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[1258] Ein nächtliches Willkommen [Alexander, Natalia, SL]

Verfasst: So Mär 02, 2025 4:59 pm
von admin
Die Nacht hüllte Krakau in undurchdringliche Dunkelheit. Nur vereinzelte Fackeln kämpften gegen die Finsternis an, ihre flackernden Lichter wie einsame Inseln in einem Meer aus Schatten. Der Rynek Główny, tagsüber ein geschäftiges Zentrum des Handels, lag nun in gespenstischer Stille.

Die Tuchhallen erhoben sich wie ein dunkler Riegel inmitten des Platzes. Das erst kürzlich errichtete Bauwerk war noch schlicht, doch schon jetzt unverzichtbar für den Handel der Stadt. Zwei Reihen hölzerner Stände und Fachwerkkammern bildeten eine schmale Gasse, in der tagsüber Händler und Kaufleute einander drängten. Doch in dieser Nacht lag sie still und lauernd. Die schweren Tore, die gewöhnlich den Zugang verschlossen, standen heute offen – eine Einladung oder eine Falle, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtete. Am östlichen Eingang flackerte schwaches Licht. Der Geruch von altem Holz, Leder und einem Hauch von Weihrauch lag in der Luft. Die wenigen brennenden Talgkerzen warfen unstete Schatten an die Wände, als wollten sie sich in der Dunkelheit verbergen. Zwischen den verschlossenen Ständen bewegte sich kaum etwas – bis auf die wenigen, die wussten, dass die wahren Geschäfte nicht bei Tageslicht abgeschlossen wurden.

Das leise Knarren von Dielen durchbrach die Stille. Weiter hinten, inmitten der Dunkelheit, war ein schwacher Lichtschein zu sehen – eine schlichte Anordnung von Stühlen und einem Tisch, an dem die Brüder Wierzynek Platz genommen hatten. Kaufleute, die noch vor wenigen Jahren unbedeutend gewesen waren, doch jetzt wuchs ihr Einfluss wie Wurzeln unter dem Pflaster der Stadt.

Re: [1258] Ein nächtliches Willkommen [Alexander, Natalia, SL]

Verfasst: So Mär 02, 2025 5:21 pm
von Alexander
Ein junger Mann betrat den Platz, sein schulterlanges Haar verweht von den nächtlichen lauen Winden, geschwinden Schrittes überquerte er jenes verstummte Zentrum des Wohlstands. Seinen Mantel dicht um seinen Körper geschlungen schritt er zielstrebig auf das Kontor der Gebrüder Wierzynek zu. Die Tür erreichend klopfte er in einer sorgfältigen flüssigen Bewegung an jene verheißungsvolle Tür. Ein Beobachter wird nur gesehen haben, dass ihm geöffnet wurde und er hereingebeten wurde, doch den Beteiligten war klar, dass dies kein normaler Besuch war, es der Anfang eines Stranges.

Re: [1258] Ein nächtliches Willkommen [Alexander, Natalia, SL]

Verfasst: So Mär 02, 2025 6:27 pm
von admin
Der Raum, in den Alexander geführt wurde, war spärlich beleuchtet. Das flackernde Licht der Talgkerzen ließ die Schatten an den Wänden tanzen, während sich der Duft von altem Holz und aufgewärmtem Wachs in der Luft hielt. Die Brüder Wierzynek empfingen ihn mit höflichem Lächeln, doch hinter ihren freundlichen Mienen lag eine kühle Wachsamkeit. Sie waren Männer des Handels, gewohnt, ihr Gegenüber genau zu mustern, ohne dass es offensichtlich wurde.

„Willkommen in unserer bescheidenen Halle, Herr Kreznyik“, begann der ältere der beiden, ein Mann mit scharf geschnittenen Zügen und prüfendem Blick. Er wies mit einer leichten Geste auf einen der freien Stühle. „Wir schätzen es, dass Ihr unserer Einladung gefolgt seid. In einer Stadt wie Krakau ist es immer von Vorteil, einander kennenzulernen, nicht wahr?“

Sein jüngerer Bruder, dessen Züge weicher, doch nicht minder aufmerksam waren, lehnte sich leicht vor. „Es ist nicht alltäglich, dass neue Gesichter unseren Weg kreuzen – und noch seltener zu dieser Stunde. Doch die Nacht birgt ihre eigenen Geschäfte, nicht wahr?“ Ein Diener trat heran, legte eine mit Wein gefüllte Kanne und einige Becher auf den Tisch. „Erlaubt uns, Euch zu bewirten“, bot der ältere Bruder an, während der jüngere beiläufig einen Becher füllte und ihn Alexander hinschob. „Wir wissen, dass die Reise nach Krakau mit Mühen verbunden ist. Eine Erfrischung kann da nicht schaden.“

Die Sekunden, in denen der Becher zwischen ihnen stand, dehnten sich. Ein kleines Spiel, kaum mehr als ein beiläufiges Angebot – und doch ein Test.

