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Re: [1257] In nieseliger Nacht [Agnellina, Zofia, Spielleitung]
Verfasst: So Okt 13, 2024 9:30 pm
von Zofia
Zofia hatte ihren Kopf zur Seite gelegt, ihr Gegenüber ungläubig gemustert, ob derer Worte, ein gleichgültiges ihr könnt ihn ja selbst fragen bereits auf den Lippen, wäre da nicht das Glöckchen gewesen, welches sie verwirrt in Richtung des Geräusches hatte blicken lassen. Fragend sah sie anschließend zu ihrer Sitznachbarin, unschlüssig darüber, was jenes Geräusch wohl zu bedeuten hatte, bis letztlich der Vorhang bei Seite geschoben wurde und sie verstand.
Als gleich erhob sich die Kappadozianerin, nur um ein paar Schritte rückwärts zu machen, so dass der Hüne von einem Seneschall genügend Raum hatte, während sie ihren Oberkörper bereits in eine Bewegung nach unten gleiten ließ, als sie sich vor dem Eintretenden verbeugte. Ihr schüchterner Blick zur Tür, der unsicher zurück zu Matusz fand, spiegelte die stumme Frage wider, ob sie wohl den Raum verlassen sollte, so dass er ungestört mit seinem Gast sein konnte.
Re: [1257] In nieseliger Nacht [Agnellina, Zofia, Spielleitung]
Verfasst: Mo Okt 14, 2024 8:40 pm
von Agnellina
Ihre Ohren zuckten beim Gebimmel des Glöckchens und sie sah sich irritiert nach dem Geräusch, vielmehr nach dessen Quelle, um.
Als der Vorhang geöffnet wurde und die übergroße Gestalt eintrat, weiteten sich zunächst ihre Augen. Da ihr Balancieren auf dem Bodenkissen sie sehr tief positioniert hatte, musste sie den Kopf noch weiter zurück legen, um die Gestalt zur Gänze zu erfassen. Dann kam sie auf die Füße und sah weiter auf. Nur eine unwesentliche Zeitspanne verweilte ihr Blick auf den Händen und Füßen des Eintretenden, bevor die Augen den Blickkontakt aufnahmen.
Sie machte einen Schritt zur Seite, sodass das Bodenkissen ihren Stand nicht weiter störte. Frei sah sie dem Alten in die Augen und nun zeigte sich für Zofia entweder so etwas wie Schneid oder große Unhöflichkeit. Mit einer Verbeugung war ihre Haltung auf jeden Fall nicht zu verwechseln. Die Gangrel breitete leicht ihre Arme aus und drehte ihm die Handflächen mit gespreizten, zum Boden gerichteten Fingern zu, als wolle sie den Riesen, der wohl gut und gerne zwei Ellen mehr maß als sie, willkommen heißen. Sie wich nicht zurück und behielt den Blickkontakt aufrecht. Sie zuckte weder bei seinem rückwärtsgewandtem Danke noch beim zweiten Gebimmel des Glöckchens. Nicht mehr pochende Herzschläge vergingen auf diese Weise, bis die Geräusche verklungen waren und der Riese schnaufte. Dann bewegte sie sich, indem sie ihren Kopf ein wenig zur Seite neigte, ihn dabei deutlich zurück in den Nacken legte und so ihre Kehle mit dem nicht gänzlich sauberen Hals präsentierte. Ihre Lider senkten sich bis zu einem Blinzeln.
Die raue Frage löste eine kurze Bewegung ihrer Zunge aus. Sie leckte sich die Lippen, bevor sie antwortete. Ihre Stimme war gut zu verstehen, die Worte kamen klar und deutlich. Verglichen mit seinem tiefen Brummen schwang in ihrem Ton eher ein sanftes Schnurren mit.
