[1258] Rheingold und Weichselstahl [Gerold, Marzanna]

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Marzanna
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Re: [1258] Rheingold und Weichselstahl [Gerold, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

Marzanna lauschte den Worten des Idealisten. Die Salubri waren bekannt für ihre hochgesteckten Ziele. Wie hochgesteckt diese sein konnten, hörte sie nun selbst.
Das mochte nichts Falsches sein, aber sie hoffte, seine eigenen sterblichen Brüder würden ihn nicht bitter enttäuschen. Vor den Fallstricken der vampirischen Diplomatie konnte sie ihn aber bewahren, so hoffte sie.
"Ich will Euch gerne helfen, was die Hexe angeht. Und Euren Schwur höre ich mit Wohlwollen.

Was ich über die Blutdiebin weiß, ist wenig. Ich traf sie nur einmal und nur das heilige Gastrecht und das Edikt des Princeps hielt mich davon ab, sie zu vernichten.
Sie nennt sich Natalia aus dem Haus Carna. Neugeborene der einst sterblichen Hexer der Tremere, die es wagen in Ungarn zu hausen und Krieg mit unseren Domänen zu führen. Meine Blutmutter hat zugestimmt, den Abschaum in Krakau zu dulden, aber ich werde nicht vergessen, dass sie einen Hohen Drachen gefangen und ermordet haben.

Sie hat die Angewohnheit, ihren Platz nicht zu kennen und versucht, durch Beleidigungen und Gotteslästerung einen aus der Reserve zu locken, während sie sich dann feige hinter ihre Duldung und dem Fehdeverbot in Krakau verschanzt und im Namen des Prinzeps zu sprechen wagt.
Eine Sterbliche würde für solche Frechheiten hängen, eine Verwandte würde in anderen Domänen der Drachen um den Tod winseln.
Ich behielt mir vor, wirtschaftliche Sanktionen eine Zeit lang gegen Krakau zu verhängen, um die Ehre meines Hauses zu wahren.
Ich werde Euch alles mitteilen, was ich über diese Kreatur in Zukunft erfahre und hoffe auf Nachricht, wenn Ihr selbst Kenntnis über ihre Untaten und Intrigen erlangt."

Sie hörte, wie der Ordensritter zu gehen ankündigte und um eine Erfrischung bat.
"Sagt, was Ihr bevorzugt und ich lasse willige Menschen holen. Ich erbitte mir aber, sie nicht leer zu trinken. Sagt, wenn Ihr besondere Präferenzen habt. Ich kenne nur Gerüchte über die Trinkgewohnheiten der Einhörner."
Gerold
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Re: [1258] Rheingold und Weichselstahl [Gerold, Marzanna]

Beitrag von Gerold »

Die Deutschen würden ihn wohl bitter enttäuschen. Taten sie immer. Die Geschichte Deutschlands war wohl eine Dunkle, obwohl es auch ihre Lichtblicke gab und sie viel Ruhm unter den Völkern gewannen.

"Einmal ganz Nebenbei...was sagt man in Polen allgemein über Deutsche?", fragte er jetzt neugierig. Er mochte diesen lockeren Diskurs und er schien offen sprechen zu können solange er die Gebote der Höflichkeit bedachte.

Er hörte ihr zu als Marzanna die Hexe beschrieb. Er wirkte auf einmal sehr viel Einschüchternder und nicht mehr so kumpelhaft wie bevor. Mit schwerer Stimme sprach er. "Ich will diese Hexe brennen sehen. Treibt einen Pflock in ihr Herz und überlasst sie der Sonne! So tut man es doch mit verurteilten Vampiren, oder? Und brennen soll sie denn sie ist offenbar neben einer Magierin auch eine nicht reuige Ketzerin. So viel Abscheulichkeit in einer Person...das weckt den blanken Hass in mir. Verzeiht. Wie haltet ihr es mit der Religion?"

