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[1259] Zwei Seiten eines Würfels [Gabriel, Ljut]

Verfasst: So Jun 01, 2025 2:17 pm
von Ljut
Vor wenigen Minuten hatten sie alle in Reihe vor dem Prinzenthron gekniet. Ihre Ziele und Hoffnungen kundgetan und Eide geschworen. Doch mittlerweile war dieser erhabene Moment der Normalität gewichen und sie würden zu ihrem Tagewerk zurückkehren. Als Ljut durch das Tor getreten war, hatte er sich noch ein letztes Mal einen verstohlenen Blick in Richtung Fridas erlaubt. Wahrlich eine Herrscherin nach seinem Geschmack. Er würde bald herausfinden ob die Geschichten von Dominic nur Ammenmärchen waren oder ob seine Einschätzung stimmte dass sie aus zehn gefochtenen Duellen acht gewinnen würde. Leider hatte er keinen guten Blick auf ihre Schwerthand erhaschen können. Doch er beschwerte sich nicht... er war mit dem Rest ihres Anblicks entschädigt worden. Ein guter Tausch wenn man ihn fragte.

Und so stand Ljut nachdenklich aber mit einem Schmunzeln auf den Lippen noch für ein paar Momente im Eingangsbereich. Seine Arme verschränkt, lehnte er gedankenversunken an der Wand.

Re: [1259] Zwei Seiten eines Würfels [Gabriel, Ljut]

Verfasst: So Jun 01, 2025 7:17 pm
von Gabriel
Gabriel trat mit ruhigen Schritten auf Ljut zu, das sanfte Knarren seiner Stiefel auf den Steinen kaum mehr als ein Echo in der noch nicht ganz vergangenen Zeremonie.

Er neigte den Kopf leicht – ein respektvolles, aber nicht übertrieben förmliches Zeichen der Anerkennung.

„Werter Ljut, habt Ihr für diese Nacht bereits Pläne?“ Seine Stimme war ruhig, getragen von einer selbstverständlichen Bestimmtheit. „Falls nicht, würde ich Euch gern auf ein Gespräch einladen. Vielleicht im Elysium – dort spricht es sich leichter, ohne das Drängen der Nacht um uns herum.“

Während er sprach, glitt sein Blick für einen Moment über die nachdenkliche Haltung des Gelehrten, das Lächeln, das auf seinen Lippen spielte.

Re: [1259] Zwei Seiten eines Würfels [Gabriel, Ljut]

Verfasst: So Jun 01, 2025 9:30 pm
von Ljut
Schlagartig aus seiner Träumerei erwachend pressten sich Ljuts Finger, wahrscheinlich aus reinem Reflex, in seine Oberarme und die blaugrauen Augen stierten in Gabriels Richtung. Für einen kurzen Moment flackerte das sprichwörtliche Temperament der Brujah auf. Kein Lächeln mehr nur ein Mann der sich erschreckt hatte und dessen Reflex wohl in neun von Zehn Fällen Probleme mit einem einzigen Werkzeug anging... Gewalt.

"Oh..." entfleuchte es seinem Mund ehe er seinen Oberkörper straffte und sich sein Kopf ebenfalls respektvoll in Richtung des Ventrues neigte. Die Neigung war eine Note tiefer als es sein Gegenüber getan hatte, auch wenn der Unterschied marginal war.

"Entschuldigt... Wohlwerter Gabriel von Hohenberg." Für was genau er sich entschuldigte lies er offen. "Nein, keine Pläne bisher. Ein Gespräch im Elysium klingt gut. Vielleicht auch ein Austausch von Informationen unter Gleichgesinnten, sind wir doch alle dem Ruf Ihrer Majestät und Krakaus gefolgt die Mongolenhorden ein für alle mal von unserer Türschwelle zu entfernen." schlussendlich hatten sich Ljuts Gesichtszüge wieder entspannt und die aufgerissenen Augen waren wieder einem Lächeln gewichen, welches jedoch nicht die Authentizität von vor ein paar Momenten besaß.

Re: [1259] Zwei Seiten eines Würfels [Gabriel, Ljut]

Verfasst: Di Jun 03, 2025 7:27 am
von Gabriel
Gabriel hob leicht eine Hand, zu signalisieren, dass er Ruhe in die plötzliche Spannung bringen will.

„Verzeiht, werter Ljut. Ich wollte Euch nicht in Euren Gedanken stören.“

Er ließ die Worte kurz in der Stille verharren, ehe er sie mit einer weiteren Bemerkung sanft weiterführte.

