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[1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: Do Mai 22, 2025 9:50 pm
von Agnellina
Der Besucher betrat den Eingang des Hauses, welches sich wie ein Reihenhaus ausmachte. Nur etwa wie ein Mann hoch war der Teil des Hauses breit, hinter dessen Tür sich der Eingang zur Blutigen Klinge verbarg. Die Treppe, die sich hinter der Tür befand, führte direkt ins obere Stockwerk des Hauses. Hier erstreckte sich das Innere in die Breite über die Begrenzungen des unteren Stockwerkes zu den beiden Nachbargebäuden hinaus.

Mit diffusen Licht eigentümlicher, blauer Leuchten erhellt, ist der vordere Bereich mit dem Tresen sauber und einladend.
Der Zugang zu den Gängen, die in den hinteren Teil des Elysiums mit den vertraulicheren Kämmerchen führen, ist von einem dicken Vorgang abgehängt.

Hinter dem Tresen steht in dieser Nacht nicht Pawels kräftige Gestalt, sondern eine junge Frau. Im Vergleich zum in die Jahre gekommenen, kräftigen Ghul wirkt sie jünger und weicher. Ihr Kleid ist schlicht und die Schürze, die sie trägt, ist sauber. Ihre braunen Haare sind ordentlich geflochten und zu einem festen Kranz aufgesteckt.
Mit gleichförmigen Bewegungen wirft sie einen einzelnen kleinen Knöchel in die Luft und fängt ihn mit derselben Hand wieder auf. Dabei schnappt sie mit einer schnellen Bewegung der fangenden Hand zuvor weitere Knöchelchen, die vor ihr auf dem Tresen liegen. Ein konzentriertes, ruhiges Spiel, welches nur ein leises Klappern der Knöchelchen hören lässt, wenn sie der greifenden Hand entgehen und über das Holz rutschen oder gar in der Luft verfehlt werden und leise klirrend auf dem Tresen landen.

Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: Fr Mai 23, 2025 9:51 am
von Gabriel
Gabriel bewegte sich mit sicheren, kontrollierten Schritten durch die nächtlichen Straßen Krakaus. Die Dunkelheit war dicht, doch sein Blick durchdrang sie, suchte nach Bewegungen in den Schatten, nach Augen, die zu lange auf ihm ruhten.

Er hielt inne an einer Ecke, ließ die Umgebung für einen Moment auf sich wirken. Niemand folgte ihm offensichtlich. Kein Geräusch verriet eine versteckte Präsenz. Doch Vorsicht war niemals überflüssig.

Er setzte seinen Weg fort, sein Gang ruhig, aber von jener bewussten Bestimmtheit, die einem Mann innewohnt, der gewohnt ist, sich unerkannt zu bewegen, wenn es notwendig ist.

Dann erreichte er die Tür zur Blutigen Klinge.

Er ließ seinen Blick noch einmal schweifen, prüfte, ob ihn jemand bis hierher begleitet hatte, ob sich Beobachter hinter den Fenstern verbargen oder eine Gestalt zu lange an einer dunklen Ecke verweilte. Erst als er sich sicher war, öffnete er die Tür und trat ein.

Mit fließender Bewegung schritt er die Treppe hinauf, seine Stiefel hallten gedämpft auf dem Holz.

Oben angekommen, hielt er für einen Moment inne. Sein Blick durchstreifte den Raum – leer. Niemand erwartete ihn. Keine Besucher, keine leisen Gespräche, keine Stimmen.

Hinter dem Tresen stand eine neue Gestalt – jung, mit ruhigen Bewegungen, die die kleinen Knöchelchen in die Luft warfen und auffingen. Nicht Pawel.

Gabriel trat mit unaufgeregtem Schritt näher.

„Guten Abend.“ Seine Stimme war ruhig, direkt, aber ohne Härte.

Er hielt einen Moment inne, dann stellte er sich vor.

„Ich bin Gabriel von Hohenberg.“

Sein Blick ruhte auf ihr, während er die Frage stellte, die ihn interessierte.

„Pawel ist heute nicht da?“

Gabriel wartete.

Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: Fr Mai 23, 2025 7:04 pm
von Agnellina
Seinem sich orientierenden Blick sah sie interessiert entgegen. Das Licht ließ ihre Augen sehr dunkel wirken.
Der kleine Knochen wurde aus der Luft gefangen und verschwand in der Hand. Sie sagte erst einmal nichts und ließ ihn sich im Raum zurechtfinden. Als er näher kam, empfing ihm ein freundliches Lächeln.

"Guten Abend." Sie knickste leicht und nickte ihm zu. "Willkommen Herr von Hohenberg. Der werte Pawel ist da und wird zu späterer Stunde verfügbar sein. Er ist momentan anderweitig beschäftigt. Ich bin Agnellina - Neugeborene aus dem Clan des Tieres."

Während ihrer Vorstellung schenkte sie ihm ein zugewandtes, offenes Lächeln. Ihre Augen musterten den Gast dabei aufmerksam und ihre Nasenflügel bebten leicht dabei. Ihre Hand schob in einer vorsichtigen Bewegung die kleinen Knochen ihres Spiels zusammen und ließ sie in einem Säckchen an ihrem Gürtel verschwinden.

"Möglicherweise kann ich weiterhelfen. Ich will mich gern bemühen. Was führt Euch hierher?"

Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: Sa Mai 24, 2025 7:48 pm
von Gabriel
Gabriel hielt inne, seine Augen kurz auf den kleinen Knochen gerichtet, der eben noch durch die Luft tanzte und nun in Agnellinas Hand verschwand. Überraschung flackerte kurz auf seinem Gesicht, doch er ließ sie schnell weichen und senkte leicht den Kopf, ein Zeichen des Respekts.

„Ich bitte um Verzeihung, werte Agnellina.“ Seine Stimme war ruhig, aber klar, und in seinen Worten lag ehrliche Anerkennung. „Ich hätte nicht vermutet, dass ein Kind Kains hinter dem Tresen stehen würde – sonst hätte ich mich natürlich vorgestellt.“

Er richtete seinen Blick wieder auf.

„Ich bin Gabriel von Hohenberg, Neugeborener des Clans der Könige, Kind von Baron Hredel von Celle, Prinz von Celle, Ancilla des Clans der Könige.“

Die Vorstellung kam ohne Zögern, jedes Wort präzise gesetzt, bevor er ihr respektvoll zunickte.

„Es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen, werte Agnellina, Neugeborene des Clans des Tieres.“

Ein Moment der Stille, in dem er ihre Haltung und ihren Ausdruck prüfte, bevor ein leises, nachdenkliches Lächeln über seine Züge huschte.

„Ihr seid bereits die dritte eures Blutes, die ich hier treffe.“ Sein Ton war nicht bloß feststellend, sondern mit einer Spur von Interesse versehen. „Es scheint, dass der Clan des Tieres in dieser Domäne gut vertreten ist.“

Er ließ den Gedanken einen Augenblick stehen, bevor er weitersprach.

„Ich bin gekommen, um zu sehen, ob es eine Nachricht für mich gibt – und vielleicht, um andere Kinder Kains zu treffen.“

Ein ruhiger Blick glitt durch den Raum, als wäre er noch dabei, sich die Umgebung einzuprägen.

„Da ich neu in der Domäne bin, sind mir die anderen Bewohner leider noch nicht bekannt, wie ihr selbst festgestellt habt.“

Dann senkte Gabriel leicht das Kinn, musterte Agnellina mit einer Mischung aus höflicher Neugier und scharfem Interesse.

„Sagt mir, ist es hier im Osten nicht üblich, bei der Vorstellung seinen Erzeuger zu nennen?“

Seine Frage kam nicht scharf, sondern mit aufrichtigem Interesse. Ein Mann, der eine Antwort suchte – nicht, um zu urteilen, sondern um zu verstehen.

Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: Sa Mai 24, 2025 9:08 pm
von Agnellina
"Ich danke Euch herzlich für das Kompliment.", erwiderte sie mit einem erfreuten Lächeln. "Ihr könntet mich wohl kaum mehr loben, dass ich die Stille zu wahren vermag, indem ich ein Auge wie das Eure zu täuschen in der Lage bin."

Sie schien es vollkommen als Wertschätzung aufzufassen.

Seiner Vorstellung lauschte sie aufmerksam, dann schüttelte sie den Kopf.

