[1259] Hüter des Elysiums [Neugeborene, SL]

[Gabriel]

Die Worte des Prinzen hallten in Gabriels Gedanken nach, getragen von der schweren Bedeutung, die ihnen innewohnte.

„Ab diesem Abend wird die Bewahrung des Elysiums der Stadt in die Hände der Neugeborenen gelegt – aller, ob heute anwesend oder nicht. Ihnen obliegt es, auf das Antlitz zu achten, das Krakau in den Spiegel seiner Gäste wirft. Sie wahren die Form, halten Unruhe fern, sorgen für das, was man Sicherheit nennt, ohne das Wort zu missbrauchen. Dies ist kein Ehrenzeichen – es ist ein Prüfstein. Und wer daran wächst, dem wird man auch anderes anvertrauen. Krakau wird von denen getragen, die es schützen – nicht von denen, die nur reden.“*

Es war eine Bürde, eine Aufgabe, die sich nicht allein in Wachsamkeit erschöpfte, sondern in Verantwortung, die Stadt vor sich selbst zu bewahren – ihre Ordnung, ihre Gestalt, ihre Maske gegenüber den Gästen.

Gabriel hatte Pawel gebeten, eine Nachricht an alle Neugeborenen der Domäne zu senden oder sie zu Hinterlegen, eine Einladung, die zugleich ein Aufruf war. Ein Ruf nach Pflicht, nicht nach Glanz. Wer diesen Weg betrat, tat es nicht für Ruhm, sondern für die Stadt selbst.

Nun saß er an der großen Tafel des Elysiums, das schlichte Gewand eines einfachen Soldaten.

Die Kerzen brannten in ihrem gleichmäßigen Rhythmus, warfen flackernde Schatten auf die Wände. Die Nacht war geduldig.

Und Gabriel wartete.

Auf die ersten, die kommen würden. Auf die Stimmen, die das Schicksal dieses Elysiums tragen sollten. Auf jene, die verstehen würden, dass dies mehr war als eine bloße Versammlung.

Die Prüfung hatte begonnen. Nun lag es an ihnen, ob sie bestehen wollten.

[Bogdan]

Bogdan betrat das Elysium pünktlich zum vereinbarten Termin.

Er schenkte Gabriel schon beim Eintreten ein respektvolles Nicken.

Als ihm auffiel, das noch kein anderer eingetroffen war, gesellte er sich zum Gastgeber. Lächelte freundlich.

„Eine gute Nacht werter Gabriel“

Er war sich nicht im Klaren, was genau diese Aufgabe für ihn umfasste, aber es war seine Pflicht sich ihr zu stellen.

[Gabriel]

Gabriel erhob sich, als Bogdan das Elysium betrat.

Mit ruhiger Bestimmtheit trat er ihm entgegen, seine Haltung offen, seine Schritte gemessen.

Als er vor ihm stand, bot er ihm die Hand an – eine Geste der Anerkennung, der Zusammenkunft unter Gleichen.

„Es ist gut, dass Ihr gekommen seid, werter Bogdan.“

Seine Stimme war ruhig, getragen von ehrlicher Zufriedenheit.

„Es freut mich, Euch wiederzusehen. Ich hoffe, dass die Nächte gut zu euch waren.“

Ein sachtes, aber unmissverständliches Lächeln lag in seinem Ausdruck.

[Bogdan]

Der alte Mann nahm die Hand des Ritters dankbar an.

“Es ist gut, dass ihr die Initiative ergreift und zu dieser Zusammenkunft ruft.“ bestärkte er den Ventrue.

Sein Blick war ernst, als Gabriel auf die vergangenen Nächte zu sprechen kam.

„Die Nachrichten aus dem Osten beunruhigen mich.
Der Feind rückt immer näher, unsere Zeit wird knapp.“

Dann jedoch versuchte er es mit einem Lächeln.

„Heute aber geht es darum, die innere Geschlossenheit herzustellen, die nötig ist um die Stadt und das Elysium zu verteidigen.“

Das Lächeln festigte sich.

„Wenn wir es schaffen in dieser Sache Einigkeit zu zeigen, kann uns dies auch gegen die Horde gelingen.“

Schließlich eine öffnende Geste mit der Hand.

