Krakau bei Nacht

Gerold erinnerte sich eines Nachts an einer seiner prägendsten Erfahrungen, wie er als junger Ritter zum ersten Mal an einen besseren Rittersmann geraten war.

Er war da noch etwa zwei Jahre jünger.

Es war ein schöner Tag gewesen, die Kölner Wiese war bunt geschmückt und aus seiner Loge nickte ihm sogar der Herr Erzbischof zu.

"Wohl an ihr edlen Kämpfer, ihr möget beginnen sofern ihr meiner Schuldigkeit sicher sein wollt!", meinte der Pfaffe gönnerisch.

Die Kämpfe begannen, sechs Champions zu drei Gruppierungen. Einer der Kämpfe war sehr schnell vorbei. Auch wenn ihre Klingen stumpf waren, einen Hieb auf den Mund steckten die wenigsten ein. Der entehrte Ritter musste sogar bitter weinen, denn er hatte mehrere Zähne verloren.

Gerold hatte dazu keine Zeit...

(Fortsetzung folgt )

... er parierte immer wieder die wilden Schläge seines Feindes.

Er kämpfte so kopflos, und doch kam der Blonde nicht durch seine Deckung.

Nebenan zog sich der Kampf ähnlich hin. Gerold versuchte es mit einer Finte und erwischte den Gegner tatsächlich am Bein. Blut floss trotz der eigentlich stumpfen Klinge, doch wurde der Recke irgendwie nicht langsamer!

"Was bist du, so eine Art Teufel?", stieß Gerold hervor. Nur unheimliches Lachen war seine Antwort. Der Gegner trug einen scharlachroten Wappenrock, viel prächtiger als Gerolds brauner. Eine Weile um-tänzelten sich die beiden Kombatanten. Neben ihnen brach ein Kämpfer zusammen, getroffen von einem heftigen Schlag.
Sie gingen aufeinander zu. Die Klingen trafen ihr Gegenstück und das Schild. Wohl mehrere dutzend Male. Es war ein epischer Kampf. Alles war still und ergriffen. Aber Gerolds Kondition ließ als letztes nach.
"Wohlauf, ihr habt mich besiegt.", sprach er und ließ das Schwert fallen.

Der Teufel im scharlachroten Waffenrock ließ seinen Helm fallen und atmete schwer. Er hatte ein unauffälliges Gesicht. Auf einem Ball wär er kaum beachtet worden. Umso mehr bewunderte Gerold sein Waffenhandwerk. Er ging auf den Roten zu und gab ihm sportsmännisch die Hand. "Das hab ihr gut gemacht. So heftig habe ich noch nie gekämpft.", meinte der junge Recke ebenfalls keuchend. Zum Glück brachte ein Page einen Krug Wasser zur Erfrischung. Sie machten Beide davon Gebrauch und stützten sich kameradschaftlich.

"Eines Tages sehen wir uns bestimmt wieder...", versprach der rote Ritter schließlich recht seltsam und verließ das Kampffeld noch vor der Glücksbekundung durch den Erzbischof, was diesen erst verwunderte, dann erzürnte.