Der jüngere Bruder legte die Fingerspitzen aneinander und musterte Alexander mit neugieriger Gelassenheit. „Es hat sich bereits herumgesprochen, dass Eure Botin, die geschätzte Dame de Medici, sich mit einigen unserer Mitbürger über Audienzen unterhalten hat. Gewiss eine kluge Wahl. Schließlich erfordern gewisse Dinge eine… angemessene Vermittlung.“ Ein kaum merkliches Lächeln huschte über sein Gesicht. „Manchmal sind es jene, die für einen sprechen, die mehr über einen verraten als Worte es je könnten.“

Sein älterer Bruder nickte fast unmerklich und lehnte sich leicht zurück. „Erzählt uns, Herr Kreznyik – wie gefällt Euch unsere Stadt bisher? Ein Mann mit Weitsicht findet hier viele Möglichkeiten. Und wenn er die richtigen Verbindungen knüpft… noch weit mehr.“ Die Worte waren höflich, doch hinter ihnen lag etwas mehr. Ein Angebot? Eine Warnung? Oder nur eine Einladung, die ersten Fäden eines künftigen Netzes zu erspüren?

Re: [1258] Ein nächtliches Willkommen [Alexander, Natalia, SL]

Verfasst: Mo Mär 03, 2025 4:43 pm
von Alexander
Ruhig und bestimmt trat Alexander Kreznyik in das Kontor ein, er erwiderte den Gruß: "Seien sie grüßt, werte Gebrüder Wierzynek. Vielen Dank für die Gelegenheit zwei so passable Geschäftsmänner kennenzulernen." Ruhig und bestimmt schritt er auf jenen ihn gebotenen Stuhl und ließ sich langsam nieder. Mit einem betont freundlichen Lächeln, entgegnete er dem Angebot des älteren Bruder Wierzynek: "Habt Dank für eure Gastfreundschaft, doch ich beliebe nicht zu dieser Stunde zu speisen, meine Mutter pflegte immer zu sagen, dass es sich nicht gehöre über geschäftliches zu sprechen und dem Weine zu frönen, wie es aussieht bin ich ihrem Einfluss doch noch nicht völlig entwachsen."
"Das werte Fräulein de Medici versteht es Verhandlungen zu führen und es wäre sicherlich unangemessen gewesen, solch formidablen Herrschaften eine Nachricht durch meinen Kutscher überbringen zu lassen, es freut mich jedoch zu hören, dass ihr meine Geste und die Anwesenheit des werten Fräuleins zu schätzen wisst," ein vielsagendes Lächeln zeichnete Alexanders Gesicht, als er das Gesicht des Jüngeren erblickte, es schien als hätte seine Strategie sich als fruchtbar erwiesen.
Dem Beispiel des Älteren folgend, lehnte sich Alexander tiefer in den Stuhl hinein: "Weitsicht war sicherlich immer einer wichtigsten Qualitäten eines Kaufmannes und sie beide scheinen ebenfalls von ihre gesegnet sein. Ich hoffe auf eine fruchtbare Bekanntschaft, aus der uns beiden Erkenntnis und Wohlstand erwachsen mögen." Das Lächeln auf Alexanders Gesicht flachte marginal ab, bevor er weiterfuhrt: "Ich sehe viel potenzial in dieser Stadt, sie ist das Herz des Ostens und könnte von den Entwicklungen der nächsten Jahre deutlich profitieren, lassen sie, werte Herren und meine Wenigkeit, uns doch einen Weg finden gemeinschaftlich von diesen Entwicklungen zu profitieren."

Re: [1258] Ein nächtliches Willkommen [Alexander, Natalia, SL]

Verfasst: Mo Mär 03, 2025 9:25 pm
von Natalia
Natalia näherte sich mit leichten Schritten den Tuchhallen. Ein recht neues Bauwerk in der Stadt. Gekleidet in einen grauen Umhang aus recht teuer wirkendem Stoff, sah sie hier nicht einmal sonderlich fehl am Platze aus. Die Kapuze hatte sie sich tief ins Gesicht gezogen. Unter dem Umhang blitzte nur ab und an ein dunkelgrünes, hochgeschlossenes Kleid, aus edlem Stoff auf. Sie hatte es nicht sonderlich eilig. Der Gast sollte inzwischen eingetroffen sein.