“Wie ist es euch ergangen?“

[Agnellina]

Die erste, die sehr früh am Abend kam, war die Gangrel, die er bereits in diesen Hallen angetroffen hatte.
Sie kam die Treppe herauf und durch die Tür mit leisen Schritten, die keine Tiere aufscheuchen würden. Agnellina trug einen Strauß roter Blumen in der linken Hand.

Hinter der Tür sah sie die Umstellung des Mobiliars im offenen Teil und ließ das erst einmal auf sich wirken. Es war ungewohnt für sie und das zeigte sich in ihrem Gesicht. Verhalten betrachtete sie das und war unentschlossen, ob ihr das gefiel oder nicht.
Dann ging ihr Blick zum Tresen, an Pawel vorbei zu der stets verschlossenen Eichentür, die sie dort wusste. Entschlossenheit trat auf ihr Gesicht. Sie straffte sich, indem sie die Schultern zurück drückte und den Kopf einmal im Nacken drehte.
Sie ließ den Tisch mit Gabriel erst einmal links liegen und ging zum Tresen. Dort sprach sie leise mit Pawel und legte ihm die Blumen auf den Tresen.
Der alte Mann gab ihr einen Krug mit Wasser, in dem sie die Blumen arrangierte. Die Gangrel nahm sich Zeit dafür und machte das sorgfältig.

Als sie zufrieden war, trat sie mit den Blumen zum Tisch. Den Krug noch in der Hand haltend, neigte sie den Kopf vor Gabriel und Bogdan.

"Einen schönen guten Abend."

Sie stellt den Krug mit roten, feinen Mohn auf den Tisch. Eine empfindliche Blume von den Feldern, die nur zwei Tage jeweils blühte. Ein sehr vergänglicher, zarter und doch wunderschöner Schmuck.

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[Gabriel]

Gabriel erwiderte Bogdans ernsten Blick mit der gleichen ruhigen Bestimmtheit.

„Auch mich beunruhigen die Nachrichten aus dem Osten, werter Bogdan.“ Seine Worte waren klar, ohne Hast. „Und Ihr habt recht – diese Aufgabe sollten wir als eine Gelegenheit zur Geschlossenheit sehen.“

Er ließ die Bedeutung in der Luft hängen, bevor er fortfuhr.

„Eine Geschlossenheit, die in der Zukunft entscheidend sein wird, wenn wir dem Feind entgegentreten müssen.“

Dann spürte er die Veränderung im Raum – einen neuen, lautlosen Schritt.

Als Agnellina das Elysium betrat, ließ Gabriel seinen Blick ruhig in ihre Richtung gleiten.

Er beobachtete, wie sie zum Tisch kam, mit sorgfältigen Bewegungen den Krug mit den Blumen arrangierte.

Als sie sich schließlich zu ihnen wandte, neigte er ihr respektvoll den Kopf zu.

„Werte Agnellina.“

Ein leises, aber eindeutiges Zeichen der Anerkennung.

„Ich danke Euch, dass Ihr gekommen seid.“

Sein Blick fiel auf die roten Blüten, deren vergängliche Schönheit für einen Moment in der flackernden Kerzenbeleuchtung erstrahlte.

„Und ich danke Euch auch, dass Ihr die Tafel mit diesen Blumen schmückt.“

Eine sachliche Feststellung, aber nicht ohne Wertschätzung.

„Dies zeugt von Initiative und Ideenreichtum.“

Er ließ die Worte einen Moment wirken.

„Eigenschaften, die wir alle sicherlich brauchen können.“

[Zbigniew]

Der Vermummte schlich durch die Gassen Krakaus, wie immer verstohlen, wie immer vorsichtig. Sein Blick tastete die Häuser ab, auf der Suche nach einem Ort, den er heute Nacht zum ersten Mal betreten würde. Ein paar Gassen weiter fand er es. Ein unscheinbares Haus für die einen, die Gaststätte 'zur blutigen Klinge' für die anderen. Es war nicht schwer für ihn, hineinzugelangen. Er musste nur das Tuch aus dem Gesicht ziehen und zeigen, was er war.

