[1258] Zwischen Adelstrutz und Mäusenest [Agnellina, Marzanna]

Benutzeravatar
Agnellina
Beiträge: 148
Registriert: Sa Jul 20, 2024 9:49 am

Re: [1258] Zwischen Adelstrutz und Mäusenest [Agnellina, Marzanna]

Beitrag von Agnellina »

„Der Hund benennt Euch als Herrin, nicht Euren Hundeführer.“, teilte Agnellina im neutralen Ton mit. „Würdet Ihr sagen, er macht damit gute Arbeit?“

Ihr Blick blieb auf das Tier gerichtet. *Kein Streit. Sie will deine Zunge verstehen. Sie will lernen zu hören. Sie will lernen, dir zuzuhören, wenn du mit ihr sprichst.*, teilte sie dem Tier mit. Die Gangrel sprach ruhig mit der Hündin, beinahe lautlos für menschliche Ohren. Nur ihre Oberlippe zog sich dabei ein wenig unüblich nach oben. Bei einem Tier würden sich wohl die besser ausgeprägten Lefzen gehoben haben.
*Sprich mit ihr. Viel. Sie lernt zuhören wie ein Welpe.*

Agnellina fixierte die Adlige mit den Augen. „Wenn Ihr es anderen überlasst, wozu braucht Ihr es denn? Ihr müsst nicht mit niederen Kreaturen sprechen. Warum wollt Ihr es überhaupt? Was glaubt Ihr, haben Euch Mäuse und Finken mitzuteilen?“

Die Gangrel legte den Kopf schief, als Marzannas Überlegungen blasphemisch und wunderlich wurden und sie ihr nicht mehr folgen konnte. Es mochte Ähnlichkeiten in ihrem Gesichtsausdruck geben zu jenen Zügen, die auch bei Pawlina zu finden waren, wenn diese versuchte zu ergründen, was ihre Herrin von ihr wollte, wenn der Befehl unbekannt oder die Worte für sie unverständlich gewählt waren.
Benutzeravatar
Marzanna
Beiträge: 124
Registriert: Di Aug 06, 2024 4:32 pm

Re: [1258] Zwischen Adelstrutz und Mäusenest [Agnellina, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

Marzanna überlegte, während Pawlina sich neugierig auch ihrer Herrin zuwandte, als sah sie sie nach den Worten der Gangrel mit neuen Augen.
Schließlich sagte sie: "Ich denke, genau das ist seine Aufgabe, der Meute, Menschen wie Hunden zu zeigen, wer ihr aller Herrin ist."

Sie schaute auf die Hündin und lächelte. "Ob niedrig oder hoch, jedes Tier in meiner Domäne hat ein Leben und einen Sinn im komplizierten Räderwerk der Welt.
Der Fink ist standhaft und bleibt das ganze Jahr, egal wie hart der Winter ist. Und er kann mir bestimmt viel erzählen über die Körner, die Saat und auch die Würmer und Spinnen. Außerdem mag ich seine Stimme.
Und Mäuse kennen jeden Winkel und sind Überlebenskünstler.
Aber natürlich will ich vor allem Raubtiere wie die treue Pawlina hier verstehen lernen, denn sie würde mir mehr über meine eigene innere Natur beibringen können."
Benutzeravatar
Agnellina
Beiträge: 148
Registriert: Sa Jul 20, 2024 9:49 am

Re: [1258] Zwischen Adelstrutz und Mäusenest [Agnellina, Marzanna]

Beitrag von Agnellina »

„Er scheint ein interessanter Mann zu sein.“, bekundete sie und bemühte sich halbherzig scheinbar distanziert zu klingen.

„Also hört Ihr die Vögel am Morgen singen. Also bemerkt Ihr das Raunen und Wispern in den Wänden und unter dem Boden. Doch Ihr hört nicht, was der Hund schnauft. Was glaubt Ihr, warum Ihr dann bisher nicht hören und verstehen könnt?“

Sie ging mit leisen, schleichenden Schritten umher.