Ohne sonderliche Hast betrat sie die Tuchhallen ohne anzuklopfen. Nur ihre leichten Schritte, der in Sandalen steckenden Füße, machten auf ihr kommen aufmerksam. Langsam näherte sich der Arrangement an Stühlen und Tischen, wo sich bereits drei Männer niedergelassen hatten. Die beiden Händlerbrüder konnte sie schnell ausmachen. Der andere junge Mann musste also der Gast sein.

Sie trat ohne scheu oder Umschweife ins Licht und nickte zuerst den beiden Männern zu und blickte dann mit einem neutralen Gesichtsausdruck auf den jungen Mann, der sich tief in den Sessel gelümmelt hatte. Sie schlug die Kapuze zurück und haselnussbraunes Haar fiel offen über den grauen Stoff und an ihrem Gesicht hinab, rahmten es ein. Ihre braunen Augen waren neugierig auf den jungen Mann gerichtet. Sagte aber vorerst nichts. Überließ es den Männern ihre Unterhaltung vorerst fortzusetzen.

Re: [1258] Ein nächtliches Willkommen [Alexander, Natalia, SL]

Verfasst: Mi Mär 12, 2025 6:04 pm
von admin
Der ältere Wierzynek öffnete den Mund, um zu antworten, als die leisen Schritte die Aufmerksamkeit aller auf sich zogen. Die Händlerbrüder erstarrten kaum merklich, ein flüchtiger Blick zwischen ihnen verriet mehr als jedes Wort – ein Signal, eine stille Verständigung. "Herrin Natalia," grüßte der jüngere Wierzynek mit einer leichten Neigung des Kopfes, sein Ton respektvoll, doch mit einer Spur von Überraschung. "Welch unerwartete Ehre."

Sein Bruder fasste sich schneller, erhob sich mit fließender Bewegung und deutete auf einen freien Stuhl. "Eine Freude, wie immer. Dürfen wir Euch vorstellen? Herr Alexander Kreznyik, ein Neuankömmling in unserer Stadt mit... interessanten Perspektiven für Krakaus Zukunft." Der jüngere Bruder nahm den gefüllten Becher mit dem dunkelroten Wein und sprach mit trauriger Stimme "Seine Mutter lehrte ihn bei geschäftlichem nicht dem Wein zu fröne." Dann wandte er sich wieder an Alexander, ein kaum merkliches Funkeln in seinen Augen. "Ihr sprecht von Entwicklungen, von denen wir alle profitieren könnten. Wie überaus... vorausschauend. Nicht wahr, Herrin Natalia?"

Die Brüder schienen jetzt ruhiger, selbstsicherer, als hätte das Erscheinen der Frau sie in eine neue Position gebracht. Der ältere Wierzynek lehnte sich vor, die Hände flach auf dem Tisch, seine Stimme jetzt einen Hauch kühler. "Herr Kreznyik, Ihr solltet wissen, dass in Krakau kein Handel ohne... gewisse Absprachen gedeiht. Es gibt Traditionen, Vereinbarungen." Seine Augen huschten kurz zu Natalia, bevor er fortfuhr. "Das werte Fräulein de Medici mag Euch Türen geöffnet haben, doch nicht alle Schwellen überschreitet man so einfach."

Der jüngere Bruder griff nahtlos den Faden auf, sein Tonfall leicht verändert – die vorherige Unterwürfigkeit wich einer subtilen Selbstsicherheit. "Ihr solltet wissen, dass manche der von Euch angesprochenen Familien bereits in... geschäftlichen Beziehungen stehen." Beide Brüder sahen einen Moment zu Natalia bevor sich ihre Blicke ziemlich unverholen auf Alexander legten und auf dessen Antwort warteten.

Re: [1258] Ein nächtliches Willkommen [Alexander, Natalia, SL]

Verfasst: Mi Mär 12, 2025 6:13 pm
von Alexander
Still lauschte Alexander den Worten der Brüder, er schien einen Moment nachzudenken, bevor er sich der Dame entgegen wandte: "Dann seid ihr die Herrscherin dieses Ortes? Verzeiht, wenn ich eure Domäne in wirtschaftlicher oder räumlicher Hinsicht verletzt haben sollte." Ruhig musterte er die Dame, wartend auf ihren nächsten Zug, kalkulierend ihrer nächsten Aktion entgegenblickend. Es war als hätten die Brüder den Raum bereits verlassen, es war nur die Stimmung und Mimik ihrer Herrin, die noch von Relevanz war. Sein Blick war in keinem Fall unterwürfig, tief musterte er die Dame, wie ein Fechtmeister einen geschätzten Gegner.

