[1257] Ein erstes Treffen bei Mitternacht [Arash, Spielleitung]

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Re: Ein erstes Treffen bei Mitternacht

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Die "Blutige Klinge" war mehr als nur eine Taverne; sie war ein Zufluchtsort, ein geheimes Versteck und ein Treffpunkt für Kreaturen der Nacht. In ihren düsteren Hallen herrschte eine Atmosphäre, die sowohl faszinierend als auch bedrohlich war. Und im Herzen dieser düsteren Oase stand Pawel, der Wirt. Pawel war mehr als nur ein Wirt; er war eine Institution. Seine Gestalt war geprägt von den langen Jahren, die er in dieser düsteren Welt verbracht hatte. Sein Gesicht war von tiefen Furchen durchzogen, als hätte das Leben selbst seine Spuren in seinem Fleisch hinterlassen. Die Augen, tief in den Höhlen seines Schädels liegend, funkelten wie dunkle Smaragde und verrieten einen scharfen Verstand und Weisheit. Sein kahler Schädel war glatt wie poliertes Ebenholz und stand in starkem Kontrast zu seinem dichten, wallenden Bart, der in einem dunklen Grau schimmerte.

Pawel trug stets dunkle Gewänder, deren Material so weich und geschmeidig war, dass es kaum Geräusche verursachte, wenn er sich bewegte. Ein schwerer, silberner Ring zierte seinen linken Zeigefinger, ein Erbstück aus einer längst vergangenen Zeit, das ihm als Siegel diente und ihm Respekt einflößte. Seine Stimme war tief und sanft, doch wenn er sprach, klang es, als flüsterte einem die Geschichte selbst ins Ohr. Die "Blutige Klinge" war ein Labyrinth aus dunklen Gängen und versteckten Räumen. Die Wände waren mit schweren Stoffen abgehängt, die die Geräusche förmlich zu verschlucken schienen. Die zahlreichen Nischen, in denen ein seltsames, kaltes blaues Licht flackerte, waren durch hohe Wände aus dunklem Holz getrennt. Jeder Tisch war mit schweren, samtenen Tüchern bedeckt und bot einen abgeschiedenen Bereich für seine Besucher. Die Decke war ein Wunderwerk der Handwerkskunst. Große, eiserne Ringe waren in diese eingelassen, an denen schwere, hölzerne Paneele befestigt waren. Mittels eines komplexen Systems konnten diese Paneele zur Seite geschoben werden, um den Blick auf den Sternenhimmel freizugeben.
In der heutigen Nacht tanzte das Mondlicht auf den Wänden und erhellte den Raum in einem silbrigen Schimmer. Doch es war nicht nur das Mondlicht, das den Raum erhellte. In eigens angefertigten Schalen aus schwarzem Stein ruhten verborgen die Quellen, dieses sanften, bläuliche Leuchtens. Mit einem respektvollen Nicken begrüßte Pawel den Gast und wies auf, von seinem Tresen entfernteste Ecke.

Arash musste nicht lange warten, bis sich eine weitere Gestalt in den Zugang der gewiesenen Nische stellte. Angekündigt nur wenige Augenblicke zuvor durch feste Schritte auf dem Holzboden stand da nun ein Bär von einem Mann. Von den Schultern hinab fiel ein Fellumhang, er trug dunkel gegerbte Lederhosen und ebensolche Stiefel. Narben an Hals, Händen und im Gesicht, zeugten von einem Leben des Kampfes. Der Hüne war sicher mehr als zwei Meter groß und hatte einen bulligen breiten Körper. Mit Oberarmen die andere als Oberschenkel hatten, stand da nun eine animalische Urgewalt mit der Ausstrahlung eines urtümlichen Stammeskriegers des alten Glaubens und musterte den Neugeborenen. Ein breites Narbengewebe zog sich über seine linke Wange und gab seinem Gesicht einen grimmigen Ausdruck. Seine Ohren waren spitz zulaufend und bewegten sich unwillkürlich, als er Arash wartend musterte.

