Re: [1259] Leichentanz am Wawel [Zbigniew, Zofia, SL]
Verfasst: Mo Jun 16, 2025 9:51 am
Frida schwieg zunächst. Das Schweigen war kein Versehen – es war gezielt, ein stilles Prüfbecken, in dem sie jedes Wort, jede Geste, jedes Zucken der Lippen wie in ruhigem Wasser betrachtete. Ihre Augen – scharf wie Glas, das zu lange in kaltem Wind liegt – blieben einen Moment auf dem enthüllten Antlitz Zbigniews ruhen. Dann – beinahe unsichtbar – ein leichtes Nicken.
„Zbigniew, Wächter des Waldes. Schatten. Kind Oksanas.“
Sie sprach den Namen so, als prüfe sie ihn auf der Zunge, und vielleicht auch, ob seine Trägerin ihn noch wert war, genannt zu werden. „Der Wald, den du beschreibst, ist alt. Älter als viele von uns. Und es ehrt dich, dass du in deinem Unleben dieselbe Treue lebst, die dich als Mensch ausgezeichnet hat. Aber“, sagte sie, nun mit etwas mehr Nachdruck, „dies ist Krakau. Und meine Domäne duldet keine Geister, die man nicht benennen kann, keine Wälder, die man ohne mein Wissen betritt. Du wirst dich bei Mateusz melden – dem Seneschall dieser Stadt. Er kennt die Wälder besser als die Namen mancher Höflinge. Und wenn du in meiner Domäne jagst, wachst oder flüsterst – dann tust du es mit seinem Wissen. Und meinem Willen.“ Die letzten Worte waren sanft ausgesprochen – zu sanft, fast wie ein Tropfen Gift in Wein. Dann wandte sie sich, ohne auf seine Antwort zu warten, Zofia zu. Der Blick der Prinzessin wurde wärmer – doch auch prüfender. Die Art prüfend, mit der man eine Klinge mustert, bevor man sie in eine Scheide steckt.
„Zofia.“
Ein einzelnes Wort – aber getragen von Respekt. Und der stummen Forderung nach mehr. „Du hast deine Pflicht erfüllt – mit Ernst, mit Disziplin. Mehr, als viele getan hätten. Du sprichst nicht, und das sagt mehr als viele Worte.“ Ein kurzer Blick zu Kazimierz. „Jeder Gelehrte braucht eine Laterne, wenn er in den Keller der Zeit hinabsteigt. Du warst diese Laterne, und so darfst du eine Bitte äußern. Sprich.“
Sie ließ ihr einen Moment, dann wandte sie sich, kaum hörbar, wieder an Kazimierz. Fridas Miene wurde dunkler. Ihre Schultern blieben entspannt, aber die Luft im Raum schien schwerer zu werden, als sie erneut das Wort ergriff: „Kazimierz, wenn Chaos das ist, was du mehr verachtest als Politik – dann willkommen im Zeitalter des Ekels.“ Sie schritt ein paar Schritte vom Thron herab, der Saum ihrer Rüstung kratzte leise über das Pflaster. „Die Mongolen sind nicht allein. Der Osten erwacht – nicht nur aus Steppe und Dämmerung, sondern auch aus Träumen, die wir längst begraben glaubten. Träume von Göttern aus Lehm und Blut. Von Völkern, die niemals versöhnt wurden. Von Städten unter Städten.“
Ein Moment Stille. Dann:
„Wenn die Zeit kommt – und sie wird kommen – wird jeder von euch stehen müssen. Nicht knien. Nicht beten. Nicht schreiben.“ Sie blieb stehen – ganz nah bei Kazimierz. „Sondern handeln.“ Dann wandte sie sich wieder dem Thron zu, hob jedoch nicht sofort ihre Stimme zur Entlassung. Stattdessen, beinahe beiläufig in Richtung des Ancilla der Kappadozianer: „Komm morgen Nacht. Allein. Ohne Schatten und ohne Laterne. Ich will keine Predigt hören. Ich will wissen, was du weißt. Was du gesehen hast.“
„Zbigniew, Wächter des Waldes. Schatten. Kind Oksanas.“
Sie sprach den Namen so, als prüfe sie ihn auf der Zunge, und vielleicht auch, ob seine Trägerin ihn noch wert war, genannt zu werden. „Der Wald, den du beschreibst, ist alt. Älter als viele von uns. Und es ehrt dich, dass du in deinem Unleben dieselbe Treue lebst, die dich als Mensch ausgezeichnet hat. Aber“, sagte sie, nun mit etwas mehr Nachdruck, „dies ist Krakau. Und meine Domäne duldet keine Geister, die man nicht benennen kann, keine Wälder, die man ohne mein Wissen betritt. Du wirst dich bei Mateusz melden – dem Seneschall dieser Stadt. Er kennt die Wälder besser als die Namen mancher Höflinge. Und wenn du in meiner Domäne jagst, wachst oder flüsterst – dann tust du es mit seinem Wissen. Und meinem Willen.“ Die letzten Worte waren sanft ausgesprochen – zu sanft, fast wie ein Tropfen Gift in Wein. Dann wandte sie sich, ohne auf seine Antwort zu warten, Zofia zu. Der Blick der Prinzessin wurde wärmer – doch auch prüfender. Die Art prüfend, mit der man eine Klinge mustert, bevor man sie in eine Scheide steckt.
„Zofia.“
Ein einzelnes Wort – aber getragen von Respekt. Und der stummen Forderung nach mehr. „Du hast deine Pflicht erfüllt – mit Ernst, mit Disziplin. Mehr, als viele getan hätten. Du sprichst nicht, und das sagt mehr als viele Worte.“ Ein kurzer Blick zu Kazimierz. „Jeder Gelehrte braucht eine Laterne, wenn er in den Keller der Zeit hinabsteigt. Du warst diese Laterne, und so darfst du eine Bitte äußern. Sprich.“
Sie ließ ihr einen Moment, dann wandte sie sich, kaum hörbar, wieder an Kazimierz. Fridas Miene wurde dunkler. Ihre Schultern blieben entspannt, aber die Luft im Raum schien schwerer zu werden, als sie erneut das Wort ergriff: „Kazimierz, wenn Chaos das ist, was du mehr verachtest als Politik – dann willkommen im Zeitalter des Ekels.“ Sie schritt ein paar Schritte vom Thron herab, der Saum ihrer Rüstung kratzte leise über das Pflaster. „Die Mongolen sind nicht allein. Der Osten erwacht – nicht nur aus Steppe und Dämmerung, sondern auch aus Träumen, die wir längst begraben glaubten. Träume von Göttern aus Lehm und Blut. Von Völkern, die niemals versöhnt wurden. Von Städten unter Städten.“
Ein Moment Stille. Dann:
„Wenn die Zeit kommt – und sie wird kommen – wird jeder von euch stehen müssen. Nicht knien. Nicht beten. Nicht schreiben.“ Sie blieb stehen – ganz nah bei Kazimierz. „Sondern handeln.“ Dann wandte sie sich wieder dem Thron zu, hob jedoch nicht sofort ihre Stimme zur Entlassung. Stattdessen, beinahe beiläufig in Richtung des Ancilla der Kappadozianer: „Komm morgen Nacht. Allein. Ohne Schatten und ohne Laterne. Ich will keine Predigt hören. Ich will wissen, was du weißt. Was du gesehen hast.“