„Und ein Wohlwert ist nicht nötig. Ich habe noch nichts für die Domäne geleistet, was mir diese Ehre eingebracht hätte.“

Sein Blick blieb ruhig, doch seine Stimme war fest, bodenständig.

„Gabriel reicht.“

Er ließ das Thema sacken, ließ Raum für das Verstehen, bevor er seine Haltung leicht veränderte und zum eigentlichen Anliegen kam.

„Doch genau darüber wollte ich mit Euch sprechen.“

Er wartete einen Moment, ließ die Nacht zwischen ihnen sich setzen.

„Ihr habt recht – wir sind dem Ruf der höchsten Majestät gefolgt, um Krakau zu verteidigen. Und ihr machtet den Eindruck, dass ihr tiefere Einblicke in den Feind habt. Und um die Stadt zu verteidigen, müssen wir den Feind kennen oder vielmehr noch, ihn verstehen.“

Dann setzte er sich ein wenig entspannter, ließ den Blick für einen Moment durch die Dunkelheit gleiten, ehe er Ljut erneut musterte.

„Vielleicht könnt Ihr mir dabei helfen.“

Er nickte ihm respektvoll zu. Eine Geste der Anerkennung für jemanden, dessen Klinge bereits viele Feinde gesehen hat.

"Doch laßt uns gehen, bevor wir die Gastfreundschaft der höchst verehrten zu sehr strapazieren."

Re: [1259] Zwei Seiten eines Würfels [Gabriel, Ljut]

Verfasst: Di Jun 03, 2025 8:32 pm
von Ljut
Ljut hob beschwichtigend seine Hand. "Ich habe euch nur nicht kommen hören. Was nicht häufig passiert." er grinste Gabriel etwas schief entgegen. Auf die Aussage des Ventrue zu der von Ihm gewählten Anrede nickte er nur kurz. "Verstanden, dann einfach Gabriel. Das gleiche gilt natürlich auch für euch. Ljut reicht."

Anschließend hörte er aufmerksam zu und fur sich dabei mit der rechten Hand durch den Bart. "Eure Einschätzung ist richtig. Ich habe bereits Feindeskontakt mit der Goldenen Horde gehabt. Vor der Schlacht an der Kalka zogen sie plündernd, vergewaltigend und brandschatzend durch Rus Stammesgebiet und nun ja... meine Familie hatte dort einen Hof." er kniff die Augen etwas zusammen und beobachtete Gabriel dabei für einige Momemente. Vielleicht wollte Ljut herausfinden wie Gabriel auf solch eine Nachricht reagieren würde. Eine betroffene Antwort provozieren, um einschätzen zu können ob dieser bereits Kampferfahrung gesammelt hatte oder sein Schwert aufgrund seines Standes besaß? Seine Wortwahl und Betonung machten gleichzeitig aber ebenso klar, dass dies der Anfang seiner Geschichte mit den Mongolen war, nicht das Ende. Anschließend nickte er diesem ebenfalls respektvoll zu.

"Ich kann und werde euch helfen. Ich muss jedoch gestehen Ich bin gestern Nacht erst an den Toren der Stadt angekommen und hatte bisher noch keine Möglichkeit herauszufinden wo sich das Elysium befindet. Ich hab jedoch eine grobe Beschreibung bekommen. Falls ihr also bereits mehr wisst als Ich würde Ich euch einfach folgen. Falls nicht, denke Ich dass wir beide dazu in der Lage unser Ziel zu erreichen." er deutete mit der Hand in Richtung des Ausgangs, und würde dem Ventrue, sollte dieser bereits den Weg zum Elysium kennen, folgen.

Re: [1259] Zwei Seiten eines Würfels [Gabriel, Ljut]

Verfasst: Di Jun 03, 2025 11:39 pm
von Gabriel
Gabriel ließ Ljuts Worte ruhig in sich wirken. Er zeigte keine Erschütterung, keine Betroffenheit, die fehl am Platz wäre – aber in seinem Blick lag ehrliche Anerkennung.

„Es tut mir leid, werter Ljut, dass Ihr das durchleben musstet.“ Seine Stimme war fest, doch nicht ohne Wärme.

Er neigte leicht den Kopf, ein stilles Zeichen des Respekts.

„Doch es erklärt, warum Ihr Euch mit ihnen auskennt.“

Keine überflüssigen Worte, keine überzogene Reaktion – nur die Gewissheit, dass er verstand.

