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[1257] Kuriositäten [Galina, offen]
Verfasst: Di Aug 13, 2024 2:21 pm
von Galina
Ein Mann in bunter Kleidung, die schon bessere Zeiten gesehen hatte und an vielen Stellen geflickt war, stolzierte durch die Straßen Krakaus, als wäre er ein Fürst, mit einem breiten Lächeln unter dem ergrauten Schnurrbart und rief mit kräftiger Stimme laut über Plätze und in Gassen:
“Höret her! Bürger Krakaus! Höret und staunet, die Attraktionen und Kuriositäten, die ich, Radoslaw, euch mitgebracht habe! Jongleure, Feuerspeier, wundersame Kreaturen! Besucht Radoslaws Kuriositätenkabinett vor den Toren der Stadt und lasst euch unterhalten!”
Wer dem Aufruf schließlich in den nächsten Tagen und Nächten folgte, fand vor dem Südtor der Stadt eine Gruppe an bunten Zelten.
Ein größeres, drei Kleine und zwei überspannte Wagen.
Ein Spielmann saß auf einem umgedrehten Fass und zupfte an den Saiten seiner Laute, während sein rauer Gesang von den steinernen Mauern der Stadt neben sich zurückgeworfen wurde. Daneben rieb ein Feuerschlucker schweigend seine Fackeln mit Öl ein, bereit für die Vorstellung des nun kommenden Abends.
Um das größere Zelt standen mehrere Fackeln, die gerade von einem kleinen Mann mit Pferdeschwanz angezündet wurden.
Re: [1257] Kuriositäten [Galina, offen]
Verfasst: Mi Aug 14, 2024 8:09 am
von Marzanna
Der Zug aus einem Adligen und seinem Gefolge ließ die Burg zur Rechten und verließ die Stadt durch das Südtor in der Dunkelheit der frühen Abendstunden.
Das kleinere Manntor im großen Tor blieb offen trotz des Sonnenuntergangs, denn ob der fahrenden Gaukler war eine Ausnahme gemacht worden.
So strömten Schaulustige zu der willkommenen Abwechslung vom Alltag.
Die Benediktiner des nahen Klosters hatten offenbar den Gauklern diesen Anger in christlicher Nächstenliebe zur Verfügung gestellt, wo ihre Zelte und Karren nun platziert waren.
Besucher wie Fahrende lüpften eiligst ihre Kopfbedeckungen und verbeugten sich, als der Voivode und seine Diener und Wachen vorübergingen.
Eine blasse, wunderhübsche Maid war darunter und ihrem stolzen Gebaren nach Tochter, Nichte oder Kebse des Adligen.
Marzanna, die kleine Smoka von Rudawa, war hier aus Neugier und Zerstreuung, aber die Ausrufer hatten auch von Kuriositäten gesprochen und vielleicht galt es eben solche für ihre Wunderkammer, die sie in einem Stadthaus zu errichten gedachte, zu erwerben.
Re: [1257] Kuriositäten [Galina, offen]
Verfasst: Fr Aug 16, 2024 6:01 pm
von Agnellina
Eine der versprochenen Unterhaltungen wurde vor allem den jüngeren Besuchern an einer windgeschützten Stelle geboten. Sie scharrten sich um eine junge Frau, die einen Sack auf dem Boden vor sich ausgebreitet hatte. Die Frau trug sehr einfache Kleidung. Auf dem groben Stoff des Sackes vor ihr gab es einen Aufbau aus etwas mehr als handgroßen Holzscheiten, die einen geschlossenen Ring bildeten. Jeder Scheit hatte eine Öffnung am unteren Ende und bildete so eine kleine Höhle. Das Holz selbst war beschnitzt und vielfältig gestaltet, sodass es an Hausfassaden erinnerte. Es brauchte nicht viel Fantasie, um die Symbolik zu verstehen und eine kleine Stadt zu erkennen:
Da war ein Krug in das Holz geschnitzt und markierte ganz klar eine Taverne.
Da gab es das Badehaus, dessen Zuber durch eine Walnussschale gefertigt war.
Das Kreuz auf dem Gotteshaus war durch zwei kleine zierlich beschnitzte Ästchen gebunden.
Eine geflochtene Brezel aus einem Stück gezwirbeltem Bast markierte die Bäckerei.