„Was wurde Euch dazu beigebracht und was habt Ihr bisher unternommen, um diese Künste zu erlernen?“
Benutzeravatar
Marzanna
Beiträge: 124
Registriert: Di Aug 06, 2024 4:32 pm

Re: [1258] Zwischen Adelstrutz und Mäusenest [Agnellina, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

"Die Unterweisungen meines Hauses folgen uralten Ritualen. Alles geschieht zu seiner Zeit und nach dem Talent des Schülers.
Meine Unterweisungen wurden ... unterbrochen, als ich in einem alten Krieg zwischen meinem Volk und den Christen in den Todesschlaf fiel.
Ich schlief lange, da ich die Metamorphose vom Mensch zur kleinen Göttin durchmachte, um die Bestie in mir zu zähmen.
Ich hatte Glück nicht zum Drekavac, zum Wicht, wie die deutschen Vampire sagen, zu werden.

Ich habe nicht die Zeit bisher gehabt, die Kunst, mit Tieren zu sprechen, zu lernen. Zu viele neue Dinge der neuen Zeit musste ich lernen. Die Magie hole ich nun nach. Es ist der Schritt zu besserem Verständnis der eigenen Entwicklung, sagt meine Blutmutter. Und auch mein untotes Herz verlangt es danach."

Sie lächelte und ließ Pawlina ihre Zuneigung spüren. Das kluge Tier wedelte mit dem Schwanz. So eine große und prächtige Welpe! Und sie lernte schnell.
Benutzeravatar
Agnellina
Beiträge: 148
Registriert: Sa Jul 20, 2024 9:49 am

Re: [1258] Zwischen Adelstrutz und Mäusenest [Agnellina, Marzanna]

Beitrag von Agnellina »

Eine Art Hecheln erklang aus Agnellinas Richtung, wobei sie die Zunge im Mund behielt und den Atem nur über den leicht geöffneten Mund ausstieß.
*Ich verstehe nicht, was sie da spricht. Du?*
Die Gangrel legte den Kopf schief und sah den Hund neben Marzanna an.
*Schleck ihr mal die Ohren aus.*, forderte sie Pawlina auf, ohne ihr dies als Befehl zu geben. *Vielleicht hört sie dich dann. Lobe sie, wenn sie still hält.*
Benutzeravatar
Marzanna
Beiträge: 124
Registriert: Di Aug 06, 2024 4:32 pm

Re: [1258] Zwischen Adelstrutz und Mäusenest [Agnellina, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

Ich traue mich nicht. Sie reagiert eher wie eine Katze als wie ich. Sie wedelt mit dem Schwanz, wenn sie sauer ist und nicht, wenn sie sich freut. Sie hat keinen Schwanz, ich weiß, aber sie wirkt wie eine Katze.

Der Hund betrachte Marzanna aus klugen Augen. Vielleicht muss ich daran denken, wenn ich sie verstehen will, dass sie anders ist und nicht mit dem Schwanz und den Ohren reden kann. Dass sie auf zwei Beinen läuft und wie eine Katze denkt, meine ich.

"Ihr redet über mich, nicht wahr?" vermutete das Sujet des Gesprächs, sowohl an Agnellina als auch an Pawlina gewandt.

Die Hündin wedelte mit dem Schwanz und bellte bestätigend. Ich glaube, ich verstehe sie allmählich! Sie will wissen, ob wir über sie reden, oder?
Benutzeravatar
Agnellina
Beiträge: 148
Registriert: Sa Jul 20, 2024 9:49 am

Re: [1258] Zwischen Adelstrutz und Mäusenest [Agnellina, Marzanna]

Beitrag von Agnellina »

Agnellina kratzte sich am Kopf. "Das ist nicht der Sinn der Sache. Nicht du sollst ihre Sprache lernen. Sie soll deine verstehen."
Sie wechselte munter und ganz offensichtlich nicht vollkommen bewusst zwischen den Sprachen und ihren Adressaten. So war die für Marzanna verständliche Antwort eindeutig für Pawlina bestimmt. Agnellinas Stimme klang dabei deutlich mehr auf einer Ebene mit der Hündin als wenn sie zur Tzimisce sprach und sich mit distanzierter Höflichkeit abgrenzte.
Ein kurzes Schnaufen bestätigte die Frage noch einmal für das Tier.

