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Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: Do Jun 12, 2025 5:26 pm
von Agnellina
"Wenn Ihr mich nicht persönlich im Elysium antrefft, so lasst es Pawel wissen, wenn Ihr mich sprechen möchtet. Ich mag diesen Ort. Ich finde es wichtig, dass es diesen Boden hier gibt. Oder vielmehr den Gedanken, den dieser Boden trägt. Ob die Mauern halten oder nicht..."

Sie trug den restlichen Gedanken nicht auf der Zunge. Es dauerte einen Moment, in dem ihre Überlegung hinter der Stirn weiter ging. Ihr Blick wanderte wieder über den kleinen Teil des Elysium, der hier vorn einsehbar war. Sie drehte den Kopf, betrachtete die großen Fässer hinter sich, während eine Handkuppe abwesend über einen der leeren Kelche hinter dem Tresen strich. Es gab ein sehr leises, schleifendes Geräusch, als die trockene Haut der Gangrel über den Rand des metallenen Kelches kreiste. Ihr Blick fand die geschlossene, schwere Eichentür, die Stirn grübelnd gefurcht. Für einen Moment blitzte ein Zug von - grimmiger? trotziger? - Entschlossenheit in ihrem Gesicht auf, dann endete die Rundschau, indem sich ihr Blick auf die eigenen Finger senkte. Mit einem tiefen Seufzer - traurig? unzufrieden? - nahm sie die Hand vom Kelch.

"Vielleicht ist es auch gut. Vielleicht erinnert es uns daran, uns niemals zu sicher zu fühlen."

Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: Do Jun 12, 2025 10:40 pm
von Gabriel
Gabriel betrachtete Agnellina einen Moment, ließ ihre Worte nachhallen und nickte zustimmend. „Ihr habt recht, werte Agnellina. Es ist wichtig, ein Elysium zu haben – vielleicht sogar mehrere.“ Seine Stimme war ruhig, durchzogen von Nachdenklichkeit. „Wir alle sind Teil einer Gemeinschaft. Und doch… sind wir letztendlich Raubtiere. Wenn es diesen heiligen Boden nicht gäbe, der Sicherheit und die Möglichkeit zum Sprechen bietet, dann bliebe nur der Kampf.“ Ein leises Schnauben, nicht abfällig, sondern voller Erkenntnis. „Das Elysium erinnert uns daran, dass es Gesetze gibt – und Frieden.“ Gabriel hielt ihren Blick, seine Worte gewogen. „Es zeugt von Eurer Hingabe, dass Ihr diesen Ort bewahrt und Euch um ihn kümmert.“

Dann richtete er sich ein wenig auf und fragte mit ruhiger Stimme: „Ist der werte Pawel Euer Blutsdiener?“

Er ließ die Frage in der Stille verharren, doch sein Blick glitt über ihr Gesicht, den Ausdruck in ihren Augen. Da war etwas – eine Last, ein Gedanke, den sie nicht aussprach. „Ihr macht keinen glücklichen Eindruck.“ Ein kurzes Innehalten, bevor er bedächtig fragte: „Habe ich etwas gesagt, das Euch verärgert hat?“

(Wahrnehmung + Empathie: 2 Erfolge)

Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: Di Jun 17, 2025 9:53 pm
von Agnellina
"Nein, Pawel ist nicht mein Blutsdiener. Vielmehr leitet er mich hier an. Ihr überhöht ihn also keineswegs, wenn Ihr ihn mit werter ansprecht. Verdient hat er es sich. Ich gehe ihm zur Hand, soweit ich es vermag. Die Domäne war freundlich zu mir und dies ist ein Weg, wie ich mich erkenntlich zeigen und diese Freundlichkeit vergelten kann. Und ich denke nicht, dass wir beständig im Kampf lägen. Das würde viel zu viele Kräfte rauben. Kein Herr sieht sein Kind nur in einem Elysium. Kein Prinz ruft seine Vasallen nur unter dem Zeichen des Elysiums zusammen. Doch Ihr habt Recht, wirkliche Gemeinschaft vieler verschiedener kann nur auf einem Boden beginnen, auf dem die Waffen ruhen. Hier kann der Wille gestärkt werden, miteinander auszukommen oder die Erkenntnis reifen, wie man einen Weg findet einander aus selbigen zu gehen."

