Seite 1 von 3
[1259] Von Drachen und Helden [Marzanna, Gabriel]
Verfasst: Di Jun 03, 2025 6:29 pm
von Gabriel
Die Kerzen brannten ruhig, ihr Licht warf sanfte Reflexe auf das polierte Holz der langen Tafel. Das Elysium war erfüllt von Stille.
Gabriel hatte sich an diesem Ort eingefunden, nicht zum ersten Mal. Seitdem der Prinz ihm und den anderen die Aufgabe übertragen hatte, für das Elysium zu sorgen, war er oft hier gewesen. Die Hallen waren ihm vertraut geworden, und doch versuchte er noch ihre Stimmen, ihre verborgenen Geschichten, die sich zwischen den Wänden sammelten wie Nebelschwaden nach einem Regen, zu verstehen.
Er saß mit gerader Haltung am Rand des großen Raumes, seine Hände locker ineinander gelegt, während sein Blick durch die Dunkelheit glitt. Gabriel trug die schlichte Kleidung eines einfachen Soldaten. Kein Prunk, kein unnötiger Schmuck – nur Stoff, der für das Leben jenseits der Höfe gemacht war. Er war sich bewusst, dass es ihn auszeichnete, aber er sah darin keinen Makel.
Hier in den ehrwürdigen Hallen des Elysiums wurden Geschichten geflüstert, alte Bündnisse erneuert, neue Versprechen gegeben – und manchmal, selten genug, legte sich die Maske der Höflichkeit beiseite und das wahre Wesen eines Gesprächs trat hervor.
Heute war eine Nacht des Wartens. Gabriel hoffte, dass er nicht allein bleiben würde.
Re: [1259] Von Drachen und Helden [Marzanna, Gabriel]
Verfasst: Mi Jun 04, 2025 6:36 am
von Marzanna
Eine junge Maid trat ein, das fließende weiße Gewand kostbar bestickt und die endlos langen Haare ohne die Haube einer Ehefrau nur mit einem Stirnband zurückgehalten. Zierringe verschönerten das Band, Scheibenfibeln mit Almandineinlagen hielten ihren Mantel zusammen, an den schlanken blassen Fingern funkelte ein Siegelring.
Am bestickten Gürtel hing ein Schlüsselbund.
Die Maid, jung und schön, wie eine klare Winternacht kurz vor dem Anbrechen des Frühlings, trug ein Bündel Schriftstücke, alle gesiegelt wohl mit eben jenem Ring.
Sie lächelte. "Ah, Ritterbruder! Wohl getroffen! Ihr seid schon der zweite des Ordo Teutonicus, den es nach Krakau verschlägt und den ich treffe. Das ist gut. Ich habe Kunde für Eure Komturen im Norden, so Ihr denn nicht nur die Maske eines Ritters tragt und Euer Herz auch nicht schlagend für Euer Kreuz steht.
Mein Name ist Marzanna, Kind von Razkoljna, Enkelkind von Jedrik, Urenkelkind von Triglav, Ururenkelkind von Tzimisce, Urururenkelkind von Ynosh, Ururururenkelkind von Kain.
Mit wem habe ich das Vergnügen?"
Re: [1259] Von Drachen und Helden [Marzanna, Gabriel]
Verfasst: Mi Jun 04, 2025 8:04 pm
von Gabriel
Gabriel neigte respektvoll den Kopf, eine Geste der Anerkennung und der Höflichkeit.
„Werte Marzanna, ich freue mich, eure Bekanntschaft zu machen.“
Seine Stimme war ruhig, getragen von einer tief verwurzelten Bestimmtheit, die durch die Jahre der Disziplin und Pflicht geformt worden war.
„Mein Name ist Gabriel von Hohenberg.“
Er ließ seine Worte in der Stille verharren, bevor er seine Abstammung mit der gleichen Ruhe aussprach, die ihm zu eigen war.
„Neugeborener des Clans der Könige, Kind von Baron Hredel von Celle, Prinz von Celle, Ancilla des Clans der Könige, Kind von Felix von Passau, Prinz von Passau, Ahn des Clans der Könige, Kind von Hardestadt dem Älteren, Herr der Deutschen Lande und Fürstherrscher der Lehen des Schwarzen Kreuzes, Ahn des Clans der Könige, Kind von Uerik, dem Großen Krieger, Kind von Veddartha, der rechten Hand Kains, Kind von Enoch, dem Weisen, Kind von Kain, dem Dunklen Vater.“
Er sprach es ohne Stolz, ohne Prahlerei – nur mit der Gewissheit dessen, was ihn formte.