Die Kornkammer war angedeutet durch einige Stiele Ackerfuchsschwanz, die getrocknet und zu einer kleine Garbe gebündelt waren.
Feine Zweiglein waren zu einem ganzen Gitter gewoben und zeigten das Gefängnis an.
Als Symbol der Stallungen war eine biegsame Ranke zu einem kleinen Kranz oder vielmehr Rad gewunden.
Eine hübsche kleine Feder aus der Flügelbinde eines Eichelhähers deutete eine Schreibstube an und ließ wohl auf einen Kontor oder dergleichen schließen.
Zur Freude der Erwachsenen gab es auch einen Eingang, dessen leuchtend rote Laternen aus Hagebutten auf die Bestimmung als Frauenhaus hinwies.
Daneben schloss sich die Mühle erkennbar durch ein kleines Jutesäckchen an und vollendete den Stadtkreis.
Die junge Schar von Zuschauern, Zuhörern und Neugierigen ballte sich leise murmelnd auf drei Seiten um diese Miniaturstadt. Die Frau hinter der kleinen Stadt hatte die Zuhörer bereits begrüßt und bat selbige eben um etwas Ruhe und Zurückhaltung. Sie würde ihnen gern einen großen Helden aus einer fernen Stadt präsentieren.
„Er ist ein verwegener Abenteurer. Er ist ein kühner - was sage ich - er ist ein tollkühner Held. Dieser besungene Edelmann wird selbst sein größtes Lebenswerk nachstellen. Begrüßen Sie - mit der nötigen Zurückhaltung und Ehrfurcht, meine Damen und Herren, bitte den kleinsten und tapfersten Ritter aller polnischen und slawischen Lande, den hoch geschätzten Ritter Tadeusz Myszka.“
Mit diesen Worten ließ sie eine kleine Maus mit braungrau gestromten Pelz aus ihrem Ärmel heraus in ihre Hand laufen und präsentierte sie ihrem Publikum.
Re: [1257] Kuriositäten [Galina, offen]
Verfasst: Sa Aug 17, 2024 1:39 am
von Zofia
Eine einsame Nonne hatte sich aus Richtung Osten zu dem ungewöhnlichen Schauspiel aufgemacht. In ihrer rechten Hand trug sie eine kleine Laterne, die ihr ein zartes, warmes Licht in der Dunkelheit der herangebrochenen Nacht spendete. Ihre Haltung war in sich gekehrt und leicht geneigt, mehr noch als der Voivode mit den Seinen vorbeiging.
Ohne Eile schlenderte die Ende Zwanzigjährige anschließend langsam weiter über das Fest, stehen bleibend, als sie entdeckte, wie der Mann seine Fackeln in Öl tunkte. In Nacken versteifte sich unweigerlich bei der Vorstellung wie Jemand wohl, diese brennenden Dinger in die Luft werfen und wieder fangen würde. Oder schlimmer noch, diese sich freiwillig in den Hals steckten würde, um sie zu löschen. Oder Öl durch diese hindurchpustete. Entsprechend aufgekratzt allein von der blanken Vorstellung dessen, was dabei alles schief gehen konnte, schüttelte sie ihre Gedanken von sich und veränderte die Laufrichtung, auf der Suche nach den Versprechungen über wundersame Kreaturen, die sie in erster Linie hierhergeführt hatten.
Angelockt von der Stimme, die von einem verwegenen Abenteurer sprach, hatte die Nonne sich dem Aufbau in einigem Abstand verbleibend genähert und der Präsentation zugesehen, bevor sie ihren Kopf zuerst interessiert, später fragend zur Seite gelegt hatte, dann aber deutlich zurückgezogen hatte, ob der Maus, die die Frau über ihrem Arm hatte laufen lassen, bevor sie mehrere Schritte zurückgemacht hatte. Skeptisch lagen ihre braunen Augen auf dem Getier, in der stillen Hoffnung, dass das nicht jene wundersamen Kreaturen waren, die ihr hier eigentlich versprochen worden waren. Vorerst blieb sie und gab dem pelzigen Ritter zumindest die Chance etwas mehr zu sein, als ein gewöhnlicher Nager, auch wenn sie deutlich Abstand hielt, um das Tier nicht auf dem Ärmel der Frau eine plötzliche Kehrtwende machen zu lassen, ob ihrer unsterblichen Natur.