"Ihr könnt ganz unbesorgt sein. Ich werde niemanden Unschuldigen Leertrinken. Nie. Es muss nur ein einigermaßen fähiger Kämpfer sein. Denn meine Blutlinie verlangt von mir ihn vorher zu bezwingen. Das muss euch sehr komisch vorkommen, aber es führt leider kein Weg drann vorbei. Macht es gerne schwierig, solange ich nicht schwer verletzt werde können wir es ja wieder probieren.", schlug er vor. Auf den Kampf freute er sich schon. Kampf war nun einmal der Beruf des Ritters. Das sah er ganz nüchtern.

"Und im übrigen wollte ich euch noch sagen, dass ihr eine überaus schöne Frau seid. Man möchte es mit Minne zelebrieren. Schade, dass ich so unmusikalisch bin! Aber habt keine Angst, ich halte mit streng an das Keuschheitsgebot. Wir sind Freunde.", versicherte er.
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Marzanna
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Re: [1258] Rheingold und Weichselstahl [Gerold, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

"Schade", meinte sie lächelnd und geschmeichelt.

Sie hob die Brauen überrascht. Das was anders, als die Gerüchte besagten. Sie hatte schon befürchtet, einen der Ministranten des Pfarrers aus dem Bettchen holen zu müssen, hieß es doch, Salubri tränken entweder nur von Unschuldigen oder von gläubigen Christen.
Wieder eine Legende, die einen in die Irre führte.

"Dem Manne kann geholfen werden. Viele meiner Burgmannen werden sich mit Euch messen wollen. Einen nächtlicher Buhurt würde ich gerne sehen.
Ich lasse sogleich ein Feld im Hof abstecken, damit das Mannsvolk sich ordentlich in Rüstung prügeln kann.
Bedingung wäre, dass ich dem anschließenden Trunk Zeugin sein kann. Damit nicht doch der Durst und die Aufregung Euch Schande macht."
Sie lächelte bei dem Gedanken sinnlich.

Auf die Frage nach den Deutschen tat sie überrascht. "Nun, Ihr seid gute und fleißige Leute. Etwas zu ernst vielleicht und, nun ja, unser Name für Euch fasst unsere Meinung gut zusammen: die Stummen.
Ein Italiener oder Franzose wird auch kein Wort Polnisch sprechen, aber trotzdem plappern und lachen mit uns in der Schenke. Ein Deutscher wird stumm und grimmig nur für sich sitzen und sein Blick wird sagen, dass er denkt, wir lästern über ihn."

Zur Frage nach der Religion meinte sie: "Meine Leute waren einst zur Strafe hier angesiedelt worden, um für ihren Aufstand gegen die Christen zu büßen. Mein Stamm gehorcht nun dem Domherrn zu Krakau. Wir haben unsere Lektion gelernt und geben unseren Zehnt und mehr und wir gehen in die Gottesdienste. Ich hatte mit der edlen Schwester Zofia bereits anregende Gespräche darüber gehabt.
Ich erkenne den Christengott an, halte ich ihn doch für identisch mit unserem Weltenschöpfer Bieleboh. Ich habe ihm ein schönes Haus bauen lassen, mit bunten Bildern seiner Heiligen und gläsernen Fenstern und einem Kreuz aus Gold auf dem Altar.
Für seinen Priester lasse ich teuren Wein kommen für seine Rituale und suche ihm die schönsten Knaben als Ministranten aus. Ich lasse sogar Oliven aus dem Süden kommen für die Fastenzeit vor Ostern.
Ich tue mein Bestes für den neuen Gott und bin ihm nicht feindlich gesonnen, wie es viele meines Hauses sind."
Gerold
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Re: [1258] Rheingold und Weichselstahl [Gerold, Marzanna]

Beitrag von Gerold »

Er war froh, dass sie sein Kompliment mochte und nicht über ihn lachte. Anscheinend fand sie ihn auch schön, oder zumindest stattlich.

"Ein Buhurt ist eine schöne Sache, aber lieber kämpfe ich zu Fuß mit dem Schwert, da ich da meine Stärken besser ausspielen kann. Aber wir können gerne auch einen Buhurt probieren. Ich bin bloß vielleicht etwas aus der Übung!", meinte er und lachte über sich selbst. War doch ein Klischee, dass die Deutschen keinen Humor hatten.

