Seite 3 von 4

Re: [1259] Der dunkle Wald [Zbigniew, Offen]

Verfasst: Di Jun 10, 2025 12:06 pm
von Zbigniew
Das zustimmende Wippen Zbigniews mit seinem verrottenden Schädel wirkte noch grotesker als das Lächeln.

"Ich verstehe, was ihr meint. Feind ist vielleicht nicht das richtige Wort und meine Schlachten werden nicht unbedingt immer mit der Waffe in der Hand geführt. Die größte Gefahr für den alten Wald ist Unwissenheit und fehlende Rücksicht. Ich betrachte den Holzfäller nicht als Feind, wenn er sich anschickt, zu viel zu nehmen, weil der Winter sehr kalt ist. Ich betrachte auch die Städter nicht als Feind, wenn sie mehr Platz für ihre Steinpaläste oder Felder benötigen. Die Natur holt sich zurück, was ihr genommen wird. Immer. Es ist wie ein Atmen, gleichmäßig, vor und zurück. Manchmal passiert es aber, dass ein Mensch aus Unwissenheit heraus dem Wald, der Natur, den Krieg erklärt. Er versteht das Gleichgewicht nicht, das ihn selbst am Leben erhält."

Er wartete einen Moment, um Bogdan und Gabriel verstehen zu lassen.

"Ich brauche nicht euer Schwert, ich brauche euer Wort und euren Einfluss. Ich brauche eure Hilfe, wenn es darum geht, in welche Richtung Krakau erweitert werden soll. Ich benötige eure Geduld, wenn die Stadt Holz für ihre Häuser benötigt. Ich brauche euer Verständnis, wenn die Geister des alten Waldes nicht einverstanden sind mit dem, was ein Mensch aus der Stadt tut. Ich benötige euren Respekt für die Grenzen des alten Waldes und alles, was in ihm passiert."

Etwas eindringlicher lehnte er sich nach vorne.

"Die Geister des Waldes sind so alt wie dieser selbst. Sie sind mächtig, sie sind friedlich. Aber sie sind auch launisch und unbarmherzig, wenn jemand das Gleichgewicht nicht achtet. Ich schütze nicht nur die Geister, ich schütze auch die Stadt, wenn ich dafür sorge, dass das Gleichgewicht gewahrt bleibt."

Während er die Worte sprach, blickte er beiläufig hinab auf die Leiche Stephans, die verkrümmt neben ihm lag, den leeren Blick zu den Baumkronen gerichtet.

"Vielleicht versteht ihr jetzt, welchen Handel ich gedenke abzuschließen? Und vielleicht seid ihr eher bereit, ihn einzugehen? Ich biete euch an, meine Axt zu schwingen für Krakau, für die Stadt und für die Menschen in ihr. Was ich dafür möchte, was der Wald dafür möchte, ist euer Einfluss, eure Geduld, euer Verständnis und das richtige Wort zur richtigen Zeit."

Re: [1259] Der dunkle Wald [Zbigniew, Offen]

Verfasst: Mi Jun 11, 2025 7:11 am
von Gabriel
Gabriel nickte Bogdan zu, seine Miene ruhig, doch voller Anerkennung.

„Ich danke Euch für Eure weisen Worte und Euer Angebot, werter Bogdan.“

Er ließ einen Moment der Stille vergehen, bevor er Zbigniew seine Aufmerksamkeit widmete.

Als der Wächter des Waldes gesprochen hatte, nickte Gabriel langsam, bedächtig.

„Ihr sprecht mit Einsicht, werter Zbigniew. Mein Schwert mag Euch nicht nützen, doch meine Stimme hat kann Gewicht haben – und meinen, wenn auch bescheidenen Einfluss, auf die Verwaltung und Planung der Stadt werde ich nutzen, wenn die Zeit gekommen ist.“

Er hielt inne, ließ die Worte in der Dunkelheit verharren, bevor er weiterfuhr.

„Denn es mag Städte geben, die ihren Wald vergessen, ihre Erde achtlos nehmen.“

Ein sachtes, aber bestimmtes Kopfschütteln.

„Doch wenn Krakau fällt, dann fällt auch das, was um die Stadt liegt. Die Tataren werden auch den Wald plündern, um ihre Kriegsmaschinerie zu ersetzen.“

Sein Blick hielt Zbigniews fest, eine Spur mehr Nachdruck darin.

„Ich werde meine Stimme erheben, wenn es darauf ankommt.“

Re: [1259] Der dunkle Wald [Zbigniew, Offen]

Verfasst: Mi Jun 11, 2025 8:28 am
von Bogdan
Der alte Mann nickte ruhig.
Sein Blick glitt über das Antlitz des Waldwächters, verweilte kurz – nicht herausfordernd, sondern respektvoll. Direkten Augenkontakt vermied er, wie so oft.

„Wenn ihr einverstanden seid, kann der Handel nun besiegelt werden.“

Seine Stimme war ruhig und klar.


