[1260] Das Flüstern der Brücken [Bogdan, Jaromir]

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Re: [1260] Das Flüstern der Brücken [Bogdan, Jaromir]

von Jaromir der Henker » Di Sep 09, 2025 2:23 pm

Jaromir verharrte einen Moment, das eine Auge dunkel und wachsam, das andere trüb und wie ins Leere starrend. Dann schüttelte er langsam den Kopf.

„Nein,“ krächzte er. „Ich habe nur Reiter gesehen, die Staub hinter sich lassen. Männer mit Pfeilen und Klingen. Blut habe ich aus ihren Kehlen gekostet – warm, gewöhnlich, menschlich.“

Seine Finger krallten sich unbewusst fester um den Stiel der Axt.
„Doch was ihr beschreibt…“ Er hielt kurz inne, als müsse er die Worte in den Mund zwingen. „…Stille. Leere. Brennendes Blut. Ich kenne es nicht.“

Er richtete sich ein Stück auf, als wolle er das Gewicht der Frage zurückgeben.
„Was bedeutet das? Sind es keine Menschen, gegen die ihr sprecht? Sind es nicht die Reiter, die Feuer bringen – sondern etwas anderes, das in ihrem Schatten geht?“

Sein Blick suchte Bogdans Gesicht, lauernd, gespannt wie eine Schlinge.
„Wenn das Land selbst blutet – wonach sucht ihr?“

Re: [1260] Das Flüstern der Brücken [Bogdan, Jaromir]

von Bogdan » Mo Sep 08, 2025 8:02 am

Der Alte nickte.

„Manchmal zwingt uns das Leben, zu Richtern oder Henkern zu werden.
Die Ordnung, beruht ebenso auf Strafe, wie aus der Weisheit, wann Barmherzigkeit angebracht ist.“


Er betrachtete den Nosferatu nachdenklich.

„Seid ihr auf eurer Reise Reitern auf geisterhaften, seltsam stillen Pferden begegenet?
Dem Gefühl von Leere?
Blutender Erde, deren Blut in den Adern brennt ?“


Fragte er schließlich.

„Wir führen mehrere Kriege.
Einen gegen die Horde.
Für die Menschen die uns nähren.
Für die Städte die nicht brennen sollen.
Einen gegen die, welche mit ihr ziehen.
Die das Land selbst vergiften möchten.“

Re: [1260] Das Flüstern der Brücken [Bogdan, Jaromir]

von Jaromir der Henker » Do Sep 04, 2025 7:14 pm

Jaromir senkte den Kopf leicht.

Seine Stimme war tief, heiser, als riss das Wort selbst durch eine alte Narbe:

„Nicht aus Tarnów. Auch nicht aus Lwiw. Ich bin ein Sohn von Sandomierz.“

Ein kurzer Atemzug, schwer wie Eisen.

„Dort wuchs ich auf. Unter den Balken des Galgens, im Schatten der Schande. Mein Vater war der Henker – und ich trat sein Amt an, als man mich kaum einen Mann nennen konnte. Ich zog von Stadt zu Stadt, wenn man mich rief. Lublin, Kalisz, Oppeln….“

Seine Hände lagen ruhig auf dem Griff der Axt, die an seiner Seite hing. Keine Drohung, nur Gewohnheit.

„Viele Gesichter habe ich gesehen, ehe das Beil fiel. Die betenden, die fluchenden, die lachenden. Das war mein Leben – das Gericht der Menschen.“

Er schwieg, ließ die Worte einen Moment in der Dunkelheit verharren, ehe er fortfuhr:

„Die Straßen brachten mich weiter, die Schatten trieben mich dorthin... Und nun führen sie mich hierher. Nach Krakau. Die Schlinge zieht sich zu... und ich bin bereit das Urteil zu vollstrecken, für die Schuld welche die Mongolen auf sich geladen haben."

Jaromir hob den Blick, das eine trübe Auge, das andere schwarz wie tiefer Grund.

Re: [1260] Das Flüstern der Brücken [Bogdan, Jaromir]

von Bogdan » Mi Sep 03, 2025 12:02 pm

Der Alte nickte.
Ein grimmiger Zug schlich sich in sein Gesicht

“Jeder Feind, der erschlagen wurde, ist ein Dienst an dieser Stadt, werter Jaromir.
Es besteht kein Grund sich dafür zu entschuldigen.”


Dann lächelte er.