Sein Blick wanderte für einen Moment durch die Nacht.

„Es gibt um die Stadt viele Höfe, die nicht durch Mauern oder eine Burg geschützt sind. Ich mache mir Gedanken, wie man ihre Bewohner rechtzeitig warnen und schützen kann.“

Dann richtete er sich wieder an Ljut, seine Haltung ruhig, aber mit klarer Absicht.

„Für den heutigen Abend biete ich Euch an, euer Führer zu sein und euch die Blutige Klinge – das Elysium der Domäne Krakau – zu zeigen.“

Ein sachtes Lächeln, eine Spur von Geduld in seiner Stimme.

„Es ist nur gerecht, da ich den Weg kenne, da wir uns gemeinsam um das Elysium kümmern sollen.“

Er wartete auf Ljuts Reaktion, ließ ihm den Moment, bevor er dann voranging, den Brujah an seiner Seite, auf dem Weg in die Schatten, die mehr als nur ein Zufluchtsort für Gespräche waren.

Re: [1259] Zwei Seiten eines Würfels [Gabriel, Ljut]

Verfasst: Mi Jun 04, 2025 9:44 pm
von Ljut
"Das muss es euch nicht werter Gabriel. Sie haben dafür in Blut gezahlt." erwiderte er nur knapp auf Gabriels Beileidsbekundung. "Was die Gehöfte betrifft hatte Ich geplant diese von hier in einem großzügigen Kreis um Krakau herum zu besuchen und sie zu informieren, sowie ein Botennetzwerk einzurichten was frühzeitig Kunde vom bevorstehenden Angriff der Horde bis Krakau tragen kann. So können die Bewohner rechtzeitig nach Krakau fliehen, wo sie zumindest vorläufig in Lazareten innerhalb der Mauern aufgenommen werden sollten. Aber dazu später mehr." ließ er den Ventrue an seinen Plänen teilhaben. Ehe er mit einem "Habt Dank." auf das Angebot antwortete.

Anschließend nahm er seinen Jurtesack welchen er bei seiner Ankunft im Eingangsbereich abgestellt haben musste , und schickte sich an der Wegbeschreibung Gabriels zu folgen.

Seine Bewaffnung hatte er bevor sie die Straßen der Stadt unterhalb des Wawelhügels betraten in Leder gewickelt und seitlich an seinem Sack befestigt. Nachdem sie einige Zeit gelaufen waren fragte Ljut "Wie kommt es dass ihr Krakaus Ruf vernommen und gefolgt seid?"

Re: [1259] Zwei Seiten eines Würfels [Gabriel, Ljut]

Verfasst: Do Jun 05, 2025 2:34 pm
von Gabriel
Gabriel neigte leicht den Kopf, als Zeichen des Einverständnisses.

„Es ist gut, dass sie in Blut gezahlt haben, werter Ljut.“

Seine Stimme war ruhig, sachlich – nicht ohne Anerkennung für die Härte, die in den Worten seines Gegenübers lag.

„Ich mag Eure Gedanken.“

Er ließ die Bedeutung einen Moment in der Luft hängen, bevor er hinzufügte:

„Wir sollten im Elysium mehr darüber sprechen.“

Dann drehte er sich um, ging zu seinem Pferd, befestigte die Waffen wieder an seinem Gürtel. Jede Bewegung war routiniert, durch jahrelange Übung verinnerlicht.

Als er fertig war, trat er an die Seite des Brujah.

„Kommt, werter Ljut. Ich zeige Euch den Weg.“

Gemeinsam bewegten sie sich durch die Straßen Krakaus, ihre Schritte fest, aber unauffällig. Die Stadt war voller Leben, voller Stimmen, und doch lagen über allem die Schatten der kommenden Tage.

Schließlich erreichten sie die Blutige Klinge.

Gabriel hielt einen Moment inne, ließ den Blick über den Eingang der Taverne gleiten, bevor er eintrat.

Im Herzen des Raumes stand Pawel.

Ein Mann gezeichnet von den Jahren, doch mit einer Haltung, die kaum eine Unsicherheit zuließ. Sein Blick war tief, durchdringend, als könnte er jeden Gast mit einem einzigen Blick erfassen.

Gabriel nickte ihm respektvoll zu, trat an ihn heran.

„Werter Pawel.“

Er sprach leise, aber bestimmt.