„Sei gegrüßt, verehrter Matusz. Ich bin Agnellina Tomeikind. In den Wäldern des Nordens und im Süden der See bin ich aufgewachsen, umgeben von den Stimmen der Tiere und dem Flüstern des Windes. Während die Winde die Geschichten der Alten in mein Ohr flüsterten, streifte ich über die Pfade meiner Heimat, ließ das Mondlicht mein Fleisch härten und das Wispern am Feuer meinen Geist fordern und wachsen. Mit einem Herzen, welches sowohl Mensch als auch Tier ist und im Takt der ewigen Dunkelheit schlägt, bin ich hier, um die Welt der Lebenden und der Unlebenden zu erkunden. Ich hoffe, ich finde in deinem Schatten einen Platz, aus dem ich lernen kann.“
Re: [1257] In nieseliger Nacht [Agnellina, Zofia, Spielleitung]
Verfasst: Fr Okt 18, 2024 5:36 pm
von admin
Beinahe regungslos nahm die riesige Gestalt des Seneschalls die Begrüßung und Vorstellung entgegen. Ein leichtes Schmunzeln huschte über die Züge des Gangrel als die Neugeborene ihren Blick erhoben hielt. Mit einer kurzen Bewegung der Hand deutete er Zofia an, Platz zu nehmen, ehe er sich der jungen Gangrel widmete. „Tomei…“ vibrierte die dunkle Stimme und klang beinahe so als würde allein der Name etwas erklären. „Wie lange schleicht das Kind des Tomei, bereits durch meine Wälder?“ frug er, während er auch ihr mit einer Handbewegung bedeutete sich zu setzen. So beide Neugeborenen sich niedergelassen hätten, nahm auch Matusz im Schneidersitz Platz. Ganz so, als würde er vor einem Lagerfeuer im Freien sitzen. Das flackernde Licht von Oben ließ seinen Schatten bedrohlich den Vorhang beim Eingang verdunkeln. Alsdann ging der Blick zu Zofia. „Möchte Agnellina, Neugeborene aus dem Clan Gangrel, Kind von Tomei, Neugeborener vom Clan des Tieres in Krakau bleiben? Dann hast du dir gute Gesellschaft gesucht.“ Kurz nickte er anerkennend in Richtung der Kappadozianerin. Trotz des Erscheinungsbilds hatte es schon fast etwas väterlich beruhigendes, wie der Gangrel da saß und mit seiner tiefen Stimme Fragen stellte.
Re: [1257] In nieseliger Nacht [Agnellina, Zofia, Spielleitung]
Verfasst: Sa Okt 19, 2024 3:14 pm
von Zofia
Zofia nickte leicht auf den Deut hin, bevor sie sich etwas weiter von der Tür und somit auch von dem eingetretenen Seneschall entfernt niedergelassen hatte. Etwas unsicher blickte die Kappadozianerin bei Matusz Frage in Richtung Agnellina, als wäre ihr nicht ganz klar, ob er diese tatsächlich an sie gerichtet hatte oder er nur in ihre Richtung geblickt hatte, als er sie gestellt hatte. Entsprechend blieb ihr Blick zwischen den Beiden. Sein anerkennendes Nicken wenig später nahm sie dagegen mit einem beinahe verlegen wirkenden Lächeln dankend auf, bevor sie es tiefer erwidert hatte, während ihre Finger in ihrem Schoss scheu miteinander spielten. Trotz seiner väterlich beruhigenden Art, saß doch zugleich auch ein sichtbarer Riese im einzigen Ausgang des Raumes.
Re: [1257] In nieseliger Nacht [Agnellina, Zofia, Spielleitung]
Verfasst: Sa Okt 19, 2024 10:29 pm
von Agnellina
Mit leicht fort gedrehtem Kopf und der exponierten Kehle verharrte die Gangrel in ihrer Position. Gleichzeitig beobachtete sie durch ihr Blinzeln mit großer Aufmerksamkeit jede Regung im Gesicht und jede Bewegung des Älteren. Ihre dunklen Wimpern zitterten leicht durch das Beben der Augenlider, die angestrengt gesenkt gehalten wurden. Im unruhigen Schein des flackerndes Lichtes erschienen die Wimpern lang, weil die dunklen Augen darunter mit geweiteten Pupillen jedes bisschen Licht ausnutzten. Der Rest des Körpers war durch die ausgesetzte Atmung ganz ruhig. Das Mienenspiel wirkte sichtlich beherrscht und konzentriert. Der Lichtschein über ihnen zauberte einige rötliche zimtbraune Reflektionspunkte in die langen, dunkelbraunen Haare.