Re: [1257] Kuriositäten [Galina, offen]
Verfasst: Sa Aug 17, 2024 8:08 am
von Marzanna
Marzanna war fasziniert von dem kleine Diorama und dem dressierten Mäusehelden.
Sie verweilte bei diesem Schaustück.
Es war fast so, wie sie die Welt sah. Ein Aufbauspiel, das man formen und schnitzen und mit kurzlebigen Bewohnern bevölkern konnte.
Eine Nonne stand in der Nähe, nicht zu nah. Ihr Zimmermanngemahl war bekannt dafür, dass er nicht schätzte, wenn seine Bräute sich amüsierten.
Zu nah und zu eifrige Freude an dem kleinen Schauspiel würde sie wohl dem schlimmsten Kritiker aussetzen, sich selbst.
Hoffentlich fing sie nicht an, über das Modell der Kirche zu lamentieren oder gar über das putzige Tier, das einen Menschen nachäffte.
Ihr Herr Magnat, der eigentlich ihr Diener war, amüsierte sich wie ein Kind über die kleine Siedlung. Es war nicht das, was Marzanna an kostbarer Kuriosität erwerben wollen würde, aber es war Holz und Schnitzwerk und Mokoschs Gaben, die es heiligten. Viel, viel magischer als eine Nachbildung aus kostbaren Dingen.
Sie raunte ihrem Fürstenzu : "Nach der Vorstellung frage die Schnitzerin, was sie für eine getreue Nachbildung meines mir gehörigen Dorfes und der Lande, die mein sind, verlangen würde."
Re: [1257] Kuriositäten [Galina, offen]
Verfasst: Sa Aug 17, 2024 2:26 pm
von Agnellina
„Vor vielen, vielen Jahren, als der hoch geschätzte Herr Myszka noch ein junger Mäuserich war, lebte er in einer Stadt fern von diesen Landen. Eine Stadt, die vielleicht ausgesehen hat, wie diese hier.“
Ihre Hand präsentierte den Ring aus Holzscheiten, während das Mäuschen auf der anderen Hand über das Handgelenk kletterte. Die Erzählerin hielt die Hände so, dass mal die eine Seite ihrer Zuschauer und mal die andere das Tier genauer betrachten konnte. Die Kinder reagierten mit dem ihnen eigenen Entzückung auf die Knopfaugen und das zuckende Näschen, während sich ein oder zwei Leute mit Abscheu von dem Nagetier und der Vorführung abwandten.
„In dieser Stadt lebte auch ein Geselle, dessen Name nur zu flüstern gewagt wurde. Es nannte sich Radny Kos. Er war weithin gefürchtet, denn er hatte sich dem Bösen verschrieben hatte. Eines Tages gelang es diesem finsteren Schurken den kleinen Knappen von unserem edlen Recken in eine Falle zu locken. Er sperrte den unschuldigen Mäusejungen in einen Käfig. Dieser Käfig ließ sich nur mit einem verwunschenen Schlüssel öffnen, welchen Radny Kos in der Stadt versteckte. Der große Tadeusz Myskza wäre nicht der Ritter, der er ist, wenn er nicht rasch den Plan des Bösen durchschaut hätte.“
Die Frau bot der Maus geschickt immer neue Wege auf ihren Händen und Armen an, während sie die Geschichte zum Besten gab. Sie ließ das Tier ihren Arm hinauf bis zur Schulter laufen. Dort, in den Falten zwischen Schultertuch, der Haube und den losen Locken aus dunklen Haaren, die über den Rücken fielen, suchte die Maus mit zuckendem Näschen nach einer Versteckmöglichkeit. Die Erzählerin ließ das Tierchen gewähren und ihre Hände untermalten stattdessen die Worte der Geschichte und deuteten auffordernd auf das Publikum.
„Meine Damen und Herren, wer steht dem Ritter Tadeusz Myskza zur Seite? Wer hat ein gutes Gespür und vermag zu erraten, an welchem Ort in der Stadt unser großer Ritter den verwunschenen Schlüssel ausgemacht hat? Ruhm und Schätze wird der Ritter teilen mit jenen, welche das richtige Versteck zu benennen wissen.“
Ein paar wenige Spiellustige kamen der Einladung nach und gingen Wetten ein. Unter den Kindern entstanden die lebhaftesten Diskussionen und so mancher Knabe verkündete lebhaft und in der Geschichte aufgegangen seine Theorie des Versteckes, von der er selbst natürlich zutiefst überzeugt war.