„Wir benötigen einen Raum, um zu sprechen.“

Der alte Ghul nickte nur, ohne ein Wort zu verlieren, und führte sie hinter den schweren Vorhang.

Ein verschlungenes Labyrinth aus Gängen lag vor ihnen, verborgen vor den Augen derjenigen, die nicht zu suchen wussten.

Schließlich blieb Pawel vor einer Tür stehen, öffnete sie mit bedächtiger Geste.

Ein kleiner Raum. Ein Tisch. Stühle. Nichts weiter – aber genug.

Gabriel ließ Ljut den Vortritt, trat erst ein, nachdem dieser Platz genommen hatte.

Dann schloss er ruhig die Tür hinter sich, setzte sich an den Tisch.

Er ließ für einen Moment die Stille zu, bevor er das Gespräch erneut aufnahm.

„Eure Pläne, die Gehöfte zu informieren und eine Zuflucht in der Stadt zu schaffen, sind gut durchdacht.“

Ein sachtes Nicken folgte.

„Das ist auch mein Plan.“

Er ließ seine Hände vor sich ruhen.

„Es bringt der Stadt nichts, wenn wir sie verteidigen, aber niemand mehr da ist, der sich um Land und Vieh kümmern kann.“

Dann hob er den Blick, hielt ihn auf Ljut gerichtet.

„Auch ich bin neu in Krakau.“

Ein Moment des Nachdenkens, bevor er fortfuhr.

„Aktuell will ich mehr über die Ereignisse in Ruthenien und Halytsch herausfinden.“

Er ließ die Worte in der Stille des Raums ruhen.

„Wie kommt es, dass Ihr Krakaus Ruf vernommen habt und gefolgt seid?“

Re: [1259] Zwei Seiten eines Würfels [Gabriel, Ljut]

Verfasst: Fr Jun 06, 2025 7:05 pm
von Ljut
Ljut folgte Gabriel als stiller Beobachter, sagte nicht viel sondern schien sich stattdessen den Weg und seine nähere Umgebung einzuprägen. Pawel grüßte er mit einem höflichen Nicken beachtete diesen aber anschließend nicht weiter bis er sie zu besagter Tür gebracht hatte. Als sie angekommen waren äußerte Ljut ein kurzes "Habt Dank." an den Wirt ehe sich dieser von zurückzog. Anschließend zögerte er einen kurzen Augenblick bevor er vor dem Ventrue eintrat und sich hinsetzte.

"Um Mongolen zu schlachten." erklärte er schließlich auf Gabriels Frage und fügte hinzu. "Und um ihrer höchst verehrten Majestät in Abwesenheit meines Erzeugers den Folianten an seiner statt zu übergeben. Sollte wohl eine Abhandlung über Politik gewesen sein. Es hieß Ich könne reinschauen wenn Ich wollte, war mir aber ehrlich gesagt nicht wichtig. Ich wollte lieber früher in Krakau sein um hier mehr Zeit für die Kriegsvorbereitungen zu haben." beantworte er die Frage des Ventrue und zuckte mit den Schulten. Wann hätte er mitten in den Ruthenischen Weiten denn auch bitte die Zeit haben sollen ein bisschen zu schmöckern. Es war schon schwer genug gewesen das Ding überhaupt nahezu unbeschadet von Witterung hierher zu bringen.

"Welche Ereignisse meint Ihr genau? Vielleicht kann Ich weiterhelfen." fragte er während er die Augen für einige Momente zusammenkniff um sich an das spärliche Licht hier unten zu gewöhnen und in einem beiläufigen Blick Gabriels Bewaffnung zu begutachten um sich ein besseres Bild von der von Ihm ausgehenden Gefahr machen zu können. Er unterstellte Ihm nichts, aber dennoch. Man musste immer auf der Hut sein und an einem Ort, so beengt wie hier unten, war das Tier immer etwas launischer. Um diesen Blick etwas zu überspielen erklärte er gleichzeitig "Nur damit wir uns richtig verstehen. Ich will mitnichten sagen, dass alle Bauern der umliegenden Dörfer und Gehöfte ab sofort in die verlassenen Häuser rund um den Wawel ziehen sollen, noch dass Ich das gut fände. Ganz im Gegenteil. Es gibt klare Hierarchien und diesen gilt es Folge zu leisten. Aber solange die Adligen sowieso geflohen sind, sollten wir den Platz nutzen. Wenn dabei noch einige Leben vor der Horde gerettet werden können soll mir das Recht sein."