Die Handbewegung für Zofia registrierte sie, reagierte aber erst nach seiner Frage, indem sie aus ihrer starren Haltung kam und den Kopf senkte.
„Noch keinen vollen Mondlauf.“, entgegnete sie. „Als ich die Stadt erreichte, habe ich einige Nächte zugebracht, bis ich sicher war, dass ich den rechten Ort hinter eben dieser Tür finde. Diese Stadt hat viele Türen.“
Nun erst folgte sie dem Handzeichen und nahm Platz. Sie wählte letztlich eine eher kniende Position auf den Kissen.
Jagna hörte die Frage, die der Alte Zofia zu stellen schien. Irritiert betrachtete sie die untote Nonne. Sie beobachtete die Fremde und dachte über die Frage nach. Als sie feststellte, dass aus dortiger Richtung keine für sie klare Reaktion kam, kam ihr ein anderer Gedanke. „Oh, Stadtregeln.“, stellte sie ihrer Erkenntnis folgend fest. Ihre sanft gefurchten Augenbrauen zeigten, dass diese Erkenntnis wohl aus scharfem Nachdenken hervorgekommen war. Sie biss sich sich auf die Unterlippe und nahm dann einen neuen Anlauf.
„Verehrter Seneschall Matusz vom Clan des Tieres, ich, Agnellina, Neugeborene des Clans Gangrel und Kind von Tomei, Neugeborener aus dem Clan des Tieres, bin hier, um dir… um Euch als Seneschall meine Gegenwart in der Domäne Krakau anzuzeigen und meinen Willen zu bekunden, gemäß der Tradition, mich der Herrschaft vorzustellen.“
Sie musste in diesem konzentriert und langsam vorgetragenen Wortschwall nur einmal Luft holen. Ihre Augen und ihr Kopf hatten sich bei dem langen Satz unterwürfig gesenkt, suchten jetzt aber nach der Wirkung ihrer Worte nach Reaktionen in seinem Gesicht.
Re: [1257] In nieseliger Nacht [Agnellina, Zofia, Spielleitung]
Verfasst: Do Okt 24, 2024 8:47 am
von admin
Matusz beobachtete Agnellina genau. Die wilden Augen lagen bedeutungsschwer auf der Neugeborenen als der Seneschall ihre Worte aufgriff. „Die Stadt hat viele Türen…“ nickte er „…und du hast nun eine davon genommen. Ich akzeptiere die Vorstellung und dir ist gestattet zu bleiben…“ die Betonung dieser dunklen und tiefen Stimme machte klar, dass er noch etwas hinzufügen wollte. „Doch was führt dich her? Wird dein Lied sein, wie das von Tomei? Ein wanderndes Flüstern oder wird dein Lied ein Teil Krakaus?“ die massige Gestalt saß regungslos vor den beiden Neugeborenen und nur das Flackern des Lichts bewegte den Schatten als das Glöckchen erneut ertönte. Der Ancilla machte eine kurze Pause und wartete. Dabei legte er den Kopf leicht schräg und nach ein paar Augenblicken gab er ein kurzes Schnauben von sich und der Vorhang wurde beiseite gehoben und Pawel trat mit drei Bechern ein. Bereits aus der Entfernung wogte der Duft frischer Vitae in den Raum. Schweigend stieg der Wirt um den Seneschall herum, stellte einen Becher vor jeden der Anwesenden und verschwand wieder hinter dem Vorhang.