Sie schüttelte den Kopf.

"Ihr habt mich nicht verärgert. Ich bin... manchmal nur ungeduldig mit mir selbst."

Agnellina bemaß ihn ungeniert mit den Augen von Kopf bis Fuß und von Fuß bis Kopf. Dann äußerte sie ihre Überlegungen. In Fragen. Sie hatte ihn gewarnt, dass sie viele Fragen in sich trug.

"Sagt einmal... was macht einen Ort für Euch zum Elysium? Abseits vom Spruch des Prinzen. Braucht Ihr ein Dach oder genügt das Sternenzelt?", gab sie als Beispiel und präzisierte dann noch einmal ihre Frage, "Was braucht es für Euch, um als Ort geeignet zu sein?

Re: [1259] Schichtwechsel [Agnellina, Gabriel]

Verfasst: Do Jun 19, 2025 12:25 am
von Gabriel
Gabriel betrachtete die Gangrel ruhig, ließ ihre Worte auf sich wirken. „Dann bleibt mir nur, zu fragen – wessen Blutsdiener ist der werte Pawel?“ Seine Stimme war nicht fordernd, sondern von echtem Interesse durchdrungen, während sein Blick kurz zu dem stillen Verwalter des Elysiums hinüberglitt.

Dann wandte er sich wieder Agnellina zu, seine Haltung entspannt, die Stimme getragen von leiser Zustimmung. „Natürlich habt Ihr recht – es gibt Orte, an denen nicht der gesegnete Boden des Elysiums den Frieden sichert, sondern die bloße Macht des Prinzen an dessen Hof, oder ein Band zwischen Erzeuger und Kind, in dem Respekt, Zuneigung oder auch Angst genügen, um das Schwert in der Scheide zu lassen.“

Ein sachter Hauch von Nachdenklichkeit umspielte seine Züge. „Aber dort, wo man keine Bande hat, wo unserereins sich fremd und Namen noch unausgesprochen sind, besonders auch weile einige von uns sich im wahrsten Sinne des Wortes bis aufs Blut verfeindet sind – dort braucht es einen Boden, auf dem Waffen ruhen. Nicht aus Furcht, sondern aus Überzeugung. Aus gemeinsamer Annahme.“

Er ließ den Blick über das Gemäuer des Elysiums wandern, über die Schatten der Fässer, das matte Flackern der Lampen, das leise Knarzen alten Holzes. „In meiner Vorstellung hat ein Elysium ein Dach – sicher. Vielleicht, weil ich so geprägt wurde. Vielleicht, weil ich nicht nass werden will, wenn es regnet.“ Ein winziges Lächeln huschte über seine Lippen. „Aber ich traf einst Kainskinder, deren Elysium bestand aus einem Kreis grober Steine. Tief im Wald. Ohne Mauern, ohne Licht. Nur der Kreis und die Gewissheit, dass man dort nicht angreift.“ Gabriel hielt inne, während seine Gedanken zurückwanderten. Es kam ihn in den Sinn, dass treffen in zweierlei Wortsinne korrekt war.

„Was ein Elysium zum Elysium macht, ist nicht der Ort, sondern der Glaube aller, die ihn betreten, ebenso wie die Macht des Herren der Domäne, der den elysären Boden ausgerufen hat. Die Akzeptanz. Das Bekenntnis. Es ist Ideal und Notwendigkeit zugleich.“ Dann richtete er seinen Blick wieder auf sie, ruhig, aber aufmerksam. „So einfach. Und doch so zerbrechlich.“

Er schaute sie an. „Wie steht es mit Euch? Was braucht es für Euch?“