Seine Kleidung war schlicht, die eines einfachen Soldaten, doch Marzannas Blick war scharf, wacher als die meisten. Sie hatte den Siegelring bemerkt, das Zeichen des Deutschen Ordens, das seinen Finger schmückte.
Ein sachtes, kaum merkliches Lächeln umspielte seine Lippen.
„Ja, ich bin Teil des Ordens. Und auch mein totes Herz schlägt weiterhin für das Kreuz.“
Dann wurde sein Ton ruhiger, ein Hauch von Erwartung darin.
„So Ihr Kunde habt, werde ich sie gerne entgegennehmen und mich darum kümmern.“
Re: [1259] Von Drachen und Helden [Marzanna, Gabriel]
Verfasst: Do Jun 05, 2025 8:10 am
von Marzanna
"Zuerst einmal sind diese Aufzeichnungen hier für die Herrin von Krakau", sie legte die Schriftstücke vor Gabriel hin. Sie deutete erklärend auf die jeweiligen Pergamente, als sie sagte: "Das sind die Verhörprotokolle gefangener Ruthenen und anderer Marodeure, die entweder als Pfadfinder und Spione oder als von der Horde nach Westen getriebener Entwurzelter in meiner Domäne ergriffen wurden. Diese Unterlagen hier sind die Berichte von Händlern, Flüchtlingen und Reisenden aus dem Osten, die von Kriegsvorbereitung einer Streitmacht unter einem großen Khan der Tataren künden, der sich für einen Angriff rüstet.
Jene Schriften dort sind Berichte von Händlern aus Ostrom, die künden, dass die riesige Kalifenstadt der Sarazenen, Bagdad, im letzten Jahr vollständig vernichtet wurde und alle der Hunderttausenden Einwohner, vom Neugeborenem bis zum Greis, hingeschlachtet wurden.
Das da sind meine persönlichen Warnungen für Euch und Eure sterblichen Ritterbrüder, die von einer Coniuratio Barbaricum handeln. Die heidnischen Tataren und Eure Feinde, die heidnischen Litauer, haben viele Gründe gemeinsam zu handeln. Wenn die Horde zuschlägt, werden auch die baltischen Stämme sich erheben und gegen Euer schwarzes Kreuz zu Felde ziehen, wenn kein Pole zu Eurer Hilfe eilen kann.
Die Städte sollen fallen, ist der Wahlspruch der Barbaren. Und da mein Zorn über die Eroberung durch das Kreuz schon lange erkaltet ist, ich aber einst genauso dachte, weiß ich, dass viele Drachen bereitwillig gegen Euch Eroberer kämpfen werden. Die baltischen Lande sind Drachengebiet und die Wälder sind voll von Gangrel, die sich noch an wilde Zeiten ohne die Ordnung der Zivilisation erinnern können. Hütet Euch also vor ihrem Zorn."
Zuletzt hob sie noch ein Bündel Schriften, die sie behalten hatte. "Das hier sind die beschönigten Berichte für sterbliche Augen wie von meinem Domherrn und Euren Großmeister."
Vor Gabriel stapelte sich eindrucksvoll die Geheimdienstarbeit von Monaten, die bewies, dass dieser Drache hier seine Seite gewählt hatte und wem seine Treue galt.
Re: [1259] Von Drachen und Helden [Marzanna, Gabriel]
Verfasst: Do Jun 05, 2025 1:33 pm
von Gabriel
Gabriel betrachtete die werte Marzanna für einige Zeit, seine Augen ruhig, abwägend.
Dann sprach er mit der Klarheit eines Mannes, der Direktheit zu schätzen wusste.
„Ihr kommt gleich zum Punkt.“
Ein sachtes Nicken folgte.
„Eine Eigenschaft, die ich durchaus zu schätzen weiß.“
Er ließ die Pergamente vor sich ruhen, überflog sie mit einem prüfenden Blick, bevor er weitersprach.
„Ich danke Euch für Eure Verdienste zum Wohle der Domäne.“
Seine Stimme war ruhig, aber durchzogen von einer gewissen Festigkeit.