Als das Glöckchen erneut ertönte hob der Seneschall wieder die tiefe Stimme. „Diese Domäne bietet viel…“ mit der Hand wies Matusz auf die Becher voll mit duftendem und warmen Blut. „…doch…“ das väterliche in der Stimme verschwand in den folgenden Worten und wich dem Ernst. „…wessen Lied singst du? Wirst du von den Früchten nehmen ohne zu geben? Wirst du schützen was dir gewährt wird?“
Re: [1257] In nieseliger Nacht [Agnellina, Zofia, Spielleitung]
Verfasst: Fr Okt 25, 2024 7:07 pm
von Agnellina
Sie setzte zu einer Antwort an, als er beim Glockenklang schwieg, doch seine Kopfhaltung hielt sie zurück. Gleichfalls lauschte sie abwartend. Als Pawel den Raum betrat, blähten sich ihre Nasenflügel und zuckten schnuppernd unter dem verlockenden Reiz. Unruhig und fest krallten sich ihre Finger in das Kissen unter ihr. Ihr Gesicht zeigte deutliche Anstrengung. Der unwillkürlich zum Wittern einsetzte Atem stockte. Obwohl sie den Mund geschlossen hielt, bewegte es sich parallel rechts und links unter der Oberlippe über den Mundwinkeln. So punktuell an zwei Stellen zugleich konnte es nicht die Zungenspitze sein. Agnellina sah zu, wie Pawel die Becher auf den Tisch stellte. Der Blick der Gangrel wanderte wie hypnotisiert von seiner servierenden Hand den Arm hinauf bis zum Hals des Wirtes. Ihre Augen brannten in tiefroter Glut einschüchternd und ihr Blick verweilte starr, bis der Sterbliche wieder hinter dem Vorhang verschwunden war. Mit sich nahm er wohl auch jegliche Zurückhaltung der Gangrel. Sie griff nach dem Becher vor ihr und noch während das Glöckchen bimmelte und des Alten brummende Stimme fortsetzte, stürzte sie den Inhalt hinunter.
Während die rechte Hand den leeren Becher zurück stellt, wischte der linke Handrücken verlegen die Lippen.
„Du kennst Tomei?“, stellte sie fragend in den Handrücken nuschelnd fest. Ihre Augen waren nach dem Trunk wieder menschlich braun, die Fänge zurückgezogen.
„Er hat mir ein Stück der Ewigkeit geschenkt. Und nun die Freiheit, diese Ewigkeit zu leben. Die Welt steht offen für mich, aber die Welt ist groß. Ewigkeit bedeutet Zeit. Für ein paar Leben würde ich gern hier bleiben. Ich möchte ein paar Leben hier leben. Gewinnen und verlieren. Nehmen und geben. Viele sein und ich bleiben. Mit jedem Leben ein bisschen weiter wachsen. Ein bisschen besser zu verstehen.“
Sie sah ihn wieder direkt an.
„Ein Teil von mir droht immer. Ist wild gegen mich und gegen das Leben um mich herum. Aber ich möchte gern stärker sein, als dieser Teil. Ich will schützen, was um mich ist. Tomei hat mich geschaffen. Er hat mich gelehrt und gezogen und er hat mich laufen lassen. Nun sind es meine Schritte und meine Ewigkeit.“
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Geruch von Blut
Selbstbeherrschung: 3, 2, 1 -> 0 Erfolg
1 WP für Kontrolle
Re: [1257] In nieseliger Nacht [Agnellina, Zofia, Spielleitung]
Verfasst: Mo Okt 28, 2024 12:10 am
von Zofia
Zofia hatte interessiert die Unterhaltung der beiden Gangrel miteinander verfolgt, bis erneut das Glöckchen ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, gefolgt von dem verführerischen Geruch frischer Vitae, welche den Raum erfüllt hatte.