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Re: Ein erstes Treffen bei Mitternacht

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Mit ernster Miene verfolgte er die Begrüßung und nickte. „Akzeptiert.“ Brummte der Riese anschließend mit einer so tiefen Stimme, dass man das Brummen wohl sogar in den eigenen Eingeweiden spüren konnte. Mit einer Gewandtheit, die man dem Hünen nicht zutrauen würde, ließ er sich auf einem der ausgelegten Felle nieder und betrachtete Arash einen Augenblick. „Ich bin Matusz von Aethelwulfs Blut“ scheinbar schien er nicht wirklich etwas auf höfische Gepflogenheiten zu geben – zumindest im Moment. „Erzähl mir von dir. Arash von Jolantas Blut. Welcher Wind trug dich nach Krakau?“ die Stimme war nicht nur tief sondern auch kratzend. Ein wenig als würde man einen Schleifstein über ein Schwert ziehen. Der Seneschall schien es sich bequem zu machen und nach einem lauten Klatschen der Hände erschien Pawel und zog einen Vorhang zu. „Erzähl mir eine Geschichte. Auf das sie bewahrt wird und der Wind sie weiter tragen kann.“ Kurz huschten die Augen zu dem Vorhang und dann zu dem Neugeborenen. „Lass dich nicht von Pawel stören.“ Einen Moment grinste er schief „Er kennt die Strafe für Lauschen.“ Alsdann wandte er sich wieder Arash zu. „Lass mich hören welche der Traditionen und alten Wege du kennst und achtest…“ deutlich hörbar sog er die Luft witternd wie ein Raubtier durch die Nase ein. „…bevor wir sehen aus welchem Holz du geschnitzt bist.“
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Re: [1257] Ein erstes Treffen bei Mitternacht

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Mit einem tiefen, resonanten Ton nickte Matusz bestätigend. „Viele Winde flüstern im Süden. Doch noch kein Wind hat deinen Namen getragen.“ Mit einem langsamen, bedächtigen Zeigefinger deutete der Seneschall auf den Neugeborenen. „Welche Böe hat dich hierher getragen? Welchem Strom bist du gefolgt?“

Matusz lehnte sich zurück, seine Augen glitten prüfend über Arash, als würde er die Beschaffenheit eines unbekannten Terrains erkunden. „Die Wege des Tieres sind uralt und voller Geheimnisse,“ murmelte er, mehr zu sich selbst als zu Arash. „Folgt man dem Wind? Dem Tier? Oder den Worten anderer?“

Er machte eine einladende Geste in Richtung des Raumes, in dem sie sich befanden. „Die alten Götter haben viel Weisheit zu bieten. Vielleicht hat der Wind dich hierher geführt, um diese Weisheit zu suchen. Doch der Wind kann trügerisch sein, und nicht jeder, der ihm folgt, findet den richtigen Pfad.“

Matusz hielt kurz inne, seine Augen funkelten im schwachen Licht der Taverne. „Du sagtest, ich sei sicher mehr herumgekommen als du, und das mag stimmen. Doch auch der älteste Baum im Wald kennt nicht jeden Wind, der durch seine Äste streicht. Ich möchte deine Geschichte aus deinem eigenen Mund hören, nicht aus den Worten anderer. Erzähl mir, Arash, welcher Wind hat dich wirklich hierher getragen? Welche Pfade hast du beschritten, bevor du in diese Domäne kamst?“
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Re: [1257] Ein erstes Treffen bei Mitternacht

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„So willst du dir selbst Lehrer und Schüler zugleich sein?“ fragte der Seneschall schnaufend und etwas zweifelnd. Kurz regte sich der massive Körper als er das Gewicht verlagerte sich leicht seitlich legte. „Buda und Pest…“ das klang verächtlich. „Ich war nie südlich der Karpaten. Diese Lande – bis im Norden das Wasser den Boden verschluckt – sind meine Heimat. Ich bin mit den alten Sitten aufgewachsen. Mit Perun, Veles und Svarožić.“ Da lag Stolz und ein wenig Wehmut in der Stimme des Älteren.

„Für dieses Land. Für meinen Glauben habe ich viel Blut vergossen. Der Wind singt von großen Siegen und ebensolchen Niederlagen. Doch ich bin noch hier.“ Die Augen Matusz‘ verengten sich und er legte den Kopf leicht schräg. „Wenn du bleiben willst musst du dich beweisen. Du wirst dir einen Namen machen müssen – zumindest für Krakau.“ Räumte er ein. „Sowohl der Prinz als auch ich, schätzen keine Untätigkeit. Du wirst den Wandel bringen.“
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Re: [1257] Ein erstes Treffen bei Mitternacht