Dann wandte die Gangrel den Blick zurück zu Marzanna.
"Seht ihr in die Augen. Das erleichtert es deutlich. Später könnt Ihr Euch um das scheren, was für sie höflich oder angemessen ist. Pawlina weiß, dass Ihr das nicht könnt, und Euch für sie vollkommen unsinnig gebärdet."

Sie überlegte und sah sich dabei im Raum um. "Erlaubt Ihr eine kleine Mahlzeit aus der Küche zu holen?"
Benutzeravatar
Marzanna
Beiträge: 124
Registriert: Di Aug 06, 2024 4:32 pm

Re: [1258] Zwischen Adelstrutz und Mäusenest [Agnellina, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

Marzanna lauschte den Worten ihrer Lehrmeisterin und konzentrierte sich auch auf ihr mystisches Band mit dem Tier vor ihr.

Trotzdem blieb sie die vollendete Gastgeberin: "Natürlich, bedien dich. Du bist mein Gast."
Benutzeravatar
Agnellina
Beiträge: 148
Registriert: Sa Jul 20, 2024 9:49 am

Re: [1258] Zwischen Adelstrutz und Mäusenest [Agnellina, Marzanna]

Beitrag von Agnellina »

Die Zeit, die Agnellina brauchte, um sich im Palast zurecht und die Küche zu finden und sich dort zu bedienen, blieb Marzanna mit dem Hund allein.
Als die Gangrel zurück kam, trug sie ein Tablett vor sich her. Darauf stand eine Schale mit gekochter, halbfester Grütze, sowie drei kleinere, ineinander gestellte Holzschalen und ein hölzerner Löffel. Sie hatte sich Dinge der Dienerschaft genommen, nichts angerührt, was die Herrschaften der Burg als irgendwie von Wert bemessen könnten.

"Bitte, Księżniczka, nehmt Platz. Wir versuchen es nun folgender Maßen. Ihr benutzt nicht eure menschliche Stimme. Sprecht im Gedanken zu Pawlina. Nehmt einfache Worte. Sie ist klug, versucht nicht etwas zu erklären. Gebt ihr nur wiederholt Euren Wunsch ein. Seht ihr in die Augen und stellt Euch vor, dass Ihr sprecht. Nicht starren, ansehen, hinter die Augen sehen und dort flüstern. Eure Augen werden zu ihr sprechen. Schickt sie zu mir."

Agnellina stellte das Tablett auf den Boden. Dann schmierte sie einen knappen Löffel voll Grütze in ein Schälchen. Sie stellt das Schälchen umgekehrt auf das Tablette und die beiden leeren Schälchen daneben. Den Löffel ließ sie in der größeren Schale stecken und stellte beiden auf den Boden neben sich.
Benutzeravatar
Marzanna
Beiträge: 124
Registriert: Di Aug 06, 2024 4:32 pm

Re: [1258] Zwischen Adelstrutz und Mäusenest [Agnellina, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

Marzanna tat, wie ihr geheißen. Als Koldun war sie es gewohnt, übersinnliche Kräfte instinktiv zu benutzen. Mit der richtigen Anleitung machte sie also den ersten Schritt in diese mystische Blutskraft.

Sie schaute Pawlina in die Augen und stellte sich vor, wie sie in den Geist des Tieres sprach wie der Heilige Franziskus. Sanft und süß, nicht fordernd und zwingend: Geh bitte zu Agnellina

Wenn es dir Freude macht, gerne Marzanna hörte die Stimme in ihrem Geist erklingen, während die Hündin hechelte und mit dem Schwanz wedelte.
Es war eine unschuldige Stimme wie die eines kleinen, unverdorbenen Kindes.

Sie verstand nun, warum manche Gangrel und auch manche ihres Hauses lieber den Umgang mit Tieren als mit Menschen oder gar anderen Vampiren bevorzugten.

Pawlina trabte derweil brav zu Agnellina herüber.



Manipulation + Tierkunde
Marzanna (Olaf) Request: [3d10] Roll: [10, 3, 2] Result: 15
Antworten