„Wenn ihr dieses Angebot annehmt, werter Strażnik Lasu, diene ich gern als Zeuge des Bundes.“

Er wandte sich ihm zu, mit einer Geste, die eher an ein Lauschen denn an ein Sprechen erinnerte.

”Was mich selbst betrifft, so werde ich hören, wenn der Wind euren Ruf zu mir trägt.”

Sein Blick ging in die Dunkelheit zwischen den Bäumen.


„Denn auch mein Herz hat seine Wurzeln im Wald.“

Ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.

„Auch mein Herz trägt ein Anliegen, das nur wenige zu hören vermögen – doch ihr, ihr könntet es verstehen wie kaum ein anderer.“

Dann wurde er wieder nüchterner, der Ton sachlich, der Blick wachsam.

„Nicht, um eine Schlacht zu schlagen.“
„Sondern um den gemeinsamen Feind zu verstehen.“

Sein Blick wurde nachdenklich, verweilte in der Vergangenheit.

„Doch dies ist eine Bitte, welche an diesem Ort, nicht vollzogen werden kann.
Nicht heute, sondern an einem anderen Ort, in einer anderen Nacht.“

Re: [1259] Der dunkle Wald [Zbigniew, Offen]

Verfasst: Mi Jun 11, 2025 5:49 pm
von Zbigniew
"So soll es sein."

Langsam, aber zufrieden, erhob sich der Wächter des Waldes. Zunächst richtete er sich an Bogdan.

"Kommt in den alten Wald zurück, wenn die Zeit reif ist. Lasst euch von den Göttern leiten und ihr werdet mich finden."

Feierlich fuhr er fort.

"Vor den Geistern des Waldes - und vor Bogdan, dem Weisen - gelobe ich, neben euch - Gabriel, Ritter von Krakau - für die Stadt zu kämpfen."

Erwartungsvoll senkte er den Kopf leicht in Richtung Gabriels.

Re: [1259] Der dunkle Wald [Zbigniew, Offen]

Verfasst: Do Jun 12, 2025 10:19 pm
von Gabriel
Gabriel erwiderte Zbigniews Blick mit ruhiger Bestimmtheit, seine Haltung aufrecht, seine Worte gewogen.

„Werter Zbigniew, es ehrt mich, dass Ihr mich so nennt.“

Ein kurzes Innehalten, ehe er mit sanfter Entschlossenheit fortfuhr.

„Doch ich will mich nicht mit Titeln schmücken, die mir nicht zustehen.“

Er ließ die Worte für einen Moment in der Stille schweben, ihre Bedeutung klar und unumstößlich.

„Somit muss ich das 'Ritter von Krakau' höflich zurückweisen.“

Ein leises, bedachtes Kopfnicken folgte.

„Vielleicht ist es ein Titel, den ich eines Tages mein Eigen nennen kann.“

Dann hob er den Blick wieder direkt zu Zbigniew.

„Doch noch habe ich nichts getan, das dies rechtfertigen würde, und niemanden gefunden, der dies vergab.“

Er ließ die Worte nachhallen, bevor er mit ruhiger Stimme schloss:

„Aber ich freue mich, Euch an meiner Seite zu wissen – wenn die Stadt in Gefahr ist.“

Re: [1259] Der dunkle Wald [Zbigniew, Offen]

Verfasst: Fr Jun 13, 2025 11:34 am
von Bogdan
Der großväterliche Alte schmunzelte.
Neigte den Kopf.

Brannte die Worte die gesprochen worden waren in seinen Geist.

„Ich lege mein Wort zwischen euch und bezeuge euren Bund, werter Gabriel. Werter Strażnik Lasu.“"

Eine leichte Verbeugung in Richtung der beiden Handelspartner folgte.

"Möge der Atem des alten Waldes nicht versiegen,
und das Herz Krakaus weiter schlagen.“

Re: [1259] Der dunkle Wald [Zbigniew, Offen]

Verfasst: Fr Jun 13, 2025 5:43 pm
von Gabriel
Gabriel neigte respektvoll den Kopf, sein Blick ruhte für einen Moment auf Bogdan. „Ich danke Euch, werter Bogdan, dass Ihr als Zeuge für diesen Bund eintretet.“ Seine Worte waren ruhig, doch getragen von der Schwere des Augenblicks.

Dann wandte er sich an Zbigniew, seine Haltung unverändert aufrecht. „Werter Zbigniew oder Strażnik Lasu... verzeiht, ich bin immer noch unsicher, wie ich Euch korrekt ansprechen soll... darf ich Euch eine Frage stellen?“ Er ließ die Worte kurz in der Luft schweben, bevor er fortfuhr. „Ihr sagtet, dass Gleichgewicht das Wichtigste ist und es zu erhalten Eure Aufgabe. Wer hat Euch diese Aufgabe gegeben?“

Ein leises, bedachtes Schnauben folgte, bevor er weiter sprach. „Und Ihr habt gesagt, dass Ihr Eure Aufgabe jetzt besser als früher erfüllen könnt. War es auch vorher, als Mensch, Eure Aufgabe?“

Gabriel hielt seinen Blick fest, geduldig auf eine Antwort wartend.