„Ich werde sicherstellen, dass diese Informationen die erreichen, die sie erreichen sollen.“
Er zog langsam die Handschuhe von seinen Fingern, ließ die Fingerspitzen über das Holz des Tisches gleiten.
„Es ist eine beeindruckende Menge an Wissen.“
Dann hob er den Blick, ließ ihn auf ihr ruhen.
„Sind diese Aufzeichnungen allein für die höchst Verehrte gedacht?“
Ein Moment der Stille.
„Oder erlaubt Ihr es mir, sie ebenfalls zu sichten?“
Er hielt die Frage ruhig, aber nicht ohne Erwartung.
„Auch ich habe begonnen, Nachforschungen anzustellen.“
Seine Worte waren fest, aber offen.
„Und ich hoffe, dass wir zum Wohle der Domäne zusammenarbeiten können.“
Dann ließ er die Gedanken sich ordnen, bevor er weitersprach.
„Die Nachrichten, die mich erreicht haben, deuten auf eine ernste Bedrohung hin.“
Er nahm sich einen Moment, ließ seine Stimme die Schwere der Lage tragen.
„Ein alter Kaufmann aus Lwiw sprach unter Tränen von einem Überfall nahe Drohobycz.“
Ein leises Schnauben, fast nachdenklich.
*„Sie kamen ohne Laut, mit Pfeilen wie Flammen. Männer fielen, bevor sie ihre Schwerter zogen.“*
Gabriel ließ den Satz einen Moment sacken, bevor er fortfuhr.
„Ein junger Bote aus Halytsch erzählte mir, dass dort nicht nur Menschen, sondern auch heilige Stätten verschwinden – mitsamt Grund und Boden.“
Er sah Marzanna eindringlich an, als wollte er ihre Gedanken dazu erfassen.
„Und ein Geistlicher, der sich mir anvertraute, warnte mich.“
Er hielt kurz inne.
*„Die Angreifer beten nicht. Sie flüstern mit Dingen, die unter der Erde wohnen.“*
Gabriel ließ langsam den Daumen über den Knauf seines Schwertes gleiten, eine beiläufige, aber bedeutsame Geste.
„Das Bild wird klarer.“
Seine Worte waren leise, aber bestimmt.
„Die Angriffe erfolgen nachts – blitzschnell.“
Sein Blick verhärtete sich.
„Aber es ist mehr als bloße militärische Gewalt. Vielleicht Magie. Vielleicht finstere Rituale.“
Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, als würde er die Möglichkeiten abwägen.
„Hinter den Reitern steht ein Anführer. Niemand kennt seinen Namen.“
Ein sachtes, aber bedeutungsschweres Nicken.
„Doch jeder spürt seine Präsenz.“
Dann ließ er die Finger erneut über die Pergamente gleiten.
„Die Übergriffe folgen keiner klassischen militärischen Logik.“
Er sah Marzanna fest an.
„Es geht nicht um Eroberung oder Versorgung. Es ist etwas anderes.“
Gabriel lehnte sich leicht nach vorne.
„Alle Ziele haben eines gemeinsam: abgelegene, schwach befestigte Siedlungen, Klöster oder Wegkirchen.“
Er sprach mit der Ruhe eines Mannes, der wusste, dass er sich auf Fakten stützte.
„Fast alle Orte liegen entlang alter Handels- oder Pilgerrouten – meist östlich bis südöstlich von Krakau.“
Ein kurzes, bedächtiges Schmunzeln, kaum merklich.
„Und die Zerstörung ist ritualisiert.“
Seine Stimme sank eine Spur tiefer.
„Kreuze umgestürzt. Altäre geschändet. Ganze Dörfer ausgeweidet, aber nicht geplündert.“
Dann nahm er einen tiefen Atemzug.
„In manchen Fällen wurden Symbole in die Erde geritzt – kaum sichtbar, aber erkennbar für jene, die wissen, wonach sie suchen.“
Gabriel griff nach einer Pergamentrolle, entfaltete eine Karte auf dem Tisch.
„Ich habe eine Karte der Anriffsorte angefertigt und die Karte zeigt ein beunruhigendes Muster.“
Er deutete darauf.
„Es ist, als würde ein Kreis gezogen – ein Netz, das sich langsam um Krakau schließt.“
Ein leises, aber bestimmtes Kopfschütteln.
„Bisher gab es noch keinen Angriff westlich der Weichsel. Aber der Druck wächst.“
Dann hob er die Augen erneut, ließ sie auf Marzanna ruhen.