"Bitte wiederholt noch einmal den zweiten Teil zu Eurem Erzeuger für mich. Dieser Name ist in meinen Ohren ungewöhnlich. Den möchte ich noch einmal hören, bevor ich es wage, ihn auf die eigene Zunge zu nehmen."

Sie hatte sich nicht weiter von der Stelle bewegt. Ihre Haltung hatte sich nach seiner Vorstellung ein wenig entspannt. Auf ihre Bitte hin - sofern er dieser denn nachkommen würde - lauschte sie konzentriert der Wiederholung des fremdländischen Namens und nickte dann dankend.

"Nun, dann bin ich wohl die dritte meines Blutes, die Euch Willkommen in dieser Domäne heißt. Ich freue mich sehr, einen so hehren und ehrbaren Gast hier empfangen zu dürfen."

Einen Moment ließ sie verstreichen und ihre Worte wirken, bevor sie fortfuhr.

"Ich hoffe, dass Ihr Euch hier rasch wohlfühlen werden. Falls Ihr Fragen habt oder Unterstützung bedürft, zögert bitte nicht, diesen Ort aufzusuchen und zu fragen. Ich kann Euch gegenwärtig ausrichten, dass keine Nachrichten für Euch hinterlegt wurden, von denen ich Kenntnis habe. Für diese Nacht seid Ihr auch der erste Gast in diesen Räumen. Möchtet Ihr vorerst hier Platz nehmen oder schwebt Euch ein weniger öffentlicher Ort zum Verweilen vor, zu dem ich Euch führen darf?"

Agnellina überging seine Frage nach der Vorstellung mit der Überprüfung seiner Wünsche zunächst. Anschließend kam sie jedoch von selbst darauf zurück und schnitt das Thema wieder an.

„Es scheint tatsächlich vielfach üblich, bei der Vorstellung den Erzeuger zu nennen. Ich will dies gern ergänzen, doch bin ich zunächst an Eurer Sichtweise interessiert, wenn Ihr die Frage nicht ungebührlich findet. Lasst mich kurz ausholen. Die Welt ist recht groß und weit, die Schar der Angehörigen der verschiedenen Geblüter ist arg verzweigt, bunt und zahlreich. Also hege ich die Annahme, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass Ihr im Gros der Fälle etwas mit dem Namen eines Erzeugers anfangen könnt. Was also fangt Ihr mit diesem Namen an? Was trägt er bei der Vorstellung für Euch bei?"

Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: So Mai 25, 2025 1:25 pm
von Gabriel
Gabriel lächelte sanft, als er ihre Worte vernahm – eine Anerkennung, die er mit Bedacht erwiderte.

„Ihr seid wahrlich zu gütig, Agnellina,“ sagte er mit ruhiger Stimme. „Eure Worte tragen große Wärme in sich, und es ehrt mich, dass Ihr mich in dieser Domäne derart willkommen heißt.“ Er neigte leicht den Kopf in respektvoller Geste. „Wenn alle Bewohner dieser Domäne eine solche Herzlichkeit zeigen, werde ich mich gewiss rasch einleben und wohl fühlen.“

Auf ihre Bitte hin wiederholte er den Namen seines Erzeugers mit bedachter Klarheit. „Baron Hredel von Celle, Prinz von Celle, Ancilla des Clans der Könige.“ Er ließ den Namen wirken, bevor er fortfuhr: „Ein Name mag mitunter fremd klingen, doch er trägt Geschichte und Bedeutung in sich.“

Er ließ seinen Blick kurz durch die Räumlichkeiten schweifen, bevor er mit leisem Nachdenken weitersprach. „Ich habe das Elysium bereits mehrfach besucht,“ begann er, „doch es scheint, als seien die Hallen selten gut besucht.“ Er ließ ein nachdenkliches Lächeln über seine Züge huschen. „Da ich allein bin und niemanden erwarte, macht es wenig Sinn, mich zurückzuziehen. Falls ich Euch nicht von Euren Pflichten abhalte, würde ich gerne hier verweilen.“

Auf ihre Frage zum Wert, den der Name eines Erzeugers bei einer Vorstellung trägt, begegnete er ihr mit einem wissenden Ausdruck und einem Hauch von Anerkennung. „Eure Frage ist keineswegs ungebührlich,“ sagte er mit sanfter Überzeugung. „Und Ihr habt gewiss recht – ein Name allein trägt oft wenig Wert, es sei denn, der Erzeuger ist lokal bekannt oder seine Reputation reicht über die Grenzen einer Domäne hinaus.“ Er ließ eine kurze Pause verstreichen, als ob er seine Gedanken mit Bedacht ordnete.

