist des Landes.
Älter als die Stadt selbst.
Doch seine Kraft kam von den Menschen.

Hätte der König ihm die Tochter gegeben,
hätte es vielleicht eine Lösung gegeben.
Aber der König ehrte ihn nicht.
So zermalmte der Drache einen Ritter nach dem anderen.“


Die Augen des Alten ruhten auf Gabriel.

„Ihr nennt es eine Geschichte des Ostens.
Das ist sie wohl.
Aber denkt daran:
Dieses Land ist älter als seine Bewohner.“


Sein Blick wanderte zum Wawel hinauf.

„Es gehört nicht den Menschen.
Es gehört den alten Geistern.
Sie lassen uns nur hier leben.“


Dann zuckte er mit den Schultern.

„Vielleicht ist das ungerecht.
Vielleicht sind sie nur Schatten der Vergangenheit.
Aber wenn ihr ihnen begegnet –
dann vergesst ihr Gesetz nicht.“


Doch eine ernste Geschichte, war keine gute.
Und so lies der Alte wieder den Schalk in seine Augen fließen.

„Am Ende kam ein Held.
Doch keiner, wie man ihn erwarten würde.
Ein Schusterjunge, Skuba mit Namen.
Nicht stark, aber klug.“


Sein Blick fiel auf den kleinen Jungen.

„So wie du, kleiner Nicolai.
Auch du zeigst nicht gleich, was du weißt.
Was in dir steckt.“


Er lächelte ihn an.

„Sag, wenn du Skuba gewesen wärst –
wie hättest du den Drachen vom Wawel besiegt?“
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Re: [1259] Und Krakau atmet weiter [Bogdan, Offen]

Beitrag von admin »

Nikolai hörte mit gespitzten Ohren zu, als Bogdan die Geschichte des Wawel-Drachen erzählte. Seine Augen wurden groß, als der alte Mann von den gescheiterten Rittern und der Verzweiflung des Königs sprach. Bei der Erwähnung des Schusterjungen Skuba setzte er sich aufrecht hin, seine Finger spielten mit dem silbernen Kreuz an seinem Hals. "Ein Schusterjunge?" wiederholte er mit einer Mischung aus Überraschung und kindlicher Begeisterung. "Aber wie konnte ein einfacher Schusterjunge etwas schaffen, was all die starken Ritter nicht konnten?" Seine Stimme war voller ehrlicher Neugier, doch in seinen Augen blitzte ein tieferes Verständnis, das auf ein uraltes Wissen hindeutete. Als Bogdan ihn direkt fragte, wie er den Drachen besiegt hätte, sprang Nikolai auf. Seine Augen leuchteten vor Aufregung, während er aufgeregt im Kreis lief und seine Hände wild gestikulierten, als würde er unsichtbare Fäden ziehen.

"Also, ich würde nicht einfach mit einem Schwert auf den Drachen losgehen, das ist klar!" rief er aus, seine Stimme laut und voller kindlicher Überzeugung. "Ein Drache ist kein gewöhnliches Tier, das man einfach erschlagen kann. Man muss klug sein, wie Skuba!" Er blieb stehen und seine Augen suchten Bogdans Blick. "Ich würde zuerst herausfinden, was der Drache wirklich mag. Vielleicht isst er nicht nur Schafe und Jungfrauen, sondern auch etwas Bestimmtes. Etwas, das man ihm geben kann, um ihn zu besänftigen oder zu täuschen." Ein verschmitztes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Und dann würde ich ihm eine Falle stellen. Nicht mit Gewalt, sondern mit List. Vielleicht würde ich ihm ein großes Festmahl vorbereiten, das mit etwas gefüllt ist, das ihn schlafen lässt. Oder ich würde ihm etwas geben, das er wirklich will – etwas, das er nicht einfach fressen kann."

Nikolai setzte sich wieder hin, sein Gesicht wurde ernst, fast weise. "Manchmal, guter Bogdan, sind die wahren Monster nicht die, die Feuer speien, sondern die, die nicht zuhören. Die, die nicht verstehen wollen, was die anderen wirklich brauchen." Er sah zu Gabriel hinüber. "Und manchmal, Herr Gabriel, ist der wahre Held nicht der, der das Monster tötet, sondern der, der ihm zuhört. Der, der ihm gibt, was es wirklich will." Dann sprang er wieder auf, seine Stimme war wieder voller kindlicher Begeisterung. "Aber wenn der Drache wirklich böse ist und nicht zuhören will, dann würde ich ihm eine Falle stellen! Ich würde ihm ein großes, leckeres Schaf geben, das mit Schwefel und Pech gefüllt ist. Und wenn er es frisst, dann würde sein Feuer ihn von innen verbrennen!"