„Wenn das Muster anhält, könnten die nächsten Ziele die Marienkirche östlich des Flusses sein.“
Ein kurzer Blick auf die Karte.
„Oder kleinere Klöster in der Umgebung.“
Noch ein Moment des Überlegens.
„Vielleicht sogar Pilgerzüge.“
Er lehnte sich leicht zurück, ließ die Worte einen Moment wirken.
„Besonders dort, wo die christliche Ordnung entweder schwach ist – oder besonders symbolträchtig.“
Dann sprach er weiter, seine Stimme ruhig, aber mit einer Spur Nachdruck.
„Die am stärksten betroffenen Orte liegen in einem Halbkreis, etwa drei bis fünf Tagesreisen östlich von Krakau.“
Er sah Marzanna fest an.
„Besonders exponiert sind das Dominikanerpriorat bei Niepołomice, isoliert im Wald, die verlassene Wallfahrtsstätte bei Zbylitowska Góra – deren einst heilige Quelle versiegt ist, und die Handelskreuzung südlich von Nowy Korczyn, wo mehrfach Fuhrwerke spurlos verschwanden.“
Ein sachtes, nachdenkliches Nicken.
„Diese Orte bieten wenig natürliche Verteidigung.“
Dann ließ er die Hände wieder auf dem Tisch ruhen. Dann ließ er einen Moment vergehen, bevor er fest abschloss.
„Die Muster sind da. Die Zeichen sind eindeutig.“
Ein festes Ausatmen.
„Und wir müssen bereit sein, wenn die Schatten sich weiter bewegen.“
Re: [1259] Von Drachen und Helden [Marzanna, Gabriel]
Verfasst: Do Jun 05, 2025 2:29 pm
von Marzanna
Marzanna machte eine einladende Geste. "Nur zu, bedient Euch! Ich bin froh über jeden, der diese Bedrohung erkennt und für die sind meine Recherchen."
Sie hörte aufmerksam zu. Bei geschändeten Heiligtümern runzelte sie die Stirn.
"Die Horde und die Upir, die mit ihr reiten, sind Heiden. Aber die Horde ist ungemein tolerant und so ein extremes Vorgehen gegen religiöse Orte deutet tatsächlich auf den Wunsch hin, nur zu verheeren und nicht zu erobern.
Seltsam und die Geister der Wälder und Gewässer beleidigend. Ungewöhnliche Vorgehensweise.
Auch dass sie keiner militärischen Taktik folgen, ist ungemein seltsam, da die Horde zwar wilde Krieger sind, aber an Kriegskunst und Disziplin nur von Eurem Orden im weiten Umkreis erreicht werden."
Sie überlegte. "Zeigt mir die gefundenen Symbole. Vielleicht kenne ich sie oder weiß um Leute, die sie kennen."
Als die Karte entfaltet wurde, versuchte sie in ihrem Kopf die verzerrte Dreiviertelansicht in eine Vogelperspektive sich vorzustellen und ob vielleicht ein fliegender Vogel eine Geometrie erkennen würde. Es gelang ihr natürlich nicht. Es würde noch lange dauern, bis solche Karten sich aus Seekarten entwickeln würden. Solche maßstabslosen Ansichtkarten taugten nichts ohne Landvermessung.
"Dieser Halbkreis. Ist er ein echter Halbkreis? Wie viele Meilen sind die zerstörten Orte voneinander entfernt? Weiß man das in etwa? Dann könnte man vielleicht eine magische Geomantie erschließen. Es gibt da diese Tremereperson. Ich glaube es zwar nicht, aber vielleicht ist sie in diesen Dingen kundig und wäre mal nützlich."
Als die potenziellen Ziele genannt wurde, lächelte sie kalt wie eine Strategin. "Wenn man nicht weiß, welchen Speck die Maus als Nächstes fressen wird, legt ihr einen unwiderstehlichen Köder aus. Lasst zum Beispiel verkünden, dass die Quellkapelle neu geweiht wird mit Mitternachtsmette und heiliger Reliquie und allem ... und dann lasst sie in die Falle reiten."
Re: [1259] Von Drachen und Helden [Marzanna, Gabriel]
Verfasst: Fr Jun 06, 2025 10:02 am
von Gabriel
Gabriel nickte ihr dankend zu.