Er nahm die Beschreibung zum Raum mit der großen Tafel dankend an und bahnte sich seinen Weg durch das Elysium. An der Pforte blieb er stehen und sah die drei, Bogdan und Gabriel, sowie eine unbekannte Frau, im Gespräch. Die Blumen zauberten ein kurzes leichtes Lächeln auf das faulende Gesicht. So stand er da, der kräftige breitschultrige Leichnam, und wartete darauf, wahrgenommen und hineingebeten zu werden.

[Marzanna]

Die Tür schwang auf und würdevoll trat die stolze Tzimisce aus dem Geschlecht derer, denen dieses Land einst alleinig gehört hatte, ein.
Marzanna, wie immer in teure Gewänder und reichen Schmuck sehr alten Stils gehüllt, die langen Haare zum traditionellen Haarkranz geflochten,
trug ein reich geschnitztes Kästchen in den Händen.

"Werter Herr Gabriel", sagte sie und deutete ein huldvolles Nicken an, "und werte Versammelte, eine gute Nacht Euch."

Sie stellte das Kästchen vor Gabriel ab und öffnete es, Es war gefüllt mit Silbermünzen. "Was immer auch hier besprochen wird oder beschlossen, so will ich das mir Wichtige hinter mir wissen. Nehmt diese Gewinne der letzten Saison und heuert Söldner und befestigt die Stadt stärker, denn die Goldene Horde sammelt sich und will, dass alle Städte fallen."

Dann nahm sie einen Platz ein, neben Gabriel, um der Hierarchie Genüge zu tun.

[Bogdan]

Der Alte nickte ruhig, als Gabriel seine Worte bestätigte.
Dann sah er die Neugeborenen kommen – einer nach dem anderen.

Er grüßte jeden mit einem knappen, ehrerbietigen Nicken.
Als Zeichen der Anerkennung.

Als Agnellina den Raum betrat, lächelte er.
Das Nicken wurde tiefer.
Ein stiller Ausdruck ehrlicher Freude.

Er hatte sie lange nicht gesehen.
Und sah nun, wie sicher sie sich bewegte.
Wie selbstverständlich sie sich im Elysium zurechtfand.

Sie schien hier zu wirken.
War mehr als nur Besucher.

Auch der Strauß in ihren Händen – eine Geste mit Bedacht.
Passend.
Würdig.

Als die Księżniczka eintraf, stand er schweigend auf.
Machte Platz neben Gabriel.
Ohne gefragt zu werden.

Sein Blick glitt durch den Raum.
Still, wachsam.
Was der Abend wohl bringen mochte?

[Gabriel]

Gabriel stand weiterhin an seinem Platz, wachsam, die geduldige Erwartung in seiner Haltung.

Als Zbigniew eintrat, ließ er seinen Blick ruhig zu ihm wandern, musterte die kräftige Gestalt des Leichnams einen Moment lang, dann neigte er leicht den Kopf in respektvoller Begrüßung.

„Werter Zbigniew.“

Er sprach mit der Gelassenheit eines Mannes, der keine Furcht kannte – nur die klare Anerkennung dessen, der sich entschlossen zeigte.

„Ich danke Euch für Euer Kommen.“

Dann wurde die Tür erneut geöffnet, und Marzanna trat ein.

Gabriel neigte den Kopf erneut, doch diesmal hielt er die Geste etwas länger, tiefer – eine stille Anerkennung für jene, die aus altem Blut stammten.

„Wohlwerte Marzanna.“

Seine Stimme war ruhig, doch durchzogen von einer gewissen Festigkeit.

„Ich danke Euch für Euer Kommen und für Eure klaren Worte.“

Er ließ die Bedeutung einen Moment in der Luft hängen.

„Es wird gewiss am heutigen Abend Zeit geben, auch dieses wichtige Thema zu besprechen. Je früher wir dies tun, um so besser wird es sein.“

Dann nahm er das geschnitzte Kästchen entgegen, bevor er erneut respektvoll nickte.

„Euer Beitrag zur Verteidigung der Domäne wird nicht vergessen werden.“

Seine Worte trugen eine Ernsthaftigkeit, die keinen Zweifel ließ.

Die Versammlung wuchs. Die Verantwortung wuchs mit ihr.