Er lachte hell, ein echtes Kinderlachen. "Und dann würde ich ihm sagen, dass er nicht mehr allein ist. Dass jemand da ist, der auf ihn aufpasst. Auch wenn er nicht mehr da ist." Er setzte sich wieder hin, sein Gesicht wurde plötzlich ernst. "Aber ich glaube, guter Bogdan, der Drache war nicht wirklich böse. Ich glaube, er war nur einsam. Und manchmal, wenn man einsam ist, tut man Dinge, die man nicht wirklich tun will." Nikolai sah zu Gabriel und Bogdan hinüber, seine Augen funkelten mit einer Mischung aus Neugier und einem Hauch von Geheimnis. "Vielleicht gibt es mehr über diese Geschichte zu erfahren, als nur die Legende. Vielleicht gibt es alte Geheimnisse, die darauf warten, entdeckt zu werden. Geheimnisse, die tief in den Steinen des Wawel und in den Herzen derer verborgen sind, die wirklich zuhören können."
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Gabriel
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Re: [1259] Und Krakau atmet weiter [Bogdan, Offen]

Beitrag von Gabriel »

Gabriel betrachtete den vorlauten Jungen mit unveränderter Ruhe, sein Blick wachsam, aber nicht abweisend. Er wandte sich kurz an Bogdan, seine Stimme ruhig, doch mit einem Hauch von Belustigung.

„Euer Diener ist sehr vorlaut, werter Bogdan.“

Ein sachtes, nachdenkliches Schnauben folgte, bevor er sich wieder Nikolai zuwandte. Der Junge war eine seltsame Mischung – manchmal klug wie ein alter Mann, manchmal ungestüm wie ein Kind. Es war schwer zu sagen, welche Seite in ihm stärker war.

Gabriel ließ ihn einen Moment mustern, ehe er fragte:

„Willst du etwa sagen, weil Ihr meint, dass ich nicht zuhöre?“

Er hielt die Worte bewusst zurückhaltend, beobachtete die Reaktion des Jungen, bevor er fortfuhr.

„Wie du richtig sagst, Nikolai – man muss wissen, wann man reden kann, wann man zuhören muss und wann Worte keinen Wert mehr haben und Waffen sprechen müssen.“

Dann wurde sein Ton ernster, ruhiger, durchdrungen von einem tiefen Nachdenken.

„Wenn das Leben so einfach wäre, dass alles Böse nur einsam ist und die Welt besser wird, wenn man es einfach in den Arm nimmt – dann wäre vieles leichter.“

Ein leises Kopfschütteln.

„Doch manche Dinge sind wirklich böse. Aus tiefstem Herzen heraus – wenn sie überhaupt noch eines besitzen.“

Gabriel hielt den Blick auf Nikolai gerichtet, dann stellte er die entscheidende Frage:

„Was glaubst du? Welche Geheimnisse gibt es – und was könnte ich erfahren, wenn ich wirklich zuhöre?“
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Bogdan
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Re: [1259] Und Krakau atmet weiter [Bogdan, Offen]

Beitrag von Bogdan »

Die Antwort des Jungen entlockte dem Alten ein Grinsen.

„Ich hatte vergessen, dass du die Geschichte bereits kennst.“

Die Augen des alten lachten.

„Du würdest niemals ein Schaf,
verwenden und du würdest dem Monster zuhören.
Ja das glaube ich, das hast du gut gesagt.“


Das Grinsen verwandelte sich in ein nachdenkliches Lächeln.

„Du möchtest wissen, wie wir selber es halten würden, nicht wahr?
War es allein die Gesellschaft, die der Drache vermisste?
Oder gab es noch etwas anderes das Skuba damals gab?“


Er dachte eine Weile nach.
Gab dem Monster dann was es verlangte.