„Ich werde dieses Angebot dankbar annehmen, werte Marzanna.“
Seine Stimme war ruhig, mit der Gewissheit eines Mannes, der wusste, dass Informationen wie diese von unschätzbarem Wert sein konnten.
„Es ist gewiss eine große Hilfe.“
Dann ließ er sich einen Moment Zeit, ihre Worte zu verarbeiten, bevor er fortfuhr.
„Ja, es scheint, als ginge es nicht um Eroberung oder Entwicklung, sondern um reine Zerstörung.“
Er hielt inne, ließ den Gedanken in der Luft hängen, bevor er mit nüchterner Klarheit weitersprach.
„Doch eines müssen wir ihnen zugestehen, sie haben anders als jetzt bisher ein großes militärisches Geschick an den Tag gelegt.“
Ein leises Schnauben, fast nachdenklich.
„Doch es bestätigt meine Theorie: Ihre Angriffe sind nicht militärischer Natur. Sie dienen etwas Anderem, etwas Größerem.“
Dann griff er erneut in seine Pergamentrolle, suchte einen Moment, bevor er ein Pergament hervorholte – darauf gezeichnet, mystische Symbole, deren Bedeutung noch in den Schatten lag.
Er legte es vorsichtig vor sich.
„Nehmt sie.“
Er sah sie ruhig an.
„Haus und Clan Tremere schauen sich die Zeichen bereits an. Doch es gibt eine Möglichkeit – dass diese Symbole einzeln nichts bedeuten, sondern erst in ihrer Gesamtheit.“
Er ließ eine Hand beiläufig über das Pergament gleiten, bevor er weitersprach.
„Der Halbkreis breitet sich derzeit etwa drei bis fünf Tagesreisen von Krakau entfernt aus.“
Dann nahm er sich einen Moment, bevor er das Pergament der Karte erneut entfaltete.
„Aktuell sieht es wie ein Halbkreis aus – zumindest, wenn man die Karten und Informationen richtig deutet.“
Als Marzanna die Quellkapelle ansprach, konnte Gabriel nicht anders als leise zu lächeln.
„Ich bin beeindruckt von Eurer Auffassungsgabe, werte Marzanna.“
Er hielt ihren Blick mit ehrlicher Anerkennung.
„Ich hatte genau die gleichen Gedanken.“
Dann ließ er die Karte einen Moment ruhen, bevor er fortfuhr.
„Ich forsche gerade nach, warum die Quelle versiegt ist – und den Hintergrund der Kapelle.“
Er ließ den Blick über das Pergament gleiten.
„Gleichzeitig erkunde ich die Umgebung, um mögliche Angriffe abwehren zu können.“
Dann sah er Marzanna erneut an, eine Spur von Berechnung in seinem Blick.
„Vielleicht sollten wir dieses Wissen gemeinsam nutzen.“
Re: [1259] Von Drachen und Helden [Marzanna, Gabriel]
Verfasst: Mi Jun 11, 2025 7:36 am
von Marzanna
Marzanna studierte die Zeichen, Berichte und Karten genau und reflektiere das Gesagte. Schkeißlich meinte sie: "Flüstern von Dingen. die unter der Erde wohnen. Das ist älter als die ältesten Geschichten der Menschen und unsere Blutlinie der Drachen kennt wohl. Die schlafenden Geister unter dem Boden, eingesperrt und verkrochen vor dem Licht der Sonne. Helden und Schamane kämpften gegen uralte, verdrängte Kulte der Könige im Lehm. Diese Wesen verlangten keine Gebete, sondern Geflüster, Blutopfer, Erschütterung heiliger Ordnung. Dass die Angreifer weder beten noch plündern, sondern nur schänden, passt zu diesen Ritualen: Sie wecken etwas.
Der Kreis ist ein Netz aus ritualisierter Gewalt, gezogen entlang alter Pilger- und Handelsrouten – das weckt Assoziationen an Schutzlinien aus Glauben, wie sie in alten Überlieferungen beschrieben werden.
Indem Altäre zerstört, Wege entweiht und religiöse Symbole geschändet werden, brechen sie alte Wegeverbindungen, die einst spirituelle Sicherheit boten.
Dies ist nicht bloß Abschreckung – sondern gezielte, rituelle Entweihung, um vielleicht die Kraft des Landes selbst zu untergraben.