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„Wenn kein Wind den Namen des Lehrers trägt, warum sollte ein Schüler dessen Lehren folgen?“ fragte Matusz interessiert nach. Scheinbar wollte er die Geschichten um Buda und Pest nicht diskutieren. „Wenn dann Schüler dem Namen folgen, welche Lehren werden sie erhalten? Werden sich Schüler und Lehrer an der Domäne beteiligen oder werden sie von meiner Heimat nehmen, ohne zu geben?“ die Hand des Riesen ballte sich bei diesen Worten zu einer Faust und er zeigte ein wenig die Zähne. Territorium. Etwas dass Tiere durchaus verstanden. „Wenn du bleiben willst, zeige mir wer du bist. Welchen Namen der Wind flüstern wird.“ Die Augen fixierten Arash, als er fortfuhr. „Du wirst ernten, was du säst, junger Schülerlehrer.“ Da lag keine Häme in diesen Worten. Er schien dem Wunsch des Neugeborenen offenbar sogar Respekt entgegenzubringen. „Wie würde Jolanta wohl auf jemand reagieren, der sich von ihrer Domäne nähren will und der nicht dauerhaft von ihr gejagt sein möchte?“ ein kurzes Achselzucken, doch eine ernste Frage und er erwartete Antworten, wenn er auch das Thema noch einmal wechselte. Einen kurzen Moment schnupperte er, legte den Kopf noch einmal schräg und lauschte. Dann raunte er, „Finde den Ort des lautlosen Flüsterns und hilf jenen, die dort hausen, diesen Ort zu verlassen ohne Blut zu vergießen!“
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Re: [1257] Ein erstes Treffen bei Mitternacht

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Matusz ließ seine Arme ausgebreitet und musterte Arash weiter mit scharfem Blick, wie ein Raubtier, das sein Territorium abschätzt. „Ich will nicht, dass du nur dem Wind folgst. Denn der Wind trägt uns oft in die Irre. Nur wer tief in sich selbst lauscht, kann den wahren Weg finden.“ Er senkte die Arme langsam, seine Präsenz blieb erdrückend, als er fortfuhr.

„Ich habe dir die Aufgabe gestellt, weil ich wissen will, aus welchem Holz du geschnitzt bist. Du suchst Antworten, aber Antworten kommen nicht von denen, die dich führen. Du musst sie selber finden.“ Matusz neigte den Kopf leicht, und ein tiefes, bedächtiges Brummen entwich seiner Kehle. „Es ist nicht meine Aufgabe, dir den Weg zu zeigen. Folge deinen eigenen Instinkten.“ Der Seneschall lehnte sich zurück, seine Augen funkelten im flackernden Licht des Raumes. „Krakau ist alt, älter als du vielleicht ahnst, und die Geheimnisse dieser Stadt werden nicht jedem offenbart. Man muss sie sich verdienen. Finde den Ort, von dem ich sprach, ohne Blutvergießen, und hilf denen, die dort hausen, ihn zu verlassen.“

Ein erneutes, gefährlich wirkendes Lächeln zog sich über Matusz‘ Gesicht. „Du suchst eine Heimat? Dann verdiene sie. Finde die Antwort auf deine eigene Frage. Bewege dich mit dem Wind, aber lass dich nicht von ihm treiben.“
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Re: [1257] Ein erstes Treffen bei Mitternacht

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Matusz nickte brummend und es klang beinahe wie ein Tier das da mit Arash in einem der Gesprächsräume des Elysiums saß. Danach legte er seinen Kopf leicht schräg, ganz so als würde er etwas lauschen oder gar wittern.

„Ich werde hören welche Dinge mir der Wind über dich flüstern wird.“ wie er es betonte hatte es keinen wirklich bedrohlichen Unterton, jedoch machte es klar, dass der Seneschall offenbar ein Auge auf die Domäne und somit auch auf Arash hatte. „Wenn du jagen willst, so tue dies und wahre die Stille. Auf dem Wawel ist die Jagd jedoch untersagt. Die blutige Klinge gilt als elysärer Boden und auf Geheiß des Prinzen steht jedem Gast das Recht zu, sich hier an einem Becher zu nähren.“ Ein kurzes Schnauben machte deutlich das er offensichtlich nicht allzu viel von der Idee hielt sich nicht selbst mit der Jagd zu befassen. „Pawel wacht über diese Räumlichkeiten.“ Mit langsamen doch gewandten Bewegungen erhob sich der Ancilla nun und blickte auf Arash hinab. „Achte auf deine Wege frischer Wind bevor du dich in einer Schlucht verirrst und eines anderen Lied pfeifen musst.“ Er schien noch einen Moment zu warten ob der neugeborene Gangrel noch Fragen hatte.
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