„Ergänzt durch Status und Titel, gewinnt die Information noch an Bedeutung. Wird dazu noch die Domäne, in der der Titel geführt wird, genannt, so wächst die Bdedeutung der Information noch. Dennoch ist dies nicht der eigentliche Grund, ihn zu nennen.“ Ein warmes Lächeln spielte um seine Lippen, als er Agnellina ansah. „Der Hauptgrund ist Ehre. Indem wir den Namen unseres Erzeugers nennen, erweisen wir ihm oder ihr Respekt, zeigen Stolz darauf, von ihm oder ihr abzustammen und dies auch öffentlich zu bekunden.“

Er richtete sich leicht auf, als er weiter sprach. „Es ist auch eine Geste des Vertrauens gegenüber unserem Gesprächspartner, eine Offenbarung unserer Herkunft, ein Zeichen der Offenheit.“ Seine Stimme blieb ruhig, aber bestimmt.

Mit dieser letzten Aussage ließ er die Worte bewusst wirken, bereit, auf ihre Reaktion zu lauschen.

Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: So Mai 25, 2025 2:20 pm
von Agnellina
"Dann soll es meine Pflicht sein, Euch Gesellschaft zu leisten."

Sie zeigte ihm mit lockerer Hand einen Sitzplatz. So spontan es wirkte, so bot ihm der Platz zugleich ihre Nähe am Tresen an und einen guten Blick über den offenen Teil der Räumlichkeiten. Würde sich die Tür öffnen und den nächsten Besucher ins Elysium lassen, so hätte er ihn nicht im Rücken. Anders wäre es, würde jemand aus den tieferen Bereichen kommen, doch ihrer Aussage nach, waren keine anderen Gäste da.
Agnellina selbst blieb weiterhin stehen.

"Dann biete ich Euch wohl mit Tomei, dem Neugeborenen des Clans des Tieres, einen Stoff, eitel wie den reinen Sonnenschein an."
Es war hörbar, dass sie Vergnügen an diesem Nachtrag hatte und mit dem sie die in Aussicht gestellte Ergänzung lieferte.

"So habe ich also mit Gabriel von Hohenberg das Kind eines fremden Prinzen einer fernen Domäne hier vor mir. Und zugleich einen Neugeborenen, der fremd hier und beinahe völlig unbeschrieben ist. Bis auf die Tatsache natürlich, dass er jemand ist, dem die gütige Gastfreundschaft Ihrer Hoheit zugesprochen wurde."

Eine kurze Pause. Der kleine Raum, dies als mögliche Fehlannahme richtig zu stellen.

"Das ist spannend. Ich habe so viele Fragen, mit denen ich Euch gern überschütten würde."

Es war möglicherweise eine Vorwarnung.

"Tragt Ihr ebenfalls Titel, die in der Anrede beachtet werden sollten? Was führt Euch nach Krakau?"

Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: So Mai 25, 2025 8:06 pm
von Gabriel
Gabriel neigte leicht den Kopf, als Agnellina ihren Erzeuger nannte – eine respektvolle Geste, nicht bloß eine höfische Floskel.

„Werte Agnellina,“ sagte er ruhig, „wenn Ihr Fragen habt, dann stellt sie gern. Gespräche sind doch weit interessanter, wenn sie Fragen beinhalten.“

Er ließ seinen Blick kurz über den Raum gleiten, dann kehrte er zu ihr zurück.

„Nein, ich trage keinen Titel.“ Seine Stimme war ruhig, aber bestimmt. „Dafür bin ich noch zu jung. Doch vielleicht wird sich das eines Tages ändern – wenn ich mich bewiesen habe und Verantwortung übernehme.“

Seine Worte trugen kein unnötiges Gewicht, kein leeres Streben nach Macht – nur die schlichte Erkenntnis eines Mannes, der wusste, dass jeder Titel erst verdient werden musste.

Dann wurde sein Ton nachdenklicher.