Wahrscheinlich wissen die Mongolen selbst nicht, dass ihre Strategie, neues Weideland zu schaffen für ihre endlosen Herden einem sinistren Zweck dient. Auch ihre Schamanen bannen solche Könige im Lehm im Namen ihrer großen Geister.
Dies ist kein wildes Rauben – sondern ein ritueller Feldzug.
Der Kreis, der sich um Krakau schließt, könnte Teil eines größeren, magischen oder dämonologischen Musters sein. Vielleicht wird etwas vorbereitet:
Ein Ritual, das die Nacht verlängert,
Ein Siegel, das einen Angriff schützt, verstärkt oder verschleiert,
Oder sogar ein Tor, das geöffnet werden soll, wenn der Kreis vollendet ist,
Der Feind schlägt nicht einfach zu – sondern vollendet etwas, Schritt für Schritt. Wenn dieser Kreis geschlossen wird, könnte sich Krakau selbst verändern – nicht nur auf der Karte, sondern im Gewebe dessen, was dort lebt und stirbt."
Sie schaute ihn eindringlich an. "Ich bin das Land. Meine Erschafferin ist das Land. Von allen Vampiren hier verlieren wir nicht nur Status und Besitz und vielleicht das Leben, sondern alles was wir sind.
Ich beuge mich vor Heiden, Christen und sogar Mongolen und ihren Vampiren, wenn sie gewinnen sollten, aber niemals vor diesen unaussprechlichen Kulten, die mein Land zerstören wollen. Egal ob wir Gott kennen als Perun, den Zimmermann, Tengri oder dem Prophet der Muselmanen, die Könige im Lehm sind unser aller Feind. Sie sind die Zmei der Vernichtung, die verneinenden Geister. Jeder, der ihnen folgt und ihnen zuhört, ist das, was ihr Satanisten nennt."
Re: [1259] Von Drachen und Helden [Marzanna, Gabriel]
Verfasst: Mi Jun 11, 2025 7:18 pm
von Gabriel
Gabriel lauschte den Worten Marzannas mit unnachgiebiger Aufmerksamkeit. Ein nachdenklicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht, während ihre Worte durch die Schatten der Nacht hallten.
Doch als sie sprach – „Ich bin das Land. Meine Erschafferin ist das Land. Von allen Vampiren hier verlieren wir nicht nur Status und Besitz und vielleicht das Leben, sondern alles, was wir sind.“ – wurde sein Blick nachdenklich.
Er betrachtete sie lange. Dann, langsam und bedacht, bekreuzigte er sich und flüsterte "bei der Heiligen Jungfrau Maria". Die Worte, die folgten, kamen mit einer tieferen Gravität als zuvor.
„Werte Marzanna, meint Ihr das wirklich?“
Seine Stimme war ruhig, doch fast konnte man meinen, dass ein leises Zittern in ihr lag – nicht aus Furcht, sondern aus der schwerwiegenden Bedeutung ihrer Behauptung.
„Dass die Tartaren oder Mongolen, wie Ihr sie nennt, wirklich vom Widersacher und seinen Dienern geführt werden?“
Er ließ die Frage in der Luft hängen, bevor er mit fester Stimme fortfuhr.
„Wenn dem so ist, dann gibt es um so mehr Gründe, alles zu versuchen, den Feind von diesen Landen fernzuhalten.“
Ein leises, doch unmissverständliches Nicken.
„Und ich werde auch Eure Lande schützen, wohlwerte Marzanna.“
Gabriel ließ die Worte in der Stille nachhallen, seine Augen weiterhin auf Marzanna gerichtet.
Re: [1259] Von Drachen und Helden [Marzanna, Gabriel]
Verfasst: Mi Jun 11, 2025 7:49 pm
von Marzanna
"Habt Dank!" Marzanna lächelte und nickte dankbar.
"Nur gegen die Diener und Flüsterer des Widersachers müssen wir bestehen. Wir würden merken, wäre der schwarze ... Teufel selbst dabei. Denn dann wären auch die Mächte des Lichts anwesend, um Krieg zu führen.
So sind nur wir es, die Diener des Weißen Gottes, gegen die Diener des Schwarzen.
Wenn wir die Mongolen überzeugen könnte, dass sie vom Feind ihrer Geister missbraucht werden, würden sie uns vielleicht sogar helfen.
Bei all ihr Furchtbarkeit, sind sie doch keine Freunde des Teufels."