Das sie ihn kontrollieren wollte beim trinken war in Ordnung. Er fand es etwas komisch, dass der Gedanke sie offenbar, erregte. Aber so waren wohl die Frauen, dachte der Sexist. Gerold konnte Charmant zu Frauen sein wenn er sich anstrengte, aaaaber von Emanzipation verstand er gar nichts.

"Das ist interessant. Ich bin noch nicht lange in Polen und sammele immer noch Eindrücke. Bisher gefällt es mir aber gut!", gab Gerold zu. Die Stummen. Aha.

"Biebeboh? Was ist das für ein Gott?", fragte Gerold verwirrt. Er war in seinen religiösen Ansichten natürlich ziemlich festgefahren. Grade die baltischen Heiden konnte er nicht ausstehen und bekämpfte sie fanatisch. Doch mit ihren Ansichten konnte er sich arrangieren. Jeder glaubte irgendwie anders.
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Marzanna
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Re: [1258] Rheingold und Weichselstahl [Gerold, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

Marzanna lachte hell und jugendlich. "Nein, ein englischer Kampf, natürlich. Zu Fuß! Ich will doch nicht, dass die armen Rösser sich im Dunkeln die Beine brechen. Wir Slawen sind abergläubisch, was Pferde angeht. Zudem würden sie scheuen, wenn Ihr gegen sie kämpft und das wäre unfair.
Nein, ein Kampf mit stumpfen Klingen bei voller Rüstung im Karree. Und vielleicht auch lieber ein Einzelkampf. Sonst wird es unübersichtlich.
Ein Sergeant von Hauptmann Jaroslaw wird sich sicher anbieten. Die lieben es, sich zu messen. Sie balgen sich gerne wie ihre Hunde."

Auf der Frage nach dem Gott der Polen schaute sie verträumt aus dem Fenster in die Nacht hinaus und sang leise:

"Erzähl uns Gamayun, prophetischer Vogel,
wie die Unter-dem-Himmel-Welt erbaut wurde,
wie die himmlischen Mächte wurden geboren,
wie der strahlende Bieleboh wurde geboren.

Und über die dunklen Mächte erzähle uns,
und über den ersten Kampf zwischen Licht und Dunkel,
und über den Sieg von Wahrheit über Lug,

Ich werde es Euch nicht vorenthalten,
was ich weiß,
wie die Ente auf die See schwamm,
wie die Ente sich abspülte,
wie sie sich schütttelte,
wie sie schrie:
Hey, du, See, blaue See!
Hey, du, Mutter, Mutter feuchte Erde!
Hart und heftig für mich, verborgen in mir
zwei Mächte Yav und Nav,
das Weltenei Rod
Und sie legte Eier aus Eisen und Gold.

Ich werde es Euch nicht vorenthalten,
was ich weiß,
Vor dem Weißen Licht war die Welt in Dunkelheit
nur Rod war in der Dunkelheit, unser Ahne,
Rod, die Quelle des Universums, der Vater von Bieleboh.
Am Anfang war Rod gefangen in einem Ei,
er war die unempfangene Saat,
er war der ungeöffnete Topf.
Aber seine Gefangenschaft kam zu einem Ende
Rod gebar die Liebe und die Macht der Liebe zerbrach sein Gefängnis."
Gerold
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Re: [1258] Rheingold und Weichselstahl [Gerold, Marzanna]

Beitrag von Gerold »

Ihr Lachen war schön so wie sie. Er nickte als sie den bevorstehenden Kampf beschreiben tat. So war es gut.
Dann lauschte er still ihren Ausführungen. Ihm kam dieser Gott immer noch sehr heidnisch vor. ABER gut. Konnte er halt nichts dran ändern. Oder sollte er sie zum strengeren Katholizismus bekehren.
"Können wir dann anfangen?", meinte er auf Bezug auf Kampf, "Oder wolltet ihr selbst mal die Schwert Kunst meistern?" im Westfalen war er ja ein wahrlich Meister geworden.
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Marzanna
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Re: [1258] Rheingold und Weichselstahl [Gerold, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

Marzanna lachte hell und winkte elegant ab. "Nein, Frauen sollten nicht kämpfen, Frauen müssen dafür sorgen, dass ein Mann für sie kämpfen will. Und da finden sich sicher welche."