“Dieses Haus, ist nicht meine Domäne, ich bin hier nur Gast.
Wie vermutlich auch ihr.”


Ein Arm erhob sich zur Entschuldigung.

“Ich vermag über den Herren dieses Hauses, nicht zu urteilen.
Er wird euch finden, wenn er euch für einen Eindringling hält und euch möglicherweise begrüßen, so ihr sein Gast seid.”


Seine Augen musterten den Fremden aufmerksam.
Schienen von seiner Gestalt nicht erschreckt.

“Ihr seid neu - wie viele in diesen Tagen.
Wenn ihr euch der höchst verehrten Prinzessin vorstellen wollt, so sprecht im Gasthaus zur Blutigen Klinge mit dem Wirt Pawel.
Er wird euch eine Audienz verschaffen können.”


Wieder lächelte er.

“Es ist zu vermuten, dass dieser Tage, jeder Verteidiger Krakaus, ein gern gesehener Gast ist.”

Dann wieder ein prüfender Blick.

“Doch woher kommt ihr ? Tarnow ? Lublin ? Lwiw ?”

Re: [1260] Das Flüstern der Brücken [Bogdan, Jaromir]

von Jaromir der Henker » Do Aug 28, 2025 1:30 pm

Er sah die Glut in den Augen des Alten und überlegte ob er so etwas schon einmal gesehen hatte. Was wusste er über den Clan des Tieres? Nicht viel...

Jaromir selbst schien die Dunkelheit nicht zu stören, er konnte den Alten und auch die Ruine gut sehen.

Er antwortete nicht sofort.
Lies die Ruhe zwischen ihnen einen Moment bestehen. Dann:

„Ich hatte… Gesellschaft“, sagte er.
Die Worte klangen rau, als kämen sie aus tiefem Holz.
„Männer aus dem Osten. Reiter. Ich habe Blut vergossen. Zu viel, vielleicht. Ich wollte den Spähtruppen aus dem Weg gehen. Deshalb bin ich hier.“

Er trat einen Schritt zur Seite, so dass der Fluss im Blick blieb, und der Mann im Schatten auch.
„Ich suche keinen Streit, Bogdan. Ich will wissen, ob ich hier Zuflucht finden kann. Oder ob dieser Wald schon einem Eid gehört.“

Ein schmaler Zug über sein Gesicht, wie ein Schatten von Respekt.
„Ich bin noch jung in dieser Nacht. Nicht so töricht, fremden Boden absichtlich zu betreten.“

Die Weichsel rauschte, langsam, dunkel.
Jaromirs Stimme blieb ruhig, doch sie hatte den Druck der Notwendigkeit.
„Kann ich mich hier bewegen – ohne, dass ich Grenzen breche? Ist es in Krakau sicher für unsereins?“

Er wartete.
Die Hände blieben locker, der Körper still, er wollte den Alten nicht provozieren.

Re: [1260] Das Flüstern der Brücken [Bogdan, Jaromir]

von Bogdan » Do Aug 28, 2025 1:06 pm

Das „Haus“ vor dem Jaromir stand, war kaum mehr als vermoderte Balken.
Der Reisig auf dem Dach war längst lückenhaft.
Teile der Wände waren eingerissen.
Neue „Fenster“, erlaubten seitlich den Blick, in etwas, das vor langer Zeit, einmal ein heimeliges Heim gewesen war.

Drinnen war es dunkel.
Doch als Jaromir nun vor dem Steg zur Weichsel stand, konnte er drinnen einen dunklen Schemen erkennen.
Der sich rasch, aus sitzender Postion erhob.

Die Stimme verstummte.

Zwei rote Augen, wie Kohlestücke glühten auf.
Namen den Besucher vor der Öffnung in Augenschein.

Die dunkle Stimme, die eben noch eine andere Geschichte erzählt hatte, erhob sich erneut.
Nicht laut, mir einem warmen Nachklang.

„Ich bin selbst nur ein Gast in diesem Hause, werter Jaromir, Kind des Borivoj.
Mich hast du, nicht beleidigt.“


In der Dunkelheit mochte der Nosferatu ein respektvolles Nicken erahnen.

„Mein Name ist Bogdan,
Kind des Abdul ibn Yussuf,
Neugeborener des Clans des Tieres,
Wächter Krakaus.

Es ist schön, dich zu treffen.
Was führt dich, zu dieser Zeit, an diesen uralten Ort ?“


Langsam trat der Alte ein wenig näher heran.
Lies zu dem Nosferatu, aber sichere drei bis vier Meter Abstand.