Re: [1259] Der dunkle Wald [Zbigniew, Offen]

Verfasst: Fr Jun 13, 2025 7:33 pm
von Zbigniew
Der Untote erhob sich, die Leiche Stephans noch immer ausblutend und im grünen Moos vor ihm liegend. Das Aufstehen wirkte ausgesprochen gewandt für eine Gestalt mit diesem Grad der Verwesung.

"Bogdan, der Weise. Ich danke euch", kratze es durch den dunklen Wald. Mit einem brüchigen Seufzer fuhr er zu Gabriel gerichtet fort:

"So nennt mich Strażnik Lasu. Es ist das, was am besten beschreibt, was ich bin. Aber ich bitte euch, lasst dann das 'werter' weg. Dieser Titel kennt keine Wertung. Der Strażnik Lasu gehört dem alten Wald. Und als solcher ist er gleich mit allem, was auf den Wegen des Waldes wandelt. Gleich mit euch. Gleich mit den Bäumen. Gleich mit den Tieren und Geistern. Sollte es euch dennoch ein Bedürfnis sein, in Gesellschaft anderer unserer Art die Etikette wahren zu wollen, so verwendet bitte den anderen Namen."

Er senkte den Kopf, kurz in Gedanken.

"Die Geister des alten Waldes gaben mir diese Aufgabe vor langer langer Zeit. Und sie gaben sie mir wieder ... und wieder ... und wieder ... bis zu dem Tag, an dem sich Zbigniew für den alten Wald opferte. An jenem Tag starb der Strażnik Lasu. Er wurde dem Wald entrissen. Doch er starb nicht ganz. Er wurde gerettet, zumindest teilweise. Eine Weile gab es keinen Wächter des Waldes. Aber der Ruf war stark, und so kehrte ich zurück, um die Aufgabe wieder zu übernehmen, die schon immer die meine war. Gestärkt durch die Kraft des Blutes, verbunden mit den Geistern des Waldes, mit übernatürlicher Macht gesegnet, doch auf ewig gezeichnet. Beantwortet das eure Fragen?"

Er hob den Kopf wieder, blickte von Bogdan zu Gabriel.

"Sagt mir, Weiser und Krieger, woher kommt ihr und was sind eure Aufgaben in dieser Welt. Ich bin gespannt, eure Geschichten zu hören."

Re: [1259] Der dunkle Wald [Zbigniew, Offen]

Verfasst: Fr Jun 13, 2025 8:32 pm
von Bogdan
Die Augen des Alten, lagen auf dem Wächter des Waldes.

„Auch ich danke euch.“

Er senkte den Kopf.

„Ich bin Bogdan, aus Krakau.
Wurde hier geboren,
habe hier gedient,
bin hier gealtert und gestorben.“


Ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht.

„Vor meinem Tod traf ich den verehrten Abdul ibn Yussuf.
Er nannte mich den kindlichen Alten.
Yamam, die wilde Taube.
Er lehrte mich, prüfte mich,
wandelte mich an meinem Totenbett.“


Sein Blick ging in die Ferne.

„Ich bin all das.
Ein Mann zwischen den Welten.
Ein Wächter Krakaus.
Ein Bote der alten Wege.
Ein Schüler der Sarazenen.
Ein Tor.
Ein Träumer.
Ein Jäger.“


Wieder stahl sich ein Lächeln in seine Augen.

„Bogdan der Weise, bin ich nicht.“

Er hob eine Braue und die Hand, als würde er um Verzeihung bitten.

„Aber es tut gut, wenn man mir trotzdem ein wenig Klugheit zutraut.“

Re: [1259] Der dunkle Wald [Zbigniew, Offen]

Verfasst: Sa Jun 14, 2025 1:01 pm
von Gabriel
Gabriel betrachtete Bogdan mit einem nachdenklichen Ausdruck. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Züge, bevor er mit ruhiger Stimme sprach. „Werter Bogdan, Ihr müsst Euer Licht nicht unter den Scheffel stellen. Ihr habt viel Weisheit zu teilen, ob Ihr es nun anerkennen wollt oder nicht.“

Er ließ die Worte kurz in der Stille nachhallen, ehe er sich an Zbigniew wandte. „Strażnik Lasu… ist das also eine Art Titel, den bereits mehrere vor Euch getragen haben?“ Seine Stimme war ruhig, doch das Gewicht seiner Frage lag spürbar in der Luft.

Dann richtete er sich auf, sein Blick fest, aber nicht herausfordernd. „Ich selbst komme aus den deutschen Landen. Doch meine Wege haben mich weit geführt. Ich war im Heiligen Land und kämpfte gegen die Ungläubigen. Ich nahm an den Streitigkeiten der italienischen Städte teil.“ Er hielt kurz inne, als ob er seine Erinnerungen ordnete.

„Bevor ich gezeugt wurde, schloss ich mich dem Kreuzzug in den Osten an. Meine Aufgabe ist einfach – die Ordnung der Domäne aufrechterhalten und die Stadt gegen die Tartaren verteidigen.“