„Was mich nach Krakau führt?“ Er ließ einen Moment vergehen, als würde er die Worte genau abwägen. „Die Stadt hat viel gelitten in den vergangenen Jahren. Sie hat sich erhoben, ja – doch die Gefahr aus dem Osten ist nicht besiegt.“

Er hielt inne, ließ die Bedeutung seiner Worte in der Stille nachklingen.

„Ich bin gekommen, um die Domäne zu verteidigen. Und um meinen Anteil an ihrem Wachstum zu haben.“

Ein leises, festes Lächeln huschte über seine Lippen – nicht selbstgefällig, sondern voller Entschlossenheit.

Dann musterte er Agnellina mit einem offenen, aber interessierten Blick.

„Und Euch, werte Agnellina? Was hat Euch nach Krakau geführt? Oder gehört Ihr zu jenen, die diese Stadt seit Geburt ihr Zuhause nennen?“

Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: Mo Mai 26, 2025 8:36 pm
von Agnellina
"Der Sohn eines Barons ohne eigenen Titel. Ein Prinzenkind aus weit entfernten Landen ohne eigene Krone. Jung und unbesungen. Fremd und neu in Landen, die Abenteuer und Herausforderungen für ihn bereit halten. So seid Ihr wie ein Geselle auf der Walz. Eine Art Knappe, der sich an Mut und Treue beweisen möchte, um Titel und Ruf zu erlangen?"

Die Augen der Gangrel leuchteten begeistert - in ihrem Kopf boten sich Geschichten an, die zu gern ersonnen und erdacht werden wollten.

"So werdet Ihr also mit eigenen Händen die letzten Wunden der Stadt heilen und die Tränen der Betroffenen trocknen. Ihr werdet den Armen Hoffnung schenken und ihnen zu Brot und Wein verhelfen. Ihr werdet hüten und wachen, auf dass sich die plattnasigen Schwarzköpfe mit ihren hervorquellenden Schweinsaugen und ihren krummen Schwertern nicht mehr auf ihre Pferde wagen und erzittern, wenn sie nur Euren mondbeschienenen Umriss zwischen den Zinnen auf den Türmen der Wallanlage aufragen sehen."

Sie sah dem mit Worten gemalten Bild vor den eigenen Augen noch einen Moment nach und ihr Blick ging dabei ein wenig durch ihn hindurch. Gleichsam hörte sie ihm weiterhin zu und reagierte mit einem Lächeln auf seine Frage.

"Zuhause? Diese Geburt hat mir die ganze Welt geschenkt und zu meinem Zuhause gemacht. Nicht weniger als das."

Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: Mi Mai 28, 2025 6:35 am
von Gabriel
Gabriel musterte die werte Agnellina für einen Moment, dann ließ er ein leises Lächeln über seine Lippen huschen.

„Ich könnte fast meinen, Ihr macht Euch über mich lustig.“ Seine Stimme war ruhig, doch ein Hauch von amüsiertem Argwohn schwang darin mit.

Er lehnte sich leicht zurück, die Arme locker gekreuzt.

„Menschliche Titel sind Schall und Rauch. Sie haben keine Bedeutung in unserer Existenz.“ Er ließ die Worte einen Moment in der Stille verharren, bevor er fortfuhr. „Ich bin neu in der Domäne. Es steht mir nicht zu, mir Titel anzumaßen, ohne dass ich mich bewiesen habe – und die Älteren darüber entschieden haben.“

Sein Blick wurde nachdenklicher, ernster.

„Und ich maße mir auch nicht an, dass ich die Tataren allein zurückschlagen könnte. Doch ich werde meinen Teil dazu beitragen.“

Gabriel ließ seine Finger über das Holz der Theke gleiten, während er ihre letzten Worte in sich wirken ließ. Dann nickte er.

„Die ganze Welt ist also euer Zuhause.“ Seine Stimme klang nachdenklich. „Ein schönes Bild. Doch selbst wenn Ihr überall zuhause seid – wird es doch einen Ort geben, aus dem Ihr stammt.“

Er hob leicht die Brauen.

„Und da Ihr nicht von hier kommt, will ich Euch dieselbe Frage zurückgeben: Was hat Euch nach Krakau geführt? Warum habt Ihr entschieden, hier Euer Lager aufzuschlagen?“

Er wartete, mit ruhiger, geduldiger Neugier.