Vor Jaromir, stand ein alter Mann, tiefe vom Wetter gezeichnete Falten um Augen und Stirn, erzählten von einem langen Leben. Sein Gewand ist schlicht, nach Wald und Rauch riechend, an einem ledernen Gürtel, hing in einer Scheide, ein großes Jagdmesser. Der Mantel, den er normalerweise darüber trug, mochte irgendwo innerhalb des Hauses über einem Stein ruhen.

Re: [1260] Das Flüstern der Brücken [Bogdan, Jaromir]

von Jaromir der Henker » Do Aug 28, 2025 11:54 am

Jaromir hörte die Worte und spürte etwas in ihnen, das schwerer war als eine Drohung. Maß. Eid. Ordnung. Via Regalis. Kein Name, den ein Bauer kannte. Kein Gebot, das Menschen bindet. Das war einer der Wege. Sein Weg.

Und Jaromir begriff – er stand hier nicht allein. Er stand nahe einer Zuflucht, vielleicht in einer Domäne. Unter einer Ordnung, die älter war als das Holz dieses Hauses.

Die Weichsel floss unentwegt weiter. Jaromir bewegte sich. Langsam. Sichtbar. Kein Jäger mehr, der sich anpirscht.

Er trat aus dem Schatten des Hauses. Schlamm klebte an den Stiefeln, das Blut war längst dunkel geworden auf seiner Kleidung. Sein Rücken war gerade, sein Blick fest. Die Hände leer, die Axt am Gürtel.

„Herr des Hauses.“ Seine Stimme war tief, ohne Zittern. „Ich wusste nicht, wessen Schwelle ich überschreite. Ich bekenne mich.“

Ein Schritt weiter, er nahm das Tuch, das den unteren Teil seines Gesichtes verborgen hatte ab und die Kapuze zurück.

„Ich bin Jaromir. Neugeborener der Verborgenen. Kind des Borivoj. Ich wollte eure Domäne nicht uneingeladen betreten - ich nur einer, der seinen Weg sucht.“

Die Stille die folgte war zäh, wie Leim

Re: [1260] Das Flüstern der Brücken [Bogdan, Jaromir]

von Bogdan » Do Aug 28, 2025 9:48 am

Jaromir stand nahe des verfallenen Hauses.
Dort, wo eben noch die Katze saß.
Der Steg knarrte leise.
Die Weichsel atmete.
Er lauschte.

Aus der Dunkelheit kam eine Stimme.
Tief. Ruhig. Alt.
Bogdan sprach.
Er erzählte.
Jaromir rührte sich nicht.

„Ich war alt, als ich ihm begegnete“, sagte die Stimme.
„Kein Junge mehr. Ein Jagdmeister, der zu viel gesehen hatte.“

Kurze Pause.
Das Wasser strich am Holz entlang.

„Es war Winter. Der Wald war hart. Die Fährten klar.
Ich folgte einer Spur und fand keinen Hirsch.
Ich fand einen Mann.“


Ein fernes Schaben.
Vielleicht Leder auf Holz.

„Dunkle Augen. Ein ruhiger Gang.
Abdul ibn Yussuf.“


Der Wind wechselte.
Schilf raschelte.

„Er sprach sanft. Er prüfte hart.
Nicht mit Schlägen. Mit Fragen.
Er zeigte mir Schweigen.
Und er zeigte mir Maß.“


Jaromir blinzelte.
Er blieb im Schatten.

„Ich blieb sterblich. Lange.
Er lehrte mich, was Nacht bedeutet.
Er lehrte mich, was ein Eid bedeutet.
Er zeigte mir die Ordnung der Höfe.
Die Via Regalis.
Wie man trägt, statt prahlt.
Wie man dient, statt fordert.“


Die Stimme senkte sich.

„Ich jagte mit ihm.
Ich lernte Worte, die nicht aus Polen stammen.
Arabisch. Alte Namen für Sterne.
Und das Lauschen auf Dinge, die keine Namen haben.“


Ein Tropfen fiel von der Dachkante.
Zerplatzte im Schlamm.

„Er stellte Prüfungen.
Geduld. Schweigen.
Wahrheit, ohne Beifall.
Gnade, ohne Zeugen.“


Die Weichsel strömte langsam.
Jaromir atmete flach.