Wer eine Münze auf ein Häuschen setzte, bekam ein Pfand mit dem Zeichen des gewählten Hauses in die Hand gegeben.
Re: [1257] Kuriositäten [Galina, offen]
Verfasst: Sa Aug 17, 2024 4:29 pm
von Galina
Leszek, der kleine Mann, der die Fackeln entzündet hatte, hatte sich ebenfalls zu der Vorführung des kleines Mäuserichs begeben.
Die gute Frau, die diesen hier stolzieren ließ, war erst vor einer Stunde hier aufgetaucht und hatte darum gebeten ein Teil der Vorstellung sein zu dürfen. Radoslaw hatte sie nicht abgelehnt. Mehr Attraktionen waren immer gut und immerhin sah das hier nicht danach aus als könnte es ihm wirklich die Aufmerksamkeit stehlen, wenn er dann erst mal begann, würden diese Bürger schon sehen, wer hier wirklich Talent hatte.
Er machte sich aber ein Vergnügen daraus auf die Frage und Wette der Frau einzugehen. "Ich setze auf die Kornkammer." An sich könnte der Schlüssel ja überall sein oder nirgendwo. Wenn er an ihrer Stelle gestanden hätte, dann hätte er versucht einen Trick einzubauen, den Schlüssel immer dorthin zu schmuggeln, worauf niemand gewettet hätte.
Er wollte es dennoch gern versuchen. Ein Spiel war ein Spiel und es machte ihm Freude.
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Die versprochenen Kreaturen und Kuriositäten waren sichtlich nicht ausgeschildert, vermutlich würden sie sich im Inneren des großen Zeltes befinden, das bisher noch geschlossen war.
Während die meisten Gäste sich nun um die Mäusestadt rangten, begann der Feuerschlucker seine Show zu einer aufreizenden schnellen Musik des Spielmannes, begann er lange hölzerne Stäbe in den Händen zu drehen, an deren Enden das Feuer brannte und so im Schwung der Bewegung Kreise und Spiralen in die dunkle Luft zog.
Re: [1257] Kuriositäten [Galina, offen]
Verfasst: Sa Aug 17, 2024 5:05 pm
von Bajarz
Inmitten des Treibens vor dem Südtor, das bereits zu einer beachtlichen Größe angeschwollen war, war auf einmal hier und dort ein erfuhrchtsvolles Flüstern zu hören. Hälse streckten sich und reckten sich und versuchten zu erkennen woher dieser Geist der Geräuschlosigkeit kam. Wer nah genug am, sich bewegenden Zentrum, dieses Ereignisses war der hatte es jedoch nicht unbedingt schwer seinen Grund zu erkennen.
Ein Dreiergespann bahnte sich seinen Weg durch die Anwesenden. Zwei von ihnen waren wahrhaft Hühnengleiche Gestalten, maßen in ihrer Höhe sicherlich vier Ellen und ihre Oberarme standen dem Oberschenkel eines einfachen Mannes von Krakau in Umfang in nichts nach. Sie flankierten jeder, leicht schräg nach hinten verlagert eine dritte Gestalt die zwar merklich kleiner als ihre zwei Begleiter war, dies jedoch mit der reinen Präsenz ihres Daseins mehr als nur ausglich. Alle drei trugen Kettengeflechte über Steppwams, ergänzt durch Bein und Armschienen aus Splintpanzer. Verstärkt wurde diese Panzerung im Torsobereich nochmalig durch einen Lamellar-Kürass. Ihre Köpfe und Gesichter waren unter dem Helm, Kettenhaube und den gespenstischen Vollvisieren, welche verstörend aussehende Immitationen von menschlichen Gesichtern aus Metal waren, nicht zu erkennen.
Ihre Bewaffnung war ebenso wie ihre Panzerung, wortwörtlich, herausragend. Ein Rundschild schmiegte sich passgenau an den Rücken an, während ein breiter Gürtel linksseitig zur Laufrichtung zwei Schwertscheiden und rechtsseitig einer Handaxt Platz bot.