Doch im Gegensatz zu Agnellina griff die Kappadozianerin nicht in Richtung des Gefäßes, noch fuhren ihre Fänge aus. Stattdessen verweilte sie mit ihren Fingern auf ihrem Schoss. Durchdrungen von einer auffallenden Selbstbeherrschung* und getrieben von harter Disziplin, nickte sie einzig Pawel dankbar leicht zu.
Dennoch wirkte sie zeitgleich schlagartig angespannter, als sie den Veränderungen der Gangrel neben ihr gewahr geworden war. Ihre spinnenbeinartigen Finger umklammerten den Rosenkranz fester, als Agnellina statt dem Arm des Wirtes nach dem Becher griff und dessen Inhalt herunterschlang.
Mit mitleidsvollem Blick betrachtete die Kappadozianerin das Kind Tomeis, bevor sie ihre braunen Augen betreten auf ihren Schoss absenkte, eine weitere Perle dabei durch ihre unsteten Finger wandern lassend. Der Geruch des warmen Blutes lag noch immer im Raum, doch Zofia kannte die bewusste Zurückhaltung aus dem Kloster nicht anders.
Zudem der Respekt vor Matusz zu groß war, als dass sie das Gefäß vor ihr berührt hätte, bevor er nicht das seine zuvor aufgenommen hätte. Oder er es gestattet hätte, sich zu nähren. So wartete Zofia geduldig ab, was der Seneschall nun tun würde.
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*Selbstbeherrschung gegen Geruch der Vitae
Results: 8 9 7 5
-> 4 Erfolge
Re: [1257] In nieseliger Nacht [Agnellina, Zofia, Spielleitung]
Verfasst: Do Okt 31, 2024 11:55 am
von admin
Die Stille im Separee lastete schwer, als das warme Blut durch den Raum duftete, dick und sinnlich, wie das Rascheln schwerer Blätter im nächtlichen Herbstwald. Der Glanz der Beleuchtungs hinterließ ein flackerndes Spiel aus Licht und Schatten, in dem Matusz saß wie eine uralte Eiche, verwurzelt und unerschütterlich. In seinem finsteren Blick, der über die Neugeborenen glitt, lag nicht nur die Kraft eines Kämpfers, sondern das Wissen und die Weisheit eines Mannes, der die alten Riten und den Herzschlag des Landes selbst verstand. Sein muskulöser Körper, mit Narben und tätowierten Zeichen bedeckt, war eine lebendige Chronik – eine Verkörperung dessen, was die Erde selbst ihm in Jahrhunderte alter Sprache zuflüsterte.
Als Agnellina nach dem Becher griff und ihr Wille unter dem Drängen des Blutes zu zerbrechen drohte, hielt Matusz ihre zitternde Präsenz mit seinem wachsamen, beinahe steinernen Blick fest. In ihm lag die Warnung des Wolfs, der bereit war, die Ordnung seines Rudels zu schützen, doch auch die unergründliche Weisheit des Schamanen, der den Geist des Tieres zu zähmen wusste. Behutsam hob er eine Hand und richtete sie in ihrer Richtung. Seine Geste wirkte fast wie eine alte Beschwörung, ein Zeichen, das durch die Generationen hindurch gereist war. Die Geste war nicht laut, doch sie sprach Bände, erinnerte an Nebelschwaden, die um uralte Bäume ziehen, ruhig und doch schwer, wie ein erstes, warnendes Gewitterrollen.
„Agnellina,“ setzte er erneut an, die Stimme ein dunkler, dröhnender Fluss, der sich durch den Raum wälzte. „Du bist gekommen, um zu jagen, zu lernen, zu leben. Doch dies ist keine Jagd wie jene, die der Mond in deinem Herzen entfacht. Es ist ein Pfad, der von dir mehr verlangt, als dem Tier nachzugeben. Was du hier in Krakau findest, ist ein Erbe, das nicht bloß dir gehört. Die Ahnen sind unter uns, sie singen uns die Lieder, die uns gelehrt haben, das Wilde in uns zu bändigen.“ Der Duft des Blutes hing in der Luft, rau und lebendig, fast wie der metallische Geschmack eines bevorstehenden Sturms. Matusz’ Stimme nahm das Brummen des nahenden Unwetters an, dunkel und getragen.