Sie liess ihre Leute im Burghof ein Areal abstecken und durch Fackeln beleuchten. Natürlich standen die weit genug entfernt, um den Vampir nicht zu reizen.
Eine Menge Zuschauer fand sich alsbald trotz der abendlichen Stunde ein und auch ein Herausforderer stand bereit.
Es war ein junger Heisssporn mit roten Haaren und Sommersprossen, den flaumigen Bart der Jugend. Er trug Kettenhemd und Schild, sein Schwert war stumpf und die Spitze abgerundet.
Auf dem Schild prangte der Drache des Hauses. Eine entfernte Familienähnlichkeit des jungen Mannes zu Marzanna war zu erkennen.
Gerold
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Re: [1258] Rheingold und Weichselstahl [Gerold, Marzanna]

Beitrag von Gerold »

"Das seht ihr etwas zu konservativ. Ein Kainskind braucht Erfahrung in der Selbstverteidigung.", befand er.

Gerold nickte alsbald seinen Gegner zu. Er schien kompetent, wenn auch Unterlegen. Der Deutschritter zog Schwert und ging mit dem Turmschild erstmal auf Verteidigung. Fast passiv spielte er mit dem Feind." Na?! Soll ich mal ernst machen? ", provozierte er.
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Marzanna
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Re: [1258] Rheingold und Weichselstahl [Gerold, Marzanna]

Beitrag von Marzanna »

Marzanna kicherte mädchenhaft. "Oh, ich kann mich im Notfall verteidigen, nur eben nicht dem Schwert. Welcher Drache benutzt Schwerter, wenn er Zähne und Klauen hat?"

Die Umstehenden waren entweder voller Spott, weil der Deutsche sich hinter einem Setzschild verschanzte, der eigentlich nur von Armbrustschützen verwendet wurde, oder sie waren verblüfft, dass er den schweren Schild aus Kiefernholz von einem Zoll Dicke wie einen normalen Schild zu führen wusste.

Auch der jugendliche Gegner wirkte eher besorgt und irritiert als übermütig, während er den Deutschordensritter umkreiste, um nach Lücken in der Abwehr zu suchen.
Der junge Pole machte einen schnellen Ausfallschritt und stach zu, was natürlich von der Pavese abglitt. Er sprang zurück und hielt sich links vom Schwerstgepanzerten, damit dieser vom eigenen Turmschild Sicht und Handlungsfähigkeit eingeschränkt bekam.
Der Deutsche würde den Schild zur Seite halten müssen, um einen Gegenangriff zu führen. Dann wäre er offen für eine Riposte. Die Taktik des jungen Mannes war offensichtlich, war sie doch die einzige Möglichkeit gegen eine solche defensive Kampfhaltung.

Marzanna lernte so viel über diese Art des deutschen Kampfes. Eine Taktik, die sie in den vielen Schlachten gegen zuerst die Slawen, dann die Sarazenen und nun gegen die heidnischen Pomeranen und Balten, die zahlreicher, aber leichter gepanzert waren, entwickelt hatten.
Gerold
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Re: [1258] Rheingold und Weichselstahl [Gerold, Marzanna]

Beitrag von Gerold »

"Na dann. Trotzdem wünsche ich euch die schöne Kunst des Schwert Kampf beizubringen. Das wäre ein großer Spaß!", gestand er, wollte Marzanna mal richtig schwitzen sehen.

"Na wenn ihr so voller Spott seid dann kämpft doch mit!", forderte Gerold das Publikum auf. Grade hätte er eine Armee besiegen können. Oder er tat so. Nach dem Vorgeplänkel trieb er seinen Gegner mit brutalen Hiebe zurück, ganz als sollte er sich an einer Fackel verbrennen! Das war eine tolle Show.
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