„Ich denke es macht Sinn dem Monster zuzuhören.
Es ist nicht immer sinnvoll ihm alles zu geben, was es möchte.
Doch manchmal ist auch das eine gute Lösung.“


Wieder lagen seine Augen auf dem Wawel.

„Und wie du sagst, der Drache ist nicht böse, er ist ein Geist dieser Lande.
Ob er einsam war? Möglich. Ich bin nicht sicher ob ich wage, dass zu bewerten.“


Die Augen des Alten füllten sich mit Schalk.

„Es würde mich freuen die Geschichte eines Kindes zu hören.
Denn viele Kinder sehen Dinge, für die wir Alten längst blind geworden sind.“


Kurz wirkte Bogdan konzentriert als er seine nächsten Worte abwägte.

Ein Tanz auf der Klinge.

Er betrachtete Gabriel nachdenklich.

„Nikolai, ist nicht MEIN Diener, doch er steht für heute unter meinem Schutz“

Ein Lächeln kroch in sein Gesicht.

"Ein Kind mag vorlaut sein, doch es sieht eben oft mehr als wir."
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Re: [1259] Und Krakau atmet weiter [Bogdan, Offen]

Beitrag von admin »

Nikolai sah Gabriel und Bogdan der Reihe nach an – erst den einen, dann den anderen. Sein Blick war ruhig, offen, fast neugierig. Doch hinter dieser Offenheit lauerte etwas. Kein Spott. Keine Überlegenheit. Eher… ein Warten. Dann kicherte er leise. Ein echtes Kinderlachen. Doch als es verklang, war es unheimlich still auf dem Platz. Selbst die letzte Katze war verschwunden.

„Ihr wollt Geschichten hören,“ sagte er. „Aber ich bin doch nur ein Kind.“ Er zuckte mit den Schultern, als sei das die einfachste aller Wahrheiten. „Ich sammle sie nur. Die Geschichten. Die, die vergessen wurden. Die, die niemand mehr hören will. Manche sind sehr alt. So alt, dass selbst Bücher sie nicht mehr kennen. Manche kann man nur noch hören, wenn man ganz leise ist.“ Er legte den Zeigefinger auf die Lippen. „Manche stehen auf Grabsteinen. Manche in Rinden. Manche in Gesichtern, wenn sie glauben, dass niemand hinsieht.“

Er trat einen Schritt vor, fast verschwörerisch. „Aber ich erzähle sie nicht. Nicht weil ich nicht will – sondern weil ich nicht darf. Manche Dinge… verlieren ihre Kraft, wenn man sie einfach so hergibt.“ Sein Blick wurde ernst. Er sprang wieder auf, stellte sich auf die Zehenspitzen, breitete die Arme aus und drehte sich wie ein übermütiges Kind. Eine Geste die wohl die ganze Stadt einschließen sollte. „Hier gibt es viele Türen. Und manche führen nicht in Räume. Sondern in Gedanken.“ Dann drehte er sich wieder zu ihnen. Seine Stimme war wieder die eines aufgeregten Kindes, das ein Spiel erklärt: „Wenn ihr wirklich etwas wissen wollt, dann müsst ihr zuhören. Nicht mir – ich rede zu viel. Hört den anderen zu. Den Alten. Den Stillen. Den Tieren. Dem Wind in den Wäldern.“ Seine Stimme wurde noch leiser. „Und der Weichsel. Man sagt, sie flüstert. Ganz leise. Wenn man Geduld hat. Und wenn man weiß, wonach man nicht sucht.“ Ein Lächeln. „Denn manche Fragen kann man nur stellen, wenn man aufhört, Antworten zu wollen.“

Er hüpfte zwei Schritte zurück, wie ein Junge, der sich wieder an ein Kinderspiel erinnert. „Ich muss jetzt gehen. Die Nacht wird sonst ungeduldig.“ Dann, mit einem letzten Blick: „Vielleicht trifft man sich wieder. Vielleicht auch nicht. Aber wenn ihr etwas wirklich wissen wollt – dann fragt den Schatten hinter der Frage. Nicht das Licht davor.“ Und wie ein Kind, das sich verspätet, sprang er leichtfüßig in die Dunkelheit, ließ Bogdan und Gabriel in der Stille zurück. Nur der Wind regte sich noch – aus dem Osten, kühl und flüsternd.
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Bogdan
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Re: [1259] Und Krakau atmet weiter [Bogdan, Offen]

Beitrag von Bogdan »

Der alte Mann nickte, verbeugte sich zum Abschied vor dem kleinen Nikolai.