„Dann kam der Sturm.
Reiter aus Osten.
Feuer, das kalt brannte.
Ich war alt.
Mein Körper war Erde.
Er sagte mir: Wähle.“


Ein leiser Druck in den Worten.
Wie Schnee vor dem Brechen.

„Sterben.
Oder trinken.
Damit der Eid nicht stirbt.“


Kurze Stille.

„Ich wählte.
Nicht unbedingt um länger zu leben.
Sondern um den Schwur zu halten.
Für Krakau.
Für das Land.
Um den Feind zu bekämpfen.
Aber auch zu verstehen.“


Die Stimme wurde weicher.

„Sein Blut war kein Triumph.
Es war Pflicht.
Salz. Eisen.
Ein Tor, das sich öffnet.
Und nie wieder ganz schließt.“


Ein fernes Knarren im Haus.
Alte Balken, die sich streckten.

„Ich ging hinaus.
Die erste Nacht war klar.
Der Mond stand tief.
Ich hörte den Fluss sprechen.
Und wusste, wem ich nun diene.“


Noch ein Atemzug.

„Abdul blieb mein Lehrer.
Er führte nicht an der Leine.
Er führte am Maß.
Am Pfad der Weisen.
Dienst. Rat. Ordnung.
Nicht um zu herrschen.
Um zu bewahren.“


Die Stimme verwehte kaum.

„Ich bin sein Kind.
Und Sohn dieses Landes.
Ich halte, was ich gab.
So lange, bis der Fluss mich ruft.“


Es wurde still.
Nur Wasser.
Nur Wind.
Das verfallene Haus.

Re: [1260] Das Flüstern der Brücken [Bogdan, Jaromir]

von Jaromir der Henker » Fr Aug 22, 2025 8:59 am

Jaromirs Gesicht verzog sich zu etwas, das ein Lächeln sein sollte, aber mehr nach einer Fratze aussah. Hässlicher als der andere? Das nagte ein wenig an ihm. Für einen Moment spannte sich seine Kiefermuskulatur, als müsste er die Worte der Katze herunterschlucken.

„Hässlich …?“
Die Stimme kam tief, wie das Knurren eines Hundes im Schlaf. Seine Augen funkelten unter der Kapuze, doch statt einer Antwort kam nur ein heiseres Fauchen, das sich in einen seltsamen Laut verwandelte – einen, den keine menschliche Kehle formen konnte.

Der Befehl kroch in die Knochen der Katze wie kaltes Wasser:
„Jagen. Jetzt. Dann ruhe dich aus und jetzt VERSCHWINDE.“

Die Pupillen der Katze weiteten sich, ein Zucken lief durch ihre Muskeln. Einen Herzschlag später wandte sie sich ab und verschmolz mit dem Gras am Ufer, fast geräuschlos, nur das Knacken eines Zweiges verriet ihre Abwesenheit.

Jaromir blieb noch einen Augenblick in der Hocke, der Blick dem dunklen Haus zugewandt. Kein Licht. Nur das schiefe Dach, der schwarze Schlund der offenen Tür. Die Stimme war wieder da – ein Murmeln, tief, fremd, fast wie ein Gebet, getragen von der Dunkelheit. Worte, die er noch nicht verstand, aber die eine Schwere in sich trugen, die seine Haut kribbeln ließ.

Langsam, jeden Schritt bedächtig setzend, begann Jaromir sich vorwärts zu bewegen. Seine Bewegungen verschmolzen mit den Schatten, der Geruch von feuchtem Holz und Moder legte sich auf seine Zunge. Näher. Leiser. Die Dunkelheit umschlang ihn wie ein nasses Tuch.

Als er die Hauswand erreichte, hielt er inne.
Das Gemurmel war klarer jetzt. Eine Männerstimme. Ruhig. Monoton. Doch kein Gebet.

Re: [1260] Das Flüstern der Brücken [Bogdan, Jaromir]

von Bogdan » Fr Aug 22, 2025 8:35 am

Die Katze legte den Kopf schief.
Betrachtete ihn neugierig aber mit einer ordentlichen Portion Vorsicht.
Offensichtlich, war sie an Wesen wie ihn gewöhnt.
Eine normale Katze hätte anders reagiert.

„Du bist anders als der eine …
bist sonst nicht hier …“


Sie schnüffelte.

„Bist frischer als der eine.“

Sie taxierte ihn.

„Bist kälter und hässlicher als der andere.“

Sie öffnete den Mund.
Lies die Zunge heraus schlüpfen.

„Hast du Fisch?“

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