Re: [1258] Ein nächtliches Willkommen [Alexander, Natalia, SL]

Verfasst: Fr Mär 14, 2025 7:08 pm
von Natalia
„Meine Herren.“ Sie nickte den Beiden Brüdern zu, während ihr Blick aber nie ganz von Alexander wich. Natalia nutzte die Zeit, in der Brüder die Unterhaltung weiter führten, um die Schließe ihres Umhangs zu lösen und diesen von ihren Schultern gleiten zu lassen. Mit einer eleganten Bewegung ihres Armes fing sie das Kleidungsstück auf und reichte ihn einem der Brüder, welcher ihr diesen auch abnahm. Das dunkelgrün des hochgeschlossenen Kleides mit langen Ärmeln ergab einen guten Kontrast mit den braunem Haar und den dazu passenden Augen.

„Seit Willkommen in den Tuchhallen Alexander Kreznyik.“ Begann Natalia, während sie sich eine Falte aus dem, offenbar durchaus aus edlen Stoffen geschneiderten, Kleid strich. „Da ihr hier her eingeladen wurdet sehe ich euer hier sein nicht als räumliche Verletzung. Was auf wirtschaftlicher Ebene aber ganz anders aussieht.“ Ihre Stimme war noch ruhig und gelassen. „Wie ihr ja gerade gehört habt, existieren in dieser Stadt bereits Handelsbeziehungen zwischen den Familien. Verträge, Absprachen und Traditionen. Nichts davon kann einfach geändert oder gebrochen werden, ohne dass es eine Reaktion hervorruft.“ Sie nahm dem jüngeren Bruder den Weinbecher aus der Hand. „Tatsächlich ist es so, dass eure Dienerin viele Türen in der Stadt geöffnet hat, aber wie ihr inzwischen wisst keine der Schwellen einfach übertreten konnte. Die Familien reden untereinander und ihr seid einiges. Aber kein Gast den man einfach willkommen heißt.“ Fuhr sie mit sanfter, aber bestimmter Stimme fort, bevor sie einen Schluck aus dem Weinbecher nahm. „Ihr sprecht von Entwicklungen die ihr Anstoßen wollt, von denen alle profitieren würden.“ Leicht schüttelte sie den Kopf. „Ihr habt bei so vielen möglichen Handelspartnern angeklopft, dass euer Ruf…nunja…eher mittelmäßig ist.“

Die junge Frau trat einen Schritt zur Seite und lies sich elegant in den freien, ihr angebotenen Stuhl sinken. „Ich befürchte, wenn ihr Handel in Krakau betreiben wollt, benötigt ihr erstmal einen Ruf, der nicht der eines Verzweifelten ist.“ Sie lehnte sich entspannt zurück und nahm nachdenklich erneut einen Schluck aus dem Becher. „Aber ich finde ihr solltet euch zuerst korrekt vorstellen. So ist es zumindest in meinen Gefilden brauch, wenn man die Domäne eines anderen betritt.“ Etwas an den letzten Worten war anders. Die Sanftheit hatte einer gewissen Härte und einer versteckten Schärfe platz gemacht. Auch, wenn die Stimme nicht erhoben worden war.

Re: [1258] Ein nächtliches Willkommen [Alexander, Natalia, SL]

Verfasst: So Mär 16, 2025 9:00 pm
von admin
Als die beiden Kainiten zu sprechen begannen, musterten beide Brüder den Gast schweigend. Sie schienen genau zu wissen, was vor sich ging, und waren sich ihrer eigenen Position in diesem Spiel vollkommen bewusst. Obwohl sie schwiegen, senkten sie keineswegs beschämt den Blick.

Re: [1258] Ein nächtliches Willkommen [Alexander, Natalia, SL]

Verfasst: Do Apr 03, 2025 5:37 pm
von Alexander
"Ich ging nicht davon aus, dass ihr die Einfältigkeit, jener die solche Gerüchte streuen, teilen würdet, wie bedauerlich," ich leicht bedauernder Blick legte sich auf das Gesicht des jungen Mannes, während er leicht den Kopf schüttelte: "Keiner von euch, weiß mit was ich handele, wie solltet ihr also verstehen, was ich tue? Oder warum? Mein Schlüssel hat den Gefallen vieler gefunden, ein hübsch verzierter Schlüssel ist, sieht wertvoll aus, aber unabhängig aller Verzierungen, bleibt er nur ein Schlüssel, ein Werkzeug in meinen Händen. Ihn zu nutzen kostet mich nichts, aber seid euch Gewiss, dass ich ihn keinesfalls nutze, um zu bitten, ich such nur einen Käufer, der meine Ware wert ist, doch ihr habt euch leider disqualifiziert." Mit diesem Monolog erhebt sich der junge Mann und wendet sich in Richtung der Tür.