Ihre behandschuhten Hände waren locker auf der abgewetzten Gürtelschnalle abgelegt und so schlenderten sie durch die Anwesenden, die ihnen großzügig und sobald sie ihrer Gewahr wurden, Platz machten. Auch die Tatsache dass sie nicht sprachen lies sie nicht weniger furchteinflößend wirken. Jedem einzelnen der ihren Weg kreuzte war sofort klar dass diese drei skrupellose und unermüdliche Agenten des Todes waren. Und der Wind trug ihren von erführchtigen Flüsterstimmen getragenen Namen. Waräger
Mit entspannten Schritten, so als ob sie tatsächlich wegen dem Ambiente hier wären, liefen sie gemächlich auf die Traube um den Helden Tadeus zu nachdem jener Krieger der vornweg ging den anderen beiden einen Handzeig gegeben hatte. Nicht unweit der Nonne blieben sie ebenfalls stehen und schienen durch ihre Eisernen emotionslosen Masken der Aufführung beiwohnen zu wollen.
Schon als sie näher gekommen waren hatten sowohl die einsame Nonne, als auch die junge Voivodin es bemerkt. Vom Vorderen der drei Krieger ging eine Ausstrahlung aus welche den Umstehenden langsam und immer schwerer werdend eine Empfindung einflöste. Tropfen für Tropfen sickerte sie ein.
Autorität
Unter ihnen war ein Raubtier, ein gefährliches noch dazu, und selbst wenn es nur noch aus einem Reflex aus früheren Zeiten war, stellten sich ihnen die Nackenhaare auf.
Re: [1257] Kuriositäten [Galina, offen]
Verfasst: Mo Aug 19, 2024 12:10 pm
von Galina
Als die Schausteller der Krieger gewahr wurden, stoppten sie in dem was sie taten und beobachteten die Männer für einen Moment, bevor Leszek zum großen Zelt zurück ging und darin verschwand.
Einige Zeit später kam ein anderer Mann heraus. Derjenige, der auch die Werbung durch die Straßen gerufen hatte. Nervös zwirbelte er an seinem Bart, aber versuchte dennoch ein willkommenes Lächeln aufzusetzen.
Würde das hier Ärger bedeuten? Sie fahrendes Volk war ja nicht überall gern gesehen. Doch sie konnten jetzt noch nicht gehen.
Radoslaw wartete was die Autorität hier nun tun würde.
Re: [1257] Kuriositäten [Galina, offen]
Verfasst: Di Aug 20, 2024 6:56 am
von Zofia
Es war jenes unterschwellige ungute Gefühl das einen unweigerlich beschlich und einen vor einem schlimmen Gewitter warnte, obwohl noch kein Wölkchen den klaren Himmel verdunkelte. Der geringe Abfall in der Temperatur, der wie Spinnenbeine über die Arme rannte und einem eine Gänsehaut bescherte. Das Auffrischen einer kalten Brise, die die Vögel nervös werden ließ und entweder zum panischen Verstummen oder zum wilden Gepiepe gemahnte.
Entsprechend alarmiert ging der Blick der jungen Nonne weg von dem Mäuserich, suchend über die Menschenmenge nach dem Ursprung ihres Missempfindens, bevor er auf dem Dreiergespann hängen blieb, welches sich angenähert hatte. Wie viele der Sterblichen zuvor, brachte nun auch die Nonne unweigerlich Abstand zwischen sich und eben jene. Mit tief gebeugtem Rücken, nicht panisch, aber auch nicht sonderlich langsam. Schritt um Schritt rückwärtsgehend, seitlich zu jener Richtung aus welcher sie gekommen waren, sofern sie nicht davon abgehalten wurde.
Aber auch unweigerlich noch weiter weg von dem Verrückten mit dem Feuer, der dieses zu Kreisen begonnen hatte, denn sie war nicht hierhergekommen, um Aufsehen zu erregen, auch wenn sie sicherlich kein Anblick war, dem man auf solchen Veranstaltungen zu oft gewahr wurde. Innerlich schüttelte es sie ob dem ganzen Nervenkitzel, und doch war es eben dieser, der ihr das fremdgewordene Gefühl gab, noch am Leben zu sein. Nebst ihrem Interesse für eben jene unbekannten Wesen, für welche sie sich von dem felligen, feurigen und gefährlichen Schauspiel im Tausch gerne abwandte.