Nun hatte er ihn also vertrieben.
Ein alter Narr, blieb eben ein Narr.

Gedankenverloren blickte er dem wundervollen Wesen hinterher, wie es im Dunkel verschwand.
Er hoffte, sie würden sich eines Tages wiedersehen.

Seine Hand strich über das Fell der Katze auf seinem Schoss.

Miaute ihr zu: „Du darfst bei mir bleiben, wenn du möchtest.
Ich werde dich füttern, beschützen und dir ein gutes Leben bieten.*“


Dann jedoch fand sein Blick den Ritter, der neben ihm saß.
Er musste schmunzeln.
Es würde nicht lange dauern, bis dieser ihn mit präzisen Fragen zur Rede stellen würde.

*Katze bitten bei ihm zu bleiben = 6 Erfolge
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Gabriel
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Re: [1259] Und Krakau atmet weiter [Bogdan, Offen]

Beitrag von Gabriel »

Gabriel blickte dem Kind lange nach, bis selbst das letzte Geräusch verklungen war. Dort, wo eben noch Nikolais Füße über das Pflaster gehuscht waren, lag nun nur die kühle Stille einer Stadt, die nie ganz schlief, aber manchmal innehielt – wie jetzt.

Schließlich wandte sich Gabriel Bogdan zu. Sein Blick war ruhig, durchdrungen von einer Mischung aus Neugier und wachsender Irritation, die sich nicht gegen Bogdan richtete, sondern gegen das Rätsel, das zwischen ihnen stand.

„Werter Bogdan…“ Seine Stimme war leise, beinahe andächtig in ihrer Fragestellung. „Ihr habt mich im Glauben gelassen, Nikolai sei Euer Diener. Als Dormitor, vielleicht sogar Euer Werk. Doch das scheint nicht zu stimmen.“

Er hielt für einen Moment inne, als wolle er dem alten Mann Raum geben, sich selbst zu rüsten für eine Antwort.

„Könnt Ihr mir sagen… wer – oder was – dieses Kind ist?“

Gabriel schwieg, sein Blick noch immer auf den Punkt gerichtet, an dem Nikolai im Dunkel verschwunden war. Die Nacht fühlte sich nun tiefer an – nicht bedrohlich, aber voller Schichten. Und er wartete. Auf Worte, die vielleicht ebenso rätselhaft sein würden wie das Wesen, nach dem er fragte.
Doch dennoch... hoffte er. Dass Bogdan mehr wusste.
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Bogdan
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Re: [1259] Und Krakau atmet weiter [Bogdan, Offen]

Beitrag von Bogdan »

Auch der Alte schien noch in Gedanken.

„Was bin ich doch für ein alter Narr.“

Schalt er sich selbst.

Seine Augen blickten in die Ferne.
Starrten ernst in die Schatten die den Jungen nun verbargen.
Dann zu Gabriel.

„Bitte verzeiht, mein Versteckspiel.“

Sein Blick senkte sich demütig.

„Ich wollte ihn nicht vertreiben,
und doch ist es wohl kein Zufall,
dass er hinforttanzte als ich andeutete,
dass er eben nicht mein Diener wäre.“


Wieder lächelte er.

„Wer er ist kann ich euch nicht mit Gewissheit sagen.
Ich dachte zunächst, es wäre der Drache selbst.
Doch das war ein Irrtum.
Er ist auch nicht Skuba, der den Drachen bezwang.“


Sein Blick lag wieder in der Ferne.
Glitt hinauf zum Wawel, runter zur Weichsel.

„Vielleicht, ist er nicht Teil der Geschichte.
Sondern ihr Erzähler selbst.

Man sagt das die Einsamen,
unten an der Wawel ein Flüstern hören können,
eine leise Stimme, die denen Geschichten erzählt,
die niemanden haben, der mit ihnen spricht.“


Er dachte über Nikolais letzte Worte nach.

„Vielleicht ist der kleine Nikolai,
ein alter Geist der Wawel,
einer der diese Geschichten erzählt.“


Gedankenverloren blickte der Alte über den Rynek Główny.
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