„Die alten Götter des Waldes, sprechen durch das Blut zu uns, und sie warnen uns. Sie wollen nicht, dass wir Opfer ihrer Macht werden. Wer stark genug ist, kann die wilde Kraft lenken, kann das Lied in sich singen, ohne dem Flüstern des Zorns zu verfallen. Wer sich von den Alten leiten lässt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch jene, die ihm Heimat geben.“ Ein leichtes Schmunzeln zeichnete sich in den Furchen seines Gesichts ab, als seine Hand die junge Gangrel ermahnend nach dem Becher tasten ließ.
Er wandte sich dann Zofia zu, seine Augen voller unverrückbarer Ruhe, doch auch mit einem sanften Funken von Respekt. „Und du, Zofia,“ sprach er, die Stimme nun etwas weicher. „Hüterin des Wissens um das Unendliche, so jung und doch verbunden mit dem, was war und was noch sein wird. Dein Pfad ist ein anderer, aber er ist wertvoll für das Gleichgewicht dieser Domäne.“
Das flackernde Licht warf riesige Schatten auf den Vorhang, die Matusz’ Gestalt wie die eines alten slawischen Gottes wirken ließen – kraftvoll, doch auch verwoben mit der Erde und den alten Geistern, die über die heiligen Haine wachten. Langsam nahm er seinen eigenen Becher, ein Ritual, das ihn wie ein Teil des leisen, alten Gesangs erscheinen ließ.
„Das Blut, das uns geboten wird, ist heilig,“ sprach er schließlich und hob den Becher mit bedächtiger Ehrerbietung, „es ist das Blut des Landes, das wir schützen, die Erde, die uns gewährt, zu verweilen, zu nähren, zu lernen. Wenn ihr aus diesem Becher trinkt, so wisst, dass das, was ihr nehmt, auch einen Schwur verlangt. Dieser Schwur ist alt, er ist unerbittlich. Er verlangt Ehrfurcht, fordert Stärke, und verlangt, dass ihr jene respektiert, die uns vorangegangen sind. Wenn ihr Neugeborenen sein Lied hören könnt, dann werdet ihr in Krakau euren Platz finden. Werdet ihr ihm folgen – oder wird das Tier in euch fortan die Herrschaft führen?“
Re: [1257] In nieseliger Nacht [Agnellina, Zofia, Spielleitung]
Verfasst: Di Nov 05, 2024 7:15 pm
von Zofia
Zofia lauschte den Worten des Alten an Agnellina, aber auch an sich selbst. Als Matusz an sie gerichtet sprach, hatte sich ihr Blick in seine Richtung gewandt, dankbar nickend, ob den wohlwollenden Worten hinsichtlich ihres Pfades und dessen Wert.
Bemüht versuchte sie die darauffolgenden, enigmatisch wirkenden Formulierungen in ihrem Verstand zu entschlüsseln,* während sie die Perle bedacht zwischen ihren Fingern rollte. „Das Blut, das uns geboten wird, ist heilig. Der Schwur unerbittlich.“, bestätigte die Kappadozianerin die gesprochenen Worte aufgreifend, bevor sie ihre Finger zögerlich von dem Rosenkranz löste, die Handflächen in ihrem Schoß nach oben drehend, gebend und empfangend in gleicher Maßen.
„Ich würde gerne meinen Platz in Krakau finden dürfen.“, teilte Zofia mit. Dann streckte sie ihre geöffneten Hände nach vorne aus, um den Becher mit Beiden vorsichtig an dessen Seiten zu berühren und diesen auf Höhe ihres Schosses zurück zu führen. Sicher haltend doch vorerst noch nicht daraus trinkend.
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*Verstehen der Botschaft: Results: 8 5 5 9 9. -> 3 Erfolge