Re: [1259] Zwei Seiten eines Würfels [Gabriel, Ljut]

Verfasst: Sa Jun 07, 2025 7:36 pm
von Gabriel
Gabriel ließ die Worte des Brujah einen Moment in der Stille nachklingen, dann neigte er leicht den Kopf.

„Werter Ljut, ich meine nicht, dass die Gehöfte sofort Schutz suchen sollen – aber zur rechten Zeit.“

Seine Stimme war ruhig, getragen von der Ernsthaftigkeit der Lage.

„Es gibt Hierarchien, ja. Doch es gibt auch Verantwortung.“

Ein sachtes, bedachtes Nicken folgte.

„Wenn die Horde kommt, dann müssen wir nicht nur die Stadt verteidigen, sondern auch überlegen, wie wir die Menschen im Umland schützen. Langfristig werden auch sie notwendig sein, um sicherzustellen, dass die Stadt überlebt.“

Dann ließ er die Fingerspitzen über das Pergament gleiten, als würde er die Informationen nochmals abwägen, bevor er sprach.

„Seit dem ersten milden Tag des Frühlings mehren sich die Zeichen, dass fernab der Weichsel dunkle Mächte in Bewegung geraten sind.“

Ein leiser Atemzug, dann fuhr er fort.

„Händler und Pilger berichten von niedergebrannten Grenzdörfern, verwaisten Klöstern und einem Himmel, der in manchen Nächten blutrot über den Karpathen glüht.“

Er hielt einen Moment inne.

„Karawanen aus Halytsch, Kiew und Lwiw erreichen Krakau verspätet – zerschlagen, halbverhungert.“

Gabriel sah den Brujah direkt an.

„Die Kaufleute schweigen darüber, was sie gesehen haben. Doch ihre Knechte erzählen von reitenden Kriegern ohne Schatten – die in der Nacht ebenso töten wie am Tag.“

Ein dunkler Gedanke spiegelte sich in seinem Blick.

„Ein ganzes Dorf soll in den Wäldern östlich von Przemyśl einfach verschwunden sein – mitsamt Fluss, Glocken und Getier.“

Dann lehnte er sich ein wenig nach vorne, seine Stimme eine Spur fester.

„Die Flüchtlinge in der Altstadt sind gezeichnet. Ihre Augen gebrochen. Ihre Zungen voll von Flüchen in fremden Dialekten.“

Er hielt inne, ließ seine Worte in der Stille nachhallen.

„Ein Kind aus einer dieser Karawanen wird im Franziskanerkloster gepflegt – es spricht kaum, malt jedoch immer wieder das gleiche Bild.“

Ein kurzer, bedeutungsschwerer Blick.

„Einen Reiter mit verbrannter Krone, der auf einem weißen Wolf sitzt.“

Dann sah er erneut auf das Pergament, strich über die Notizen.

„Die Nächte werden unheilvoller. Tiefes Heulen, fremde Hörner über die östlichen Felder.“

Ein leises Schnauben, fast nachdenklich.

„Drei Wachtposten entlang der Handelsstraße nach Sandomierz berichten unabhängig voneinander von Reitern, die den Boden nicht zu berühren scheinen.“

Er sah Ljut erneut an.

„Einem der Wachen wurde später die Zunge entfernt – durch Menschenhand, so heißt es offiziell.“

Ein schweres, ruhiges Schweigen.

„Der alte Gutsverwalter von Nowa Huta schwört, er habe in jener Nacht gesehen, wie der Himmel flackerte – wie ein geschlagener Spiegel.“

Er schaute Ljut an.

„Dies meinte ich und darüber will ich Nachforschungen anstellen. Es scheint, als wären die Vorboten des Feindes bereits da.“

Dann ließ Gabriel die Stille einen Moment wirken, bevor er mit ruhiger, bestimmter Stimme sprach.

„Was die Kriegsvorbereitungen anbelangt, so habe ich bei der höchst Verehrten gehört, dass auch Ihr die Stadt verteidigen wollt.“

Ein sachtes Nicken.

„Vielleicht können wir auf diesem Feld zusammenarbeiten – um effektiver zu sein.“

Dann hob er eine Hand, ließ sie leicht über das Pergament gleiten.

„Bei eurer Vorstellung sagtet Ihr, dass Ihr Wissen über die Kriegs- und Angriffstaktiken der Goldenen Horde habe.“

Er sah den Brujah fest an.

„Ich wäre sehr interessiert